Markus Lerchl (51), der Pfarrer der Pfarrgruppe Bingen und Leiter des Pastoralraumes Bingen, übernimmt zum 1. Februar zusätzlich die katholische Gemeinde Pfaffen-Schwabenheim-Badenheim sowie Sprendlingen-Gensingen. Wenn er dann zum 1. Juli auch noch Planig und Hackenheim übernimmt, wird das Gesicht der neuen Pfarrei Bingen, die zum 1. Januar 2025 an den Start geht, deutlich.
Mit den beiden Wallfahrtsorten, dem Rochusberg im Ostteil und dem Marienwallfahrtsort Pfaffen-Schwabenheim im Westen, hat die neue kirchliche Einheit zwei wichtige Kristallisierungspunkte, gewissermaßen die geistliche Achse der Pfarrei. Das meint Norbert Theis, Vorsitzender der Fördergemeinschaft Kirchen, Kloster und Kulturdenkmäler Pfaffen-Schwabenheim. Auch wenn die Förderer nicht einseitig eine Konfession protegieren, sind sie doch durch die Historie der Stiftskirche mit ihr stark verbandelt. Als Mitglied im Verwaltungsrat der katholischen Kirche hat Theis zudem den Innenblick und weiß, worauf es in der Großpfarrei ankommen wird.
Selbst gestalten hat Zukunft
„Nur wo Menschen selbst gestalten, hat kirchliche Gemeinschaft vor Ort Zukunft“, ist Theis überzeugt. Zudem muss mit der offiziellen Einführung Lerchls am 12. Februar in der ehemaligen Stiftskirche Pfaffen-Schwabenheim nicht gleich das Rad in der Klostergemeinde neu erfunden werden. Die bisherigen Pfarrer Thomas Müller und Rüdiger Eckert bleiben vor Ort und werden als Pfarrvikare das neue Seelsorgeteam verstärken.
Da die Stiftskirche ein wichtiger Teil der Pfaffen-Schwabenheimer Kultur ist, will Theis mit seiner Fördergemeinschaft Dinge rund um das Gotteshaus anbieten. Außer dem Gebet könnten das Vorträge oder Konzerte sein. Wenn auch der ökumenische Gedanke bei der Fördergemeinschaft ganz oben steht, hat man durch die Gründung der Chorale Augustiniense auch eine geistliche Verpflichtung für die Kirche übernommen.
Theis erinnert daran, dass von den steinernen Wänden in Pfaffen-Schwabenheim seit Jahrhunderten der anderthalb Jahrtausende alte Gregorianische Choral widerhallt. „Kirche, das sind keineswegs tote Steine“, sagt Theis. Er möchte zwar ein kunsthistorisch bedeutendes Gebäude fördern, betont aber, dass es sich zuerst um ein Haus des Gebetes handelt. Neben der Förderung der Wallfahrt sieht Theis den Kirchort als Hort der Kirchenmusik. Auch wenn er selbst eine Lanze für den lateinischen Gesang bricht, kann sich Theis gut vorstellen, musikalisch künftig noch breiter aufgestellt zu sein, als das schon derzeit der Fall ist.
Um die Musik an der Stiftskirche kümmert sich Stiftskantor Klaus Peper als Leiter der Choralschola. Peper ist zudem stellvertretender Vorsitzender des Pfarrgemeinderates und Kantor in der Pfarrei Badenheim/Pfaffen-Schwabenheim.
Kirche mit Gesang erfüllen
Schwerpunkte sieht er darin, dass das Erbe einer bald tausendjährigen Geschichte gelebten christlichen Glaubens auch die neu zugeschnittene Pfarrgemeinde prägen wird. Weil Kirchen als Orte für das Lob Gottes gebaut wurden, ist Peper überzeugt, dass das alte Gemäuer dazu einlädt, es mit jenem Gesang zu erfüllen, der dort schon vor Urzeiten erklang. Auch wenn er unterstreicht, dass Gregorianik die ureigenste Form kirchlicher Musik ist, weiß der Kantor, dass jeder seine eigene Ausdrucksweise hat. „Gott gefällt das, was ehrlich ist“, glaubt der Musiker.
Es würde ihn freuen, wenn Pfaffen-Schwabenheim einer der Leuchttürme der Kirchenmusik in der künftigen Pfarrei würde. Musikalische und menschliche Harmonie, wie sie laut Peper an der ehemaligen Stiftskirche praktiziert werden, könnten durchaus eine Anziehung für Nachwuchs haben, hofft er. Das musikalische Repertoire ist bereits jetzt recht abwechslungsreich. So erinnert Stiftskantor Peper daran, dass ein lateinisches Nachtgebet im monatlichen Rhythmus seit vielen Jahren praktiziert wird.
„Auch die deutschsprachige Tageszeitenliturgie, die im katholischen Gesangbuch ein Siebtel des Umfangs ausmacht, ist es wert, erschlossen zu werden“, lädt er zur Mitfeier ein. So wird das Stundengebet an hohen Festtagen bereits im kleinen Kreis praktiziert. Klaus Peper ermutigt die Gläubigen dazu, sich einfach zu trauen.
Sicherheit im Singen bekommen Interessenten in verschiedenen Eintageskursen, in denen liturgische und musikalische Inhalte der lateinischen und deutschen Liturgie vermittelt werden.