Dabei mag sie den Begriff „Wahlkampf“ angesichts der Weltlage überhaupt nicht: „Gekämpft wird woanders.“ Sie differenziert sehr genau, auch auf der Grundlage ihres analytisch-wissenschaftlichen Hintergrundes. Die 1980 geborene Hüffelsheimerin tritt am 10. November für die SPD an, deren Kreisvorstand sie für die große Aufgabe interessierte und begeisterte.
Eine lange Politkarriere mit Ochsentour durch die Gremien und Instanzen hat Katharina Dahm nicht hinter sich. Sie ist seit 2019 Mitglied der SPD, sitzt im Ortsgemeinderat Hüffelsheim und ist dort Fraktionsvorsitzende. Ihre Arbeitswelt ist die Hochschule. Nach dem Jurastudium, der anschließenden Promotion im Arbeitsrecht sowie der Habilitation im Familienrecht und Sportrecht an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz setzte sie ihre akademische Laufbahn fort und ist seit 2018 Professorin an der Hochschule Mainz.
Zudem ist sie seit 2022 zentrale Gleichstellungsbeauftragte an dieser Hochschule sowie Sprecherin der Gleichstellungsbeauftragten aller Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Rheinland-Pfalz.
„Ich habe schon immer gern viel gearbeitet“, sagt sie beim Interview in der Hüffelsheimer Gaststätte „Waldkoch“, die sie als Gesprächsort ausgesucht hat. Spanferkel ist an diesem Abend die Spezialität des Hauses; Katharina Dahm bevorzugt etwas Vegetarisches, ohne in Ernährungsfragen dogmatisch zu sein.
Anpacken und Organisieren, das ist ihr Ding. Und das vorurteilsfrei und mit dem Blick über den Gartenzaun und auf Best-Practice-Beispiele anderswo. Im Leben hat die als zwölfjährige Polizistentochter nach Hüffelsheim Gekommene wertvolle Erfahrungen gesammelt, die von sportlichen Leichtathletikerfolgen in der Jugend über die Studien- und Promotionsjahre an der Uni bis in den familiären Bereich mit der häuslichen Pflege von Großmutter und Mutter reichten.
Mit der Etablierung in der Hochschulwelt und der Professur in Mainz war die endgültige Verwurzelung im Naheland gesichert. Zusammen mit ihrem Lebensgefährten, Jurist und Notar, und ihrer Mischlingshündin (und vierbeiniger Laufpartnerin) genießt sie die Heimat, erzählt aber auch von familiären Wurzeln mit Familienweingut an der Mosel.
So wirbt sie denn auch in ihrer Selbstdarstellung im Internet: „Sie wünschen sich Kompetenz und Führungsstärke von jemandem, der in der Region verwurzelt ist? Eine Strategin, die neue Wege geht und dabei das Bewährte schützt? Eine pragmatische Juristin, die gerne anpackt und gestaltet? Dann geben Sie mir Ihre Stimme.“
Sie wirkt mit ihrer Art fast so etwas wie ein Gegenentwurf zur quirligen, volkstümlichen und fast allgegenwärtigen Amtsinhaberin. „Biertischhoheit ist nicht mein Ding“, sagt Katharina Dahm fast beiläufig, und „das würde ich als Behördenchefin anders machen.“ Schließlich wolle sie eine Alternative sein und nichts kopieren. Und: Sie habe nichts zu verlieren.
„Katharina bewegt“ ist so etwas wie ihr Übermotto. Weitermachen wie bisher bedeute, Chancen zu verpassen. Im Landkreis würden Ideen fehlen, meint sie, man müsse sich vernetzen und viel mehr trauen, neue Wege zu gehen: „Es läuft doch irgendwie“ – das sei nicht genug. Ein Beispiel dafür sei die vergleichsweise viel zu hohe Arbeitslosigkeit im Kreis. Sie fordert die Bereitschaft für Neues und geht dafür auf die Menschen zu: im Wahlwerben auf der Straße und in Haushalten, bei zahlreichen Terminen fast rund um die Uhr – aber nicht mehr als einer am Abend, das sei sie den Leuten schuldig –, mit einer mengenmäßig eher sparsamen Plakatierung und den 80.000 Flyern, die in dieser Woche kommen.
Die SPD-Kandidatin setzt auch auf das, was sie positive Fehlerkultur nennt: „Fehler dürfen gemacht werden – wenn man daraus lernt und darauf reagiert.“ Scheuklappen sind ihr fremd. Die Leute wollten keine Schuldzuweisungen, sondern Problemlösungen auch über Parteigrenzen hinweg, so ihre Ansicht. Klingt das nach Koalitionsbereitschaft im Kreistag?, werde sie oft gefragt. Doch das müsse der Kreistag selbst entscheiden.
Sie habe Sitzungen besucht, Gespräche mit Parteien und Gruppierungen geführt. Bei den Vertretern der Ränder hoffe sie, „dass die sich selbst disqualifizieren“. Für den 23. Oktober hat Dahm zum „Kommunalpolitischen Austausch“ mit Amtsträgern und Parteien geladen. Dann wohl auch mit dem Thema Sozialstaat: „Leistung ohne Gegenleistung geht nicht.“
Katharina Dahm und Bettina Dickes treffen am Dienstag, 15. Oktober, um 19 Uhr bei der Podiumsdiskussion des Oeffentlichen Anzeigers im Waldböckelheimer Bürgerhaus aufeinander. Anmeldungen per E-Mail an veranstaltungen@rhein-zeitung.net