Ein hochsensibles Thema, das man verantwortungsvoll anpacken muss. Und vor dem man nicht die Augen verschließen darf.
Wenn wir als Journalisten eingedenk des Todes eines 35-jährigen Afghanen am vergangenen Samstag vier weitere vergleichbare Gewalttaten innerhalb der vergangenen 18 Monate auflisten, tun wir das nicht, um Ressentiments zu schüren. Wir tun das, weil das nun mal eben unser Job ist. Wegschauen verboten.
Und wie lautet nun die Antwort auf die Masterfrage „Hat Bad Kreuznach ein Sicherheitsproblem?“? Ich würde mit einem klaren Jein antworten. Die Zahlen sprechen eher für ein Nein – auch wenn das auf den ersten Blick seltsam anmutet.
Zwar zeigen Statistiken eine gestiegene Deliktzahl – das weist aber vor allem auf die gute Arbeit der Polizei und deren Aufklärungsbemühungen hin. Bad Kreuznach steht vor den gleichen Herausforderungen wie fast jede andere Stadt ihrer Größe.
Eines darf aber ganz sicher nicht passieren: Dieses Thema darf niemals kleingeredet werden. Denn es existiert ein fundamentaler Unterschied zwischen objektiven Zahlen und subjektivem Sicherheitsempfinden. Wenn sich Bürger abends, wenn es dunkel wird, in Bad Kreuznach unwohl fühlen, dann muss das ernst genommen werden. Über dieses Empfinden muss man sich ein differenziertes Bild machen. Und nicht das Gesabbel in einer Facebook-Gruppe als Richtschnur nehmen.
Angst-Räume ist der Begriff, der dieses fehlende Sicherheitsgefühl, das an Orte gekoppelt ist, beschreibt. Schlecht beleuchtet, abgelegen, vermüllt, lösen sie diese Angst aus. Die kann unbegründet sein. Oder eben begründet, wie im Fall der Kirschsteinanlage. Dem muss entgegengesteuert werden. Die wichtigste Maßnahme aus meiner Sicht ist die Präsenz von Polizei und kommunalem Vollzug an Brennpunkten und zu schwierigen Zeiten. Ein Sicherheitsdienst nutzt da nicht viel. Nun kann man es verlachen, wenn OB Letz persönlich einen Rundgang ansetzt. Das kann man als Symbolpolitik bezeichnen. Aber: Was soll er sonst machen? Das Zeichen finde ich richtig. Auf diesem Thema muss der Fokus nun liegen.
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