Platz für Kreuznacher Skulptur
Karl Steiners Seehunde suchen ein Dach überm Kopf
Steffen Kaul ist einer der Seehunderetter. Jetzt sucht er einen neuen Platz für die Skulptur.
Harald Gebhardt

Wohin mit den beiden Seehunden? Noch immer wird ein Platz für die restaurierte Skulptur des Bildhauers Karl Steiner gesucht, die jahrelang auf den Spielplatz Buss’sche Mühle stand. 

Vor dem Verfall wurden die Seehunde, die seit 1961 am Spielplatz Buss’sche Mühle in der Nähe des Ellerbachs standen, an denen aber schwer der Zahn der Zeit genagt hatte, inzwischen gerettet. Die Betonskulptur des Bildhauers Karl Steiner, 1908 in München geboren und 1984 in Bad Kreuznach gestorben, wurde schon 2021 von der Firma Bussmer und Orben fachmännisch-behutsam saniert. Die originären Seehundretter waren Steffen Kaul und Beate Bruns vom Altstadtverein, die im April 2017 eine Spendensammlung für die Sanierung der 1,40 bis 1,50 Meter hohen Figurengruppe initiierten, damit die Seehunde nicht vor die Hunde gingen. 4500 Euro kamen damals für die Seehunderettungsaktion zusammen. Julius Orben verzichtete dann sogar auf einen Teil des Geldes – vor allem deshalb, weil Karl Steiner einst sein Lehrmeister war.

Doch wohin damit? Noch immer stehen die Seehunde auf dem Werkstattgelände der Firma Bussmer und Orben in Planig. Dabei gehören sie ans Wasser. Doch ein geeigneter Platz für die beiden Heuler im Kreuznacher Stadtgebiet ist immer noch nicht gefunden. Einfach zum Heulen!

Als neuen Standort schlägt der Altstadtverein den Gartenpavillon in der Kaiser-Wilhelm-Straße vor. Dort stünden die Seehunde geschützt - und der Mühlenteich ist auch ganz in der Nähe.
Harald Gebhardt

Als Standorte dafür war schon das Foyer im neuen Salinenbad im Gespräch, auch der Teich im Schlosspark und nicht zuletzt im Eingangsbereich im Erdgeschoss des neuen Rathauses am Kornmarkt. Dort wäre er auch in Blickweite zu einem anderen, weitaus bekannteren Steiner-Kunstwerk, dem Originalebrunnen. Doch diese Standortmöglichkeiten haben sich allesamt zerschlagen – aus unterschiedlichen Gründen. Kaul unternimmt jetzt einen neuen Vorstoß. Er, Reinhold Stenger und der Altstadtverein schlagen dafür den Gartenpavillon in der Kaiser-Wilhelm-Straße 7 vor. Das kann sich auch die städtische Kulturamtsleiterin Grit Gigga gut vorstellen. Im neuen Rathaus könne man die Seehunde aus statischen Gründen nicht aufstellen, erklärt sie. „Denn die Skulptur ist tonnenschwer.“

Skulptur muss geschützt werden

Die Skulptur müsse nicht unbedingt im Inneren eines Raumes stehen, sie braucht aber als Schutz einen „Regenschirm“, wie es Grit Gigga ausdrückt. Oder anders gesagt: ein Dach über dem Kopf. Das sei wichtig, weil die Figur sonst wieder Schaden nehmen würde. So gesehen wäre der Gartenpavillon, der vor Jahren auch schon ausgebessert und aufgehübscht wurde, sicher geeignet. Und auch Wasser wäre zumindest in der Nähe, nämlich der Mühlenteich auf der anderen Straßenseite. Allerdings müssten noch die Besitzverhältnisse geklärt werden.

Tempelartiger Bau

Der Gartenpavillon „in Form einer antikisierenden offenen Pfeilerhalle“, so steht es in der Denkmaltopografie, stand „ursprünglich im Garten des abgegangenen Gästehauses Nedelmann, zwischen 1850 und 1860 entstanden“. „Nachdem auf der Ostseite dieses Straßenabschnittes bis zur Badeallee alle historischen Bauten verschwunden sind, gibt nur noch dieser elegante, kleine, tempelartige Bau eine Vorstellung vom herrschaftlichen Anspruch der dortigen Bebauung um die Mitte des 19. Jahrhunderts“, heißt es darin weiter. Später befand sich dahinter die alte Stadtbibliothek, die 1989 durch einen Brand zerstört wurde. Heute wird die Fläche als Parkplatz genutzt.

Am 27. April 2018 wurden die von Karl Steiner 1961 geschaffenen Seehunde von Mitarbeitern der Firma Bussmer und Orben vom Spielplatz der Buss’schen Mühle abtransportiert - kostenlos für die Stadt.
Marian Ristow

Es sind aber auch noch die Roseninsel im Bereich zwischen Milchhäuschen und dem dortigen Brunnen sowie im Kurpark hinter dem Kurhaus in der Nähe der zwei kleinen Gradierwerke im Gespräch, so Grit Gigga. Auch der Kulturausschuss hat die künftige Standortfrage für die Seehunde schon einmal diskutiert, die Entscheidung darüber aber in die Hände der Verwaltung gelegt. Bei der Suche nach dem besten Standort hat Grit Gigga jetzt auch Tourismuschef Michael Vesper mit ins Boot geholt. Bis Frühjahr jedenfalls will man eine Entscheidung getroffen haben, verspricht sie.

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