Spitzen und Notizenvon Markus Kilian
Kolumne Kreuznacher Kreis-Lauf: Im Nebel der Digitalisierung wird man ja wohl noch faxen dürfen!
An der Mündung des Appelbachs in die Nahe, gegenüber von Bretzenheim, hat unser Leser Horst Seefeldt das stimmungsvolle Spiel des weichen Lichts und der pastellenen Farben eingefangen. Foto: Horst Seefeldt
Horst Seefeldt

So faszinierend das Zusammenwirken von Licht, Nebel und Nahe in unserem Leserfoto auch ist – im Bad Kreuznacher VG-Rat wünscht man sich dagegen doch lieber klare Sicht. Dabei sollte doch die moderne Technik eigentlich helfen ...

An der Mündung des Appelbachs in die Nahe, gegenüber von Bretzenheim, hat unser Leser Horst Seefeldt das stimmungsvolle Spiel des weichen Lichts und der pastellenen Farben eingefangen. Foto: Horst Seefeldt
Horst Seefeldt

Ein Lichtspiel im Wasser

Nicht nur die richtige Technik, auch das richtige Auge hat unser Leserfotograf Horst Seefeldt aus Bretzenheim bewiesen: Stimmungsvoll lugt die Sonne im Morgennebel hinter den Bäumen hervor, wo der Appelbach in die aufgetürmte Nahe mündet. Immer wieder lädt uns die Natur ein, den Anblick zu genießen und einfach mal durchatmen.

Ein Herz fürs Analoge

Auch die Einwohner der Verbandsgemeinde Bad Kreuznach dürfen – zumindest vorerst – aufatmen: Nach all den Querelen kümmert sich das Tierheim weiterhin um die Fundtiere, dafür muss die VG nun eben mehr als das Doppelte blechen. Seit September war unklar, um wie viele Tiere es geht, was für mächtig Zoff und Unmut gegenüber VG-Bürgermeister Marc Ullrich (parteilos, SPD-unterstützt) sorgte.

In der jüngsten VG-Ratssitzung stellte sich aber nun endlich heraus, wie es wohl zu dem Missverständnis kam: „Wir faxen jedes Tier an die VG, aber die Faxe kommen offenbar nicht an“, schilderte Meike Herdener vom Bad Kreuznacher Tierheim. Na, dann ist der Fall doch klar: Die Digitalisierung geht einfach viel zu schnell! Unmöglich, dass in der VG-Verwaltung offenbar keine Faxe mehr stehen. Wer weiß, was den Mitarbeitern deshalb noch alles so durch die Lappen geht? Womöglich wurden manche Sitzungsprotokolle auch per Fernkopierer übermittelt und sind deswegen in den selbstverständlich nur noch rein digitalen Archiven unauffindbar ...

Ein Begriff mit Unschärfe

Die Faxen dicke hatte Marcus Soiné, Vorsitzender des Bad Kreuznacher Tierschutzvereins, weil es überhaupt zu einer so heftigen öffentlichen Diskussion gekommen war. Schließlich sei man nur Dienstleister. Und wenn die VG diese Dienstleistung nicht will, „dann bricht für uns auch keine Welt zusammen“, stellte er klar und störte sich an dem Begriff „Zuschuss“. Denn man übernehme Aufgaben, die die Kommune zu leisten hat, und wolle dafür nun mal Geld haben. Leistung will eben bezahlt werden. Für Soiné eine Herzensangelegenheit: „Da kommt mir Grundpuls!“

Ein Beschluss ohne Rat

Für einen gesunden Ruhepuls der engagierten Verwaltungsmitarbeiter sorgte eine Übergangslösung mit dem Tierheim für Januar, denn sonst wäre die VG rein rechtlich bei Fundtieren in der Pflicht gewesen – personell und finanziell unmöglich. Aber: „Wie konnte die Verwaltung eine Vereinbarung für Januar gegen den Ratsbeschluss treffen?“, fragte Egbert Steinbach (CDU) in der jüngsten Ratssitzung.

Ullrich entgegnete, es handelte sich dabei nicht um den abgelehnten Jahresvertrag. „Anders war es nicht darstellbar.“ Denn: Gerade wegen der Silvesterkracher werden viele Tiere flüchtig, erklärte Ullrich, der selbst eine Katze und mehrere Hunde hat. Steinbach ließ allerdings nicht locker und ist überzeugt vom „Handeln gegen Ratsbeschluss“.

Na, ob da ein gemeinsamer Spaziergang durchs Tierheim Versöhnung bringt? „Sie sind jederzeit gern zu einem Besuch eingeladen“, betonte Co-Leiterin Mona Speicher. Ullrich hatte die Ratsmitglieder bereits für November zu einem Vor-Ort-Termin eingeladen – doch offenbar erschien kein Mandatsträger. Angesichts all der Irrungen und Wirrungen rund um die Beiträge zeigte sich Ullrich in Retrospektive nachdenklich: „Es wäre wahrscheinlich besser gewesen, ich hätte direkt zur Septembersitzung den Tierschutzverein hinzugeholt.“

Auf dem Kornmarkt demonstrierten am Dienstag viele Menschen gegen die AfD, die etwa ausländische Esskultur verbieten will. Foto: Markus Kilian
Markus Kilian

Ein Zeichen für Freiheit

Einigkeit herrscht dagegen beim Flaggezeigen gegen rechts: Die zwölf Bad Kreuznacher Orts- und der VG-Bürgermeister sprechen sich in einer gemeinsamen Resolution für die Verteidigung der demokratischen Werte und der freiheitlichen Grundordnung aus. „Wir wollen nicht tatenlos zusehen, wie unsere Demokratie untergraben und zerstört wird“, heißt es mit Blick auf die aktuellen Proteste für mehr Demokratie. Man werde sich nicht einschüchtern oder provozieren lassen von denen, die einem das nehmen wollen, und sich solidarisch zeigen mit allen, die von Hass und Gewalt betroffen sind. Und: „Wir rufen unsere Mitbürger auf, uns in unserem Handeln zu unterstützen.“

Ein Grenzfall im Wald

Ob bundespolitische Themen oder seltsame Funde im Dorf: Ortsbürgermeister sind die Anlaufstelle für Problemlagen aller Art. Da gibt es nichts, was es nicht gibt. Das kann ein langjähriger Ortsbürgermeister wie der Wallhäuser Ortschef Franz-Josef Jost bestätigen. Der Förster im Ruhestand hat nicht nur drei (wie berichtet), sondern ganze vier Amtszeiten bewältigt und will nun, nach 20 Ortsbürgermeister-Dienstjahren, den Stuhl für die jüngere Generation freimachen.

Mitunter haben aber auch die Vertreter des Gemeindeoberhauptes das zweifelhafte Vergnügen, sich mit kuriosen Anliegen zu beschäftigen. Ewald Eckart, der sich seit vielen Jahren im Rat Wallhausen engagiert und zeitweise auch zweiter Beigeordneter war, erinnerte sich bei der Waldbegehung an eine Episode aus der Urlaubsvertretung für Jost.

Ein Anrufer meldete ihm: Da liegt ein toter Fisch im Wald, dort wo die Gemarkungen von Wallhausen und Sommerloch aneinandergrenzen. Fernab von jedwedem Gewässer hatte ein Unbekannter einen kapitalen Stör mitten im Forst ausgesetzt oder verloren. Wie der Knochenfisch in den Wald kam, ist bis heute ungeklärt. Kurzzeitig hatte Eckart sogar den Sommerlocher Ortsbürgermeister Thomas Hasslinger in Verdacht, ihm den Problemfall mit einem kleinen Fußkick über die Ortsgrenze beschert zu haben. Der „Grenzfall“ hat die diplomatischen Beziehungen der Nachbarorte nicht weiter belastet, den Fisch ließ Eckart ordnungsgemäß entsorgen.

Kurios war auch eine weitere Meldung eines Anwohners, der eine über die Straße hängende Kreissäge meldete. Hier war die Ursachenforschung etwas leichter: Normalerweise ist das Arbeitsgerät an einem Kran auf einer Baustelle gesichert; weil es nun den Ortsfrieden störte, konnte der Bürgermeister-Stellvertreter hier auf den zuverlässig wehenden Wind als Problemlöser verweisen.

Echte Routiniers an der Tischtennisplatte (von links): Albert Schmitz, Klaus Wichmann, Horst Schulten und Oswald „Ossi“ Stumpf Foto: Konny König
Konny König

Ein Hobby fürs Alter

Im windgeschützten Rahmen, nämlich in der Frei-Laubersheimer TuS-Halle, fand zuletzt ein besonderes Tischtennismatch statt, wie Konny König berichtet: Im Kampf um die Meisterschaft spielte die fünfte gegen die sechste Mannschaft der seit 15 Jahren bestehenden Tischtennis-Spielgemeinschaft Frei-Laubersheim, Hackenheim, Winzenheim in Frei-Laubersheim. In der sechsten Mannschaft spielen Haudegen wie Albert Schmitz – der 87-Jährige spielt schon seit 76 Jahren Tischtennis, zuerst in Rüdesheim, dann in Frei-Laubersheim.

Sein Kollege Horst Schulten (86 Jahre) bewegt schon seit 74 Jahren die weißen Bälle über die Platte, genauso wie der 86-jährige Oswald „Ossi“ Stumpf, der nicht nur Mannschaftsführer, sondern seit mehr als 65 Jahren Abteilungsleiter der TuS ist. Und Klaus Wichmann, 70 Jahre alt, bleibt schon seit 60 Jahren am Ball. Insgesamt bringt die Mannschaft um Stumpf stolze 329 Jahre an die Platte, und man ist trotz all der Zeit noch nicht müde. Schon am 27. März 1955 (!) hatten Horst Schulten und Ossi Stumpf laut Ehrenurkunde den zweiten Platz im Herren-Doppel in der A-Klasse bei den Kreiseinzelmeisterschaften Kreis Alzey erreicht. Beim jüngsten Match spielte das Ergebnis übrigens keine Rolle.

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