Als Arbeitsloser musste sich der 53-Jährige aus der Verbandsgemeinde Langenlonsheim-Stromberg etwas überlegen, wie er seinen Drogenkonsum finanziert. „Ich hatte irgendwann die Gelegenheit, mehr zu holen und günstiger, außerdem kannte ich einige, die konsumieren“, erklärte der gelernte Maler und Lackierer vor dem Landgericht, wie er in die Rolle des Drogenhändlers hineinrutschte.
Drogen und Waffen sichergestellt
Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, von Januar bis Dezember 2024 Haschisch, Marihuana, Amphetamin, Ecstasy und Kokain von einem Lieferanten eingekauft und mit einem Aufschlag weiterverkauft zu haben. Nachdem die Polizei einen Hinweis aus dem Kundenkreis des 53-Jährigen erhalten hatte, fand am 17. Dezember letzten Jahres eine Durchsuchung der Wohnung des Angeklagten statt. Die Beamten kamen frühmorgens um 6 Uhr und mit Verstärkung, da der Verdacht bestand, dass der Angeklagte eine Schusswaffe im Haus hat.
Sie stellten in der kleinen Wohnung rund 310 Gramm Haschisch, 735 Gramm MDMA-Pulver, 686 Gramm Amphetamin, 66 Ecstasy-Tabletten, 19 Gramm Kokain sowie 528 Gramm Marihuana sicher. Außerdem entdeckten sie die Medikamente Viagra und Tilidin. Bei den Drogen, die unter anderem in einem Koffer und einer Reisetasche aufbewahrt wurden, fanden sie neben einer Feinwaage auch ein feststehendes Messer, einen Taser und Kleinkalibermunition. Aufgrund der Mengen an Rauschgift wurde der 53-Jährige, der sich sehr kooperativ bei der Maßnahme verhielt, vorläufig festgenommen.
Risiko durch Schwarzmarkt
In dem Verfahren vor der zweiten Strafkammer mit der Vorsitzenden Richterin Annegret Werner räumte der nicht vorbestrafte Handwerker ein, dass er die Drogen von einem Dealer in Wiesbaden bezogen hat. Man habe sich dort auf dem Parkplatz eines Schnellimbisses oder einer Autoglasfirma getroffen. Zuerst habe er es mit dem vermeintlichen Boss zu tun gehabt, der in einer Luxuskarosse kam. In der Folge hätten ihm dann sogenannte „Läufer“ die Ware auf Kommission ausgehändigt und Geld von ihm in Empfang genommen. „So genau schaue ich mir die Leute nicht an“, zeigte der Angeklagte sehr verhaltene Bereitschaft, sich an Details zu seinen Geschäftspartnern zu erinnern.
Obwohl er einmal dafür engagiert wurde, die Wohnung des Dealers in Wiesbaden zu streichen, konnten die Ermittler aufgrund seiner spärlichen Angaben den Lieferanten nicht identifizieren. Dass er entdeckt wurde, wirft noch ein anderes Licht auf die Situation von Menschen mit Suchtproblemen. Weil er annahm, er habe eine Überdosis erwischt, hatte ein junger Mann, der bei dem 53-Jährigen kaufte, seine Ex-Freundin verständigt. Die Frau, die selbst durch Drogen eine psychische Erkrankung erlitten hat, rief daraufhin einen Krankenwagen. Bis die Sanitäter bei ihrem ehemaligen Partner eintrafen, hatte der sich aber eines anderen besonnen und schickte den Rettungswagen weg.
Hohe Strafen für bewaffneten Handel
„Ich hatte ihm geschrieben, er soll meinem Freund nichts mehr verkaufen. Aber der ist immer wieder zu ihm hin und hat sich etwas geholt“, sagte die Zeugin aus. Am meisten beunruhigte sie, dass das Amphetamin, das der Angeklagte verkaufte, gestreckt sein könnte. Nach ihren Angaben fuhr der 53-Jährige, der seit einigen Jahren arbeitslos und verschuldet ist, einen schnittigen Zweisitzer. Er soll nicht nur bei sich zu Hause Kunden bedient haben, sondern auch auf einem Mitfahrerparkplatz an der A61. Da bei der Durchsuchung die genannten Waffen wie der Taser und das Messer gefunden wurden, wirft die Staatsanwaltschaft dem Angeklagten in einem Fall bewaffnetes Handeltreiben mit Drogen vor.
Dafür sieht das Strafgesetzbuch einen Strafrahmen von nicht unter fünf Jahren bis zu 15 Jahren vor, in einem minder schweren Fall eine Strafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren. Der 53-Jährige raucht Haschisch, seit er als 19-Jähriger damit in Berührung kam, mit wenigen Unterbrechungen regelmäßig. Nach eigenen Angaben konsumierte er zuletzt auch Kokain. In seiner Kindheit habe er, bis er ins Heim kam, Gewalt im Elternhaus erfahren. Die Verhandlung wird am Montag, 30. Juni fortgesetzt.