Den Ernstfall proben: Am Samstag fand eine Gefahrstoffübung bei der Firma Ewald Gelatine in der Meddersheimer Straße statt. Das Übungsszenario: Oberhalb eines Lagertanks tritt in einer Leckage Salzsäure aus, zwei Mitarbeiter auf einem begehbaren Gitter und eine Person auf einem Hubsteiger sind kontaminiert, eine vierte Person ist betroffen. Mit leichten und schweren Chemikalienschutzanzügen (CSA) dichten Feuerwehrleute die Rohre ab.
„Feuer und Rauch zu sehen gibt es heute nicht, das Übungsszenario ist schlimmer. Es kann passieren, dass die Haut in Fetzen abfällt“, warnten vorab die Brand- und Katastrophenschutzbehörde des Kreises sowie das Team Medien um Jörg Dindorf vor unschönen Bildern. Für eine realistische Unfall- und Notfalldarstellung (RUND) zeichnete das Team der Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) um Hans-Dieter Hellriegel verantwortlich, die Komparsen und „Mimen“ sahen geschminkt furchterregend aus. Apathisch und wirres Zeugs redend, geschockt, zitternd und optisch gezeichnet, schwer „verletzt“ verbreiteten Sarah, Magdalena, Philip und Sandra unter den eintreffenden Ersthelfern und Atemschutz-Geräteträgern Gänsehaut und stellten die Feuerwehrleute vor ernsthafte Probleme.

Salzsäure werde für die Prozessabläufe in dem Unternehmen gebraucht. Die Firma Ewald Gelatine halte neben der in Rheinland-Pfalz gesetzlich vorgeschriebenen Wasserdusche weitere hocheffektive und neutralisierende Flüssigkeiten und Spezialmittel überall im Betrieb vor, damit schnellstmöglich eine kontaminierte Person mit geschultem Erste-Hilfe-Personal optimal versorgt werden kann, erläuterte Ewald-Geschäftsführer und Syndikus Lars Grabe.

Im Rahmen der von Oberbrandmeister Thomas Hillenbrand äußerst realitätsnah durchgeführten Übung trafen ständig weitere Einheiten und Spezialkräfte der Gefahrenabwehr aus dem gesamten Kreis ein. Sie wurden nach Bedarf bis zur Alarmstufe 3 nachalarmiert, alles, was in der Verbandsgemeinde (VG) Nahe-Glan unter dem neuen VG-Einsatzleiter Max Kraushaar abzuarbeiten möglich ist. Rund um die 1886 gegründete Firma Ewald-Gelatine standen am Ende 20 Feuerwehrfahrzeuge, die Bad Sobernheimer Drehleiter, Messtechnik der Stadt Kirn, Technisches Hilfswerk, die Dekontaminationseinheit aus Bad Münster baute Dusche und Zelt auf. Bekanntlich ist der Gefahrstoffzug des Kreises aufgeteilt, weitere Gerätewagen Gefahrgut (GW-G) stehen in Bad Kreuznach, Bad Sobernheim und Stromberg. Auch die Bundeswehr und die Drohneneinheit aus der VG Wöllstein waren präsent, denn gerade bei solchen Unglücken ist die Windrichtung von großer Bedeutung. „Wir sind heilfroh, hier für den Ernstfall üben zu können, weil wir vor Überraschungen nicht gefeit sind“, resümierte Hillenbrand.
Der Übung wohnten sowohl Landrätin Bettina Dickes wie der neue Brand- und Katastrophenschutzinspekteur Alexander Roßkopf bei. Zufrieden äußerte sich Max Kraushaar: Seit vier Wochen ist der VG-Wehrleiter Nahe Glan im Amt und hat etwa 20 Einsätze begleitet, die Übung in der Felkestadt habe hervorragend geklappt, sagte er bei der „Manöverkritik“ am Ende des Tages.