Stattfinden sollte das Ganze im Keller der Alternativen Jugendkultur Kreuznach (AJK), bei der die Satirepolitiker ausdrücklich „lieber tanzen statt einfach nur still rumhängen“ wollten. Doch daraus wurde nichts: Die Stadtverwaltung untersagte die Veranstaltung mit Verweis auf das Landesfeiertagsgesetz und das darin enthaltene Tanzverbot an Karfreitag.
Zudem sei die Anfrage erst am Montag und damit schon rein formal definitiv zu kurzfristig eingegangen, berichtet Pressesprecherin Isabel Gemperlein. Die AJK hatte der Satire-Partei zuvor auf Bitten von Dr. Claus Clausen, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Bad Kreuznach und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Bad Kreuznach, bereits nahegelegt, sich einen anderen Veranstaltungsort zu suchen. Die war schnell gefunden: Jetzt sollte gestern ganz offiziell in der Musikkneipe „Dudelsack“ getanzt werden, ehe das Nein von der Stadt kam. Die Partei hatte im Rahmen einer bundesweiten Kampagne auch für Bad Kreuznach gefordert: „Karfreitagsruhe nur denen, die Karfreitagsruhe wollen. Keine religiös bedingte Einschränkung des Rechts auf persönliche Entfaltung.“
Mit folgendem „Trick“, wie es auf der Homepage heißt, wollten die Satiriker die gesetzlichen Vorgaben umgehen: Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 2016 gelte das Tanzverbot an Karfreitag nicht, „wenn der Tanz Ausdruck eines weltanschaulichen Bekenntnisses ist“. Nach dem ablehnenden Bescheid von der Stadt scheiterte die Partei bei der Verwaltung schließlich aber auch mit ihrem Versuch, eine Nachttanzdemo und eine Mahnwache anzumelden. „Wir danken Stadt wie Kirche, dass sie dadurch aufzeigen, dass wir immer noch in Zeiten leben, in denen Christen ihren nicht-christlichen Mitmenschen ihren Willen aufzwingen können statt den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen“, kommentieren Landesvorsitzender Sebastian Evelyn Beuth und Kreisvorsitzender Stefan Butz die Absagen gewohnt ironisch. Auf Rechtsmittel habe man verzichtet, weil die Zeit dafür zu knapp war. Stattdessen soll jetzt im „Dudelsack“ eine „spontane Dämonenaustreibung mit Zuckungen, aber garantiert ohne Tanzen“ steigen.
Nach Meinung von Pfarrer Claus Clausen widerspricht eine Tanzparty ausgerechnet an Karfreitag nicht nur der Gesetzeslage in Rheinland-Pfalz. Er sieht darin auch einen „Affront gegen den tieferen Sinn des Karfreitags, der im Gedenken an den grausamen Tod eines Unschuldigen doch auch ein Zeichen des Protests gegen alles unschuldige und ungerechte Leiden in dieser Welt ist“, wie er betont. „Gerade Menschen, die leiden und verzweifelt sind, finden sich in den Erfahrungen des Gekreuzigten wieder – und das gibt ihnen Trost und Kraft.“
Wer meine, sich über diese zentrale Veranstaltung des christlichen Glaubens lustig machen zu müssen, verkenne diesen tieferen Sinn „und verspottet nicht nur die Gläubigen, sondern im Grunde alle, die in dieser oft so grausamen Welt leiden und sterben“, gibt Clausen zu bedenken. Er respektiere, dass Menschen nicht an Gott glauben können oder wollen. Aber er erwarte umgekehrt auch Respekt vor der gesellschaftlichen Vereinbarung, dass der Karfreitag aus gutem Grund gewürdigt werde – und dazu gehört für den Pfarrer eben auch der Verzicht auf Veranstaltungen, „die andere verletzen können“.