„Es war ein Schockmoment für uns, als wir darüber informiert worden sind, dass die Kita ab Januar in eine andere Trägerschaft übergehen soll“, erinnert sich Andreas Hönig (36), Vater von drei Kindern, die alle die St. Gordianus-Kita besuchen.
Natürlich beschäftigte die Absicht des Bistums Mainz, die Trägerschaft für die katholische Kindertagesstätte St. Gordians im Bad Kreuznacher Stadtteil Planig abzugeben, auch den städtischen Jugendhilfeausschuss.Ungewisse Zukunft: Planiger Kita ist auch im Jugendhilfeausschuss ein Thema
Hönig ist Elternausschussvorsitzender, und gemeinsam mit anderen Vätern und Müttern hat er einen Brief an Bischof Peter Kohlgraf geschrieben. Doch der blieb die Antwort bislang schuldig. „Statt dessen bekamen wir einen Brief von Unikathe“, berichtet Lars Heckmann (42), Vater von vier Kindern, von denen das Jüngste die Kita besucht. Der im Juli gegründete Kita-Zweckverband Unikathe im Bistum Mainz soll von 180 katholischen Kitas 150 bis 160 übernehmen. 20 bis 30 sollen jedoch nicht in den Zweckverband aufgenommen werden, darunter auch die Kita Gordianus.
„Wir verstehen überhaupt nicht, warum uns Unikathe antwortet, wenn unsere Kita doch gar nicht in den Zweckverband überführt wird“, sagt Heckmann. Offenbar hat Bischof Kohlgraf den Elternbrief an Unikathe weitergegeben mit der Bitte um Beantwortung. In dem Schreiben heißt es: „Die finanzielle Situation im Bistum Mainz verlangt auf allen Ebenen Einsparungen, wovon die Kitas leider nicht ausgenommen werden können.“ Dabei habe es im Vorfeld geheißen, dass sich die Kosten im Rahmen halten würden, berichten Heckmann und Hönig. Doch mehr wissen die Eltern noch nicht. Was sie wollen, ist eine Erklärung. „Wir möchten ein Gespräch vor Ort, damit wir in einen Dialog treten können“, erklärt Andreas Hönig.
Es sei mal die Rede davon gewesen, dass es noch weitere Aspekte gibt als nur die finanzielle Seite für die Aufgabe der Kita durch das Bistum. Doch welche sind das? Und wie wird die künftige Erziehung ihrer Kinder aussehen? Das fragen sich die Eltern. „Die meisten Mütter und Väter haben sich ja bewusst für eine katholische Einrichtung entschieden“, sagt Heckmann.
Ihnen gehe es um eine Vermittlung christlicher Werte, die sie gefährdet sehen, wenn aus St. Gordianus eine städtische Kita wird. Hinzu kommt noch: „Zwei Erzieherinnen haben gerade gekündigt“, erzählt Hönig. Ob das mit der wechselnden Trägerschaft zusammenhänge, sei nicht bekannt. Doch die Eltern sind beunruhigt, denn sie wollen keinen weiteren Verlust der für die Kinder wichtigen Bezugspersonen, die immer eine sehr gute pädagogische Arbeit geleistet hätten.
Eins ist den Eltern dabei sehr wichtig: Ihr Einsatz für einen Verbleib der Kita beim Bistum Mainz soll nicht zu Lasten einer anderen Kita führen. Im Gegenteil: „Wir möchten mit unserer Petition erreichen, dass gar keine Kita im Bistum abgegeben wird“, sagt Heckmann. Er verweist auf das Bistum Trier, das in einigen Einrichtungen die Bauträgerschaft abgegeben habe, aber die erzieherische Aufgabe weiter ausführt. Für ihn ist das eine Blaupause, wie mit dem Planiger St. Gordianus-Kindergarten verfahren werden könnte. „Statt Kitas zu schließen, will die Diözese Trier die Finanzierung mit den Kommunen neu verhandeln“, sagt er. Das könnte auch in Planig geschehen, regt Heckmann an.
„Die Kirche von Mainz sägt den Ast ab, auf dem sie selbst sitzt. Woher sollen die Gläubigen und Kirchenmitglieder der Zukunft kommen, wenn Kinder und Jugendliche überhaupt keine Kontaktpunkte mit Glauben und Christentum mehr haben?“, fragen die Eltern im zweiten Brief an den Bischof. Auch auf diese Frage haben sie noch keine Antwort bekommen. Dass im nächsten Jahr auch die Pfarrei in der neuen Großpfarrei Bingen aufgehen wird, ist für die Eltern ein weiterer Rückzug der katholischen Kirche aus Planig, während das Bistum darin die Chance sieht, die Kirche in der Fläche zu halten.