Rhein-Nahe muss nachbessern
Klarer Nachholbedarf beim Brandschutz
Das Gerätehaus der Feuerwehr in Münster-Sarmsheim in der Verbandsgemeinde Rhein-Nahe.
Edgar Daudistel

Brand- und Katastrophenschutz sind Pflichtaufgaben der Kommunen. Doch was tun, wenn Freiwillige fehlen und das Geld knapp ist?

In einigen Gemeinden der Verbandsgemeinde Rhein-Nahe kann der Brandschutz tagsüber nicht sichergestellt werden. Das geht aus dem Brandschutzbedarfsplan hervor, der vom stellvertretenden Wehrleiter Sascha Peifer dem Verbandsgemeinderat vorgestellt wurde. Fast 300 Seiten umfasst das Werk, in dem festgelegt wird, wie viel Fahrzeuge und Personal vorgehalten werden muss, um in der gesetzlich vorgegebenen Zeit Hilfe zu leisten. Noch einmal ging, „durch intensiv geführte Gespräche mit der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier“, der Zwang zu einer Pflichtfeuerwehr vorbei. Die VG bekam ins Stammbuch geschrieben, dass das Material vorgehalten werden muss. „Das Personal ist erst einmal nebensächlich“, so Peifer. Der Personalmangel kann dadurch kompensiert werden, dass andere Einheiten aushelfen.

Nachbarwehren helfen aus, aber Ausrüstung ist notwendig

Der Gefahrenbereich entlang der Bundesstraße 9 wurden durch die ADD hochgestuft. Grund dafür ist ein erhöhtes Verkehrsaufkommen, das Gefahrenpotenzial wird größer. Hohe Gebäude über zwölf Meter, die Nahe und der Rhein, aber auch die Bahnstrecke bestimmen die technische Ausstattung der Wehren. Dazu kommt noch die Bundesgartenschau (Buga) in vier Jahren. „In dieser Zeit wird mit einem starken Verkehrsaufkommen auf der Straße und dem Rhein gerechnet. „Dafür müssen wir auch gerüstet sein.“ Auch die Topografie der Verbandsgemeinde ist bei der Sicherheitsbetrachtung nicht aus dem Auge zu lassen. Eine gewisse Einsatzzeit ist bei den Wehren zu beachten.

Pfeifer machte deutlich, was es die vorgegebene Zeit von acht Minuten bedeutet. „Der Feuerwehrangehörige hat vier Minuten Zeit, um ins Gerätehaus zu kommen, und weitere vier Minuten, um an die Einsatzstelle zu fahren.“ Diese Zeiten seien schwer einzuhalten. Dies auch, weil viele Gerätehäuser nicht optimal in der Gemeinde liegen. „Gebaut wurde damals, weil gerade dort die Gemeinde ein Grundstück hatte.“ Genauso wichtig sei es, auf die richtige Brandschutzkleidung zu achten. Gut aufgestellt zu sein für den Ernstfall heiße auch, die entsprechenden Geräte bereitzustellen.

Notwendige Drehleiter als gebrauchtes Schnäppchen

So muss die Verbandsgemeinde, um den Vorgaben der ADD gerecht zu werden, eine Drehleiter vorhalten. Eine neue Drehleiter wird den Haushalt der VG sprengen. Rund 1,2 Millionen Euro müsste dafür auf den Tisch gelegt werden. Doch in der Verbandsgemeinde Gau-Algesheim ist eine gebrauchte Leiter zu haben. „Das ist ein Glücksfall“, freute sich Peifer. Für gerade einmal 18.100 Euro sei sie zu kaufen. Technisch sei sie in Ordnung. „Mit dem gesparten Geld können wir noch viele Reparaturen durchführen.“ Auch Rettungsboote sind vorzuhalten für Notfälle im Rhein oder in der Nahe. Kurios ist es, dass die Wehr aus Münster-Sarmsheim schneller mit dem Boot, das in Kempten zu Wasser gelassen wird, in Trechtingshausen ist als die dort ansässige Wehr.

Dass sich die Wehren auch über Kreisgrenzen hinaus helfen, ist selbstverständlich. Doch mehr Personal ist erforderlich, um auf eigenen Füßen zu stehen: Jugend- und Bambinifeuerwehr ist das Stichwort.

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