Ein Sitz weniger im Verbandsgemeinderat, so sieht das Ergebnis für die FDP nach den Wahlen aus – und das ärgert Thomas Bursian natürlich sehr. Dass die AfD so stark geworden ist und nun sechs Stimmen im Rat hat, daran sei Bürgermeister Thomas Jung mit schuld, ebenso Jochen Stumm als Werkleiter in Kirn. Die Abwasser-Debatte hat Bursians Einschätzung zu Folge zu dem Erfolg der AfD beigetragen. Süffisant spricht Bursian von einer „historischen Leistung des Bürgermeisters, “dass er die AfD im Kirner Land groß gemacht„ habe. Das belege der Vergleich mit Zahlen in der Region. Bursian wirft Jung und Stumm “tölpelhaftes und ungelenkes Verhalten„ vor, mit dem sie das “Abwasserchaos angerichtet haben und verbrannte Erde hinterließen„.
Das ist natürlich starker Tobak, und Thomas Jung widerspricht vehement. Die AfD sei auch anderswo stark geworden, also könne es ja kaum nur am Abwasserthema im Kirner Land gelegen haben. Er räume ja offen ein,die Abwasser-Politik sei “nicht optimal„ gewesen. Doch Bursian suche nun einen Schuldigen, während alle anderen Fraktionen sowie er selbst eine Lösung anstrebten. Daran habe man im Arbeitskreis für Abwasser gearbeitet, doch hier habe “die FDP ja eher mit Abwesenheit geglänzt„.
CDU-Mann Claus Tressel sieht das ähnlich: “Ob das so war, weiß ich nicht. Ich will hier auch niemandem die Schuld zuschieben. Ich denke, es war nicht nur die Abwasserfrage, sondern auch die Frage der Steuer-Hebesätze und andere politische Enttäuschungen. Und viele Dinge, die in Kirn nicht umgesetzt wurden.„
Norbert Stibitz (FWG) betont, er glaube nicht, dass die Abwasserfrage den Erfolg der AfD verursacht habe. Es sei eher die allgemeine Unzufriedenheit mit der Bundespolitik gewesen. “Es ist eben auch die aufgezwungene Fusion von Stadt Kirn und VG Kirner Land, die Probleme geschaffen hat. Da können Thomas Jung und Werkleiter Jochen Stumm nichts für„, so Stibitz. Es müssten nun eben Versäumnisse der vergangenen Jahre aufgearbeitet werden. Die Schuld nun Jung und Stumm in die Schuhe zu schieben sei “etwas zu bequem„. Die beiden hätten ja schließlich das umzusetzen, was der VG-Rat beschließt – “und dafür sind wir alle verantwortlich„. Stibitz unkt in Richtung FDP: “Die sollten sich eher fragen, warum sie selbst in Kirn nicht so doll abgeschnitten haben – wo man doch von Kirn bis Kreuznach nur Bursian auf den Plakaten gesehen hat…„
SPD-Ratsfrau Judith Dröscher zu Folge sei Thomas nicht für den Erfolg der AfD verantwortlich, es seien eher Themen auf Bundes- und Landesebene gewesen. Allerdings räumt sie ein: “Keine Frage: Das mit dem Abwasser war ein Desaster, eine Belastung für die Leute, und es kam zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt für die demokratischen Parteien.„
Wie ihre Partei mit der AfD im Rat umgehen werde, bleibe abzuwarten. “Wir gehen sicher nicht raus, wenn die was sagen, aber die Zusammenarbeit wird sehr, sehr schwierig.„ Nun seien die AfD-Vertreter aber eben da, “und wegdenken kann man sie nicht„. Es gelte nun, die Wähler der AfD “wieder einzufangen„. Die Bundes- und Landesregierung müssten “näher an die Bürger ran„. Auch CDU-Chef Claus Tressel ist noch etwas ratlos: “Wie wir mit der AfD umgehen sollen? Ich weiß es noch nicht, das ist ja auch für uns Neuland. Es kommt darauf an, wie die sich geben. Wenn sie die ganze Zeit querschießen wollen, dann werden sie es schwer mit uns haben. Was ich definitiv ausschließen kann, das ist eine Zusammenarbeit mit der AfD."