Ganz so schlimm wie von vielen befürchtet wurde die Stadtratssitzung in dieser Woche, für die vorsorglich gleich schon für tags drauf eine Fortsetzung terminiert war, dann doch nicht. Auch wenn die erste Einlassung von Büfep-Mann Wilhelm Zimmerlin das Schlimmste befürchten ließ: „Das ist für mich die schrecklichste Tagesordnung, die ich als Stadtrat jemals vorgelegt bekommen habe“, erklärte er und fügte noch hinzu: „Eine Horrorliste!“
Mit Power und Esprit
Doch kommen wir erst einmal zu etwas Erfreulichem: Alles andere als Horror war die elfte Charity-Humor-Gala von „Bad Kreuznach lacht … – Lachen für den guten Zweck!“, bei der unsere Zeitung Medienpartner war. Ganz im Gegenteil: „Es war ein Abend, den Bad Kreuznach so schnell nicht vergessen wird!“, schwärmte ein sichtlich zufriedener Initiator Jens Helmer. Was am Sonntagabend in der restlos ausverkauften Nahetal-Arena in Gensingen geschah, lässt sich kaum in Worte fassen – dennoch versuchen wir es: Es war ein Abend, der alle Erwartungen übertroffen, alle Herzen berührt und alle Lachmuskeln auf die Probe gestellt hat – nichts weniger als ein rauschendes Fest der Freude, ein Beben der Begeisterung und ein Festakt der Menschlichkeit. Mit einer sagenhaften Spendensumme von 35.260 Euro zugunsten des Deutschen Kinderhospizvereins und der Reiner-Meutsch-Stiftung Fly & Help bewies die Veranstaltung erneut, dass Humor, Musik und Mitgefühl gemeinsam Großes bewirken können. Mit viel Esprit, Empathie und perfektem Timing führten die bestens aufgelegten – und im späteren Grußwort von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner schon als die Nachfolger von Thomas Gottschalk gehandelten – Moderatoren Constanze Polaschek und Heiko Kraft durch einen Abend voller Pointen, Power und purer Lebensfreude. Einmal mehr bewiesen die beiden, dass sie das Herz dieser Veranstaltung sind – charmant, professionell und mit großem Gefühl für den Moment.
PuK-Puppen auf Tour

Charmant und professionell rührte beim Rheinland-Pfalz-Tag in Neustadt an der Weinstraße auch das Team des Museums für Puppentheaterkultur (PuK) als „Pop-up-Museum“ die Werbetrommel für die Stadt. Finanziell unterstützt wurden sie dabei von der Gesundheit und Tourismus für Bad Kreuznach GmbH (GuT) und dem PuK-Förderverein. Beim Landesfest konnte das Team aus Bad Kreuznach mit Museumsleiter Markus Dorner an der Spitze viele Interessierte, Neugierige und Prominente begrüßen. Am Abend schauten auch Ministerpräsident Alexander Schweitzer und der Neustädter Oberbürgermeister Marc Weigel am Museumsstand vorbei und ließen sich mit Dorner und seiner Ehefrau Eleen zum Erinnerungsfoto ablichten. Zuvor war schon die Schauspielerin Rebecca Simoneit-Barum, die Iffi aus der „Lindenstraße“ vorbei gekommen. Für die Dorners war es übrigens ein Heimspiel. Das Ehepaar betreibt in Neustadt schon seit Jahren d as „Dornerei-Theater mit Puppen“.
Theater im Stadtrat

Zurück in den Stadtrat, wo von Begeisterung, Esprit und Empathie nichts zu spüren war. Theater gab es allerdings schon. Doch zu lachen gab es hier nichts. Es ging hart zur Sache, herzhaft-heftig die Wortwahl: Zimmerlin bezeichnete die Tagesordnung der Sitzung in dramatischen Worten als „ein stadthistorisches Dokument des Scheiterns der stadtpolitischen Elite“. Das sei keineswegs überraschend, sondern komme mit Ansage. Bürgermeister Thomas Blechschmidt warf er vor – dies sei sein Eindruck –, „dass Sie von den Geschäftsführern der Beteiligungsgesellschaft und der Badgesellschaft am Nasenring durch die Manege geführt werden und deshalb in der Bäderfrage bisher kläglich gescheitert sind“. Blechschmidt konterte, kritisierte Zimmerlins Wortwahl: „Hier wird kein Mensch, kein Ratsmitglied, kein Bürgermeister, kein Oberbürgermeister mit irgendeinem Ring durch irgendeine Manege gezogen.“ Alle Entscheidungen, auch die in den Aufsichtsräten, sind unter demokratischen Verhältnissen beschlossen worden, hielt er scharf dagegen. „Nasenringe verwenden wir keine. Was ein Glück, meine Nase ist noch ganz. Ich habe auch keinen an. Ich würde es auch nicht zulassen, mir so ein Ding durchstecken zu lassen. So ein Ding passt in meine Nase nicht rein.“
Merkelbach versus Lorenz
Apropos Nase: Als es um das Thema Parkraumbewirtschaftung ging, um die Bäder, darunter das Bäderhaus, zu retten, witterte Hans Gerhard Merkelbach (Faire Liste) Ungemach und vermutete, dass die Nase eines anderen Ratsmitglieds, nämlich die von Werner Lorenz, dabei befangen sei, weil er eine Vinothek in den Kurkolonnaden betreibt. Noch bevor Merkelbach fertig war, steht Lorenz auf und will den Saal verlassen, als ihn Blechschmidt verwundert-irritiert fragt: „Wo gehen Sie denn hin?“ Merkelbach fuhr fort, bei einer möglichen Schließung des Bäderhauses sei angedacht, die Mietverträge für die Räume in den Kolonnaden zu kündigen. Dadurch würde Lorenz „einen unmittelbaren Nachteil erleiden“. Im anderen Fall wäre ein Weiterbetrieb des Bäderhauses mit Beibehalten des Mietvertrags als unmittelbarer Vorteil anzusehen. Blechschmidt unterbrach kurz die Sitzung, um sich mit der Leiterin des Stadtrechtsamts, Marion Kruger, zu beraten. D ie Retourkutsche kam prompt, doch von anderer Stelle: Stefan Butz (PBK) fand es sehr gut, dass da so genau nachgeprüft werde, ob eine Befangenheit vorliege, dies solle man dann aber auch bei Merkelbach machen. Schließlich sei er Inhaber eines großen Saunabetriebs in der Stadt und entscheide mit über die Schließung der Saunaeinrichtung Bäderhaus. „Ich möchte unserer Vaterstadt eine Prozesslawine ersparen“, erklärte im Fall eins der Bosenheimer FDP-Mann Lorenz schließlich sich selbst für befangen. „Ich kann auch mit rausgehen“, folgte schließlich Merkelbach. „Ich habe damit kein Problem.“ Problem gelöst.
Brückenhaus-Ansicht

Ein Problemfall, ein Sorgenkind, war über viele Jahre auch das Brückenhaus mit der Schwedenkugel im Gebälk. Das ist jetzt zum Glück vorbei. Das von Grund auf und wunderschön restaurierte Wahrzeichen der Stadt auf der Alten Nahebrücke erstrahlt wieder in neuem Glanz – und beherbergt im Erdgeschoss auch wieder eine Weinstube. Beide wurden am Mittwoch eröffnet. Dabei warfen die Redner auch einen Blick zurück in die wechselhafte Geschichte des historischen Bauwerks. Der frühere Stadtrat Wolfgang Mohr hat dazu in seiner Sammlung noch eine besondere Ansicht gefunden. Er schreibt dazu: „Während die Rückseite des wunderschön restaurierten Brückenhauses ebenso wie die des Nachbarhauses aufwendig geschiefert ist, erkennt man auf der gemalten Ansicht von 1901, dass damals deren hinteren Seiten noch keinen besonderen Wetterschutz hatten.“
Weinkönigin Annette Bauer

Wetterschutz brauchten sie nicht: Annette Bauer war zwar nicht die Kapitänin des Nahekahns der jüngst bei leichtem Wellengang die Delegation aus der Bad Kreuznacher Partnerstadt Neuruppin über die Nahe beförderte, aber als Mitglied des Partnerschaftsausschusses war ihr daran gelegen, dass die Schiffsbesatzung nicht nur mit Wasser, sondern mit bestem Nahewein in Berührung kam. Denn ganz nach dem Motto „Eine Bootsfahrt die ist lustig, eine Bootsfahrt die ist schön“ sollten die Gäste aus Brandenburg die Nahekreuzfahrt in bester Erinnerung behalten. Nur schade, dass der eigentliche Kapitän Bad Kreuznachs, Oberbürgermeister Emanuel Letz die fröhliche Bootsfahrt wegen wichtiger Geschäfte verpasste. Oder hatte er wohlwissend, dass Wasser keine Balken hat, Sorge, er könne enden wie einst die Besatzung der Titanic. Dazu braucht es bei dem niedrigen Wasserstand des Mühlenteiches allerdings schon viel Fantasie. Anders sieht das schon in der Kreuznacher Stadtpolitik aus. Bei deren Untiefen hat – auch ohne Tiefgang – schon so mancher Stadtchef Schiffbruch erlitten ...