Ginge es nach den Kirner Wählern, so wäre die SPD im Kreistag stärkste Partei geworden. Denn so sahen die Stimmen am Sonntag aus. Die Kirner hatten ihre Kreistagsvoten zu 25,1 Prozent an die Sozialdemokraten vergeben, kreisweit kam die SPD dann aber nur auf 21,9 Prozent. Dafür wurde die CDU mit 32,2 Prozent stärkste Partei im Kreistag – hätten die Kirner Wähler alleine entscheiden dürfen, wäre die CDU im Kreistag nur auf 22,7 Prozent gekommen.
Es gab noch andere Unterschiede im Wahlverhalten der Kirner in Bezug auf den Kreistag: So kamen die Bündnis 90/Grünen kreisweit auf ganze 10 Prozent, im Kirner Land nur auf 4,6 Prozent. Dafür legte die AfD zu. Während der gesamte Kreis der rechten Partei 13,8 Prozent gab, kam die AfD im Kirner Land auf 19,8 Prozent.
Das Kirner Land ist im Kreistag ziemlich gut vertreten, dafür sorgt zum einen die FDP. Thomas Bursian und der Kirner Bürgermeister Frank Ensminger wurden in den Kreistag gewählt. Sie stellen zwei der drei liberalen Politikvertreter im Kreistag, der dritte ist der Kreuznacher OB Emmanuel Letz.
Auch bei der SPD kamen die „Westländer“ des Kreises zum Zuge: Judith Dröscher und Lena Müller ziehen in den Kreistag ein. Wobei hier interessant war: Dröscher machte einen Listenplatz gut, sie war auf sechs postiert, kam aber auf den fünften Rang. Das heißt, sie hat gesonderte Direktstimmen bekommen. Dafür sackte Lena Müller, Tochter des verstorbenen früheren VG-Bürgermeisters Werner Müller, ab: Sie war von der SPD für den Kreistag auf Platz 4 gesetzt worden, kam dann aber nur auf Platz 10.
Bitter war die Kreistagswahl für Claus Tressel (CDU): Er war auf Platz 10 gesetzt worden, schaffte es aber nur auf Platz 19 – und war somit aus dem Spiel, denn die CDU kam auf insgesamt „nur“ 16 Sitze. Dafür zog Thomas Jung als Bürgermeister der Verbandsgemeinde an ihm vorbei, obwohl er gar kein CDU-Parteibuch hat. Er war auf Rang 19 gesetzt und kam auf Platz 13, ist somit im Kreistag. Tressel muss sich mit einem Nachrückerplatz begnügen.
Tressel fuhr direkt in der Wahlnacht mit Freunden an die Ostsee, und er räumt freimütig ein, vom Wahlergebnis zum Kreistag enttäuscht gewesen zu sein. Vor allem, weil Thomas Jung an ihm vorbeigezogen war, der von Landrätin Bettina Dickes auf alle Termine mitgenommen worden sei – dabei sei doch Jung „keiner von uns“. Ihm sei hingegen untersagt worden, für sich im Kreisgebiet Werbung mit Plakaten oder verteilten Visitenkarten zu machen. Natürlich habe Jung auch davon profitiert, als früherer Eintracht-Fußballer sehr bekannt in dieser Szene zu sein.
Seine anfängliche Enttäuschung, so Tressel, sei nun aber Zufriedenheit mit den lokalen Ergebnissen gewichen. Vor allem auf die Arbeit im Stadtrat werde er sich nun fokussieren. Da gelte es, formuliert er diplomatisch, dem Bürgermeister Frank Ensminger (FDP) etwas „zur Seite zu stehen“, um mehr für Kirn zu erreichen.
Abgesehen von SPD, CDU und FDP wird das Kirner Land im Kreistag von FWG-Mann Thomas Lorenz aus Simmertal vertreten, er ist einer von zwei für die FWG gewählten Kandidaten.
Von der im Kirner Land frisch angetretenen AfD hat es Christian Weiland aus Hennweiler nur auf Platz 8 der Parteikandidaten geschafft – die AfD hat im Kreistag allerdings nur sieben Sitze, also muss er sich mit dem ersten Nachrückerposten begnügen.