Betroffen sind die Kirschsteinanlage, der Fischerplatz (ehemals Wolff'scher Garten) und der Schlosspark. Von 22 Uhr am Abend bis 6 Uhr in der Früh dürfen sie nicht betreten werden. Die Verfügung, erlassen vom Ordnungsdezernat der Stadt mit Udo Bausch an der Spitze ist bis zum Ablauf des Monats Oktober befristet. Verstöße werden mit Platzverweis beziehungsweise einem Bußgeld von bis zu 5000 Euro geahndet.
„Ich habe die Verfügung eben unterschrieben“, bestätigte Ordnungsdezernent Bausch auf Anfrage des „Oeffentlichen“ am Freitagvormittag. Entsprechende Verbotsschilder werden nun installiert. Ein Vorgang, so Bausch, der in Grünanlagen von Großstädten längst üblich ist. „Jetzt sind wir in der Lage, entsprechenden Entwicklungen entgegenzutreten.“
Für den stellvertretenden Leiter der Polizeiinspektion Bad Kreuznach (PI), Arnd Hebel, hat eine blutige Messerstecherei zwischen Afghanen und Türken im Sommer 2014 in der Neustadt den Stein ins Rollen gebracht. Seitdem schwelt der Streit, geraten auch Deutsche zwischen die Fronten. Zuletzt kam es am Mittwoch vergangener Woche in der Kirchsteinanlage zu Kampfszenen zwischen bewaffneten Afghanen und Türken, am zurückliegenden Wochenende zu Belästigungen beim Stadtfest (wir berichteten). „Wir wollen solche Dinge nicht dulden und tun alles, um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten“, sagt Hebel. Dazu zählen zunehmende Kontrollmaßnahmen durch Bereitschaftspolizisten, die seit einiger Zeit die Kreuznacher PI unterstützen. Erhöhter Alkoholkonsum sowie Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz und Körperverletzungen mit höchster Aggressivität werden registriert. Häufiger Ausgangspunkt: die Kirschsteinanlage. Wird dort kontrolliert, beginnt ein sogenannter Verdrängungsprozess in Richtung Fischerplatz oder Schlosspark.
All diese Erkenntnisse sind in die Entscheidungsfindung der Stadt eingeflossen, die Hebel „eine Präventivmaßnahme“, nennt, „um Straftaten zu verhindern“. Denn die ereignen sich seit rund einem Jahr in steigender Zahl, begangen von Jugendlichen mit Flucht- beziehungsweise Migrationshintergrund. Die allermeisten Täter sind bekannt: die üblichen Verdächtigen. Begangen werden Körperverletzungsdelikte, Widerstand gegen Polizeibeamte, Verstöße gegen das Betäubungsmittel- und Waffengesetz. Neben den nun nachts gesperrten Plätzen ist vor allem der historische Stadtkern ein Hotspot, was Zusammenstöße verschiedener Jugendgruppen untereinander betrifft. Die Polizei bestätigt den Eindruck und zeigt schon seit Längerem verstärkt Präsenz in den Gassen des historischen Stadtkerns.
Annette Bauer, Vorsitzende des städtischen Migrationsbeirates und seit fast 30 Jahren in der Flüchtlingsarbeit engagiert, sind diese Entwicklungen vor ihrer Haustür nicht verborgen geblieben. Die Entscheidung der Stadt, potenzielle Versammlungspunkte zu sperren, findet sie richtig. „Man sieht, die Stadt macht sich Gedanken. Es passiert etwas“, äußert sich die ehemalige Stadträtin gegenüber unserer Zeitung. Dies könne aber noch nicht alles gewesen sein, man müsse an vielen unterschiedlichen Punkten ansetzen. Klar sei, alle Probleme ließen sich nicht auf Anhieb lösen. „Man muss schauen, dass man diese jungen Männer in Beschäftigung bringt und sich die Einzelfälle genau betrachten“, sagt Bauer. Und: „Man muss überprüfen, wie sie untergebracht sind und mit wem sie sich umgeben“, benennt sie verschiedene Ansätze. Eventuell könne das Einberufen eines Runden Tisches helfen.