Es folgt hier ein Tipp für den Englisch-Unterricht am Göttenbach-Gymnasium in Weierbach, Idar-Oberstein, am besten im Englisch-Leistungskurs der Oberstufe. Thema: Analyse tiefsinniger Texte einer ehemaligen Abiturientin namens Jennifer Collet aus Bärenbach. Das wäre mal spaßiger als zum tausendsten Male Shakespeares Macbeth ...
Spaß beiseite: Jennifer Collet – geboren 1985 in Idar-Oberstein, aufgewachsen in Bärenbach, heute wohnhaft in Saarbrücken – hat unter dem Projektnamen „Colletti“ nicht nur eine im Hinblick auf die englische Sprache beeindruckende CD vorgelegt, sondern auch ein kleines musikalisches Juwel.
In die tiefen Windungen der Seele
Das blinkt hochgewienert textlich, denn die von Collet geschriebenen „lyrics“ führen tief in die Windungen ihrer Seele, dazu braucht es viel Courage: zum einen dazu, sich selbst mit seinen Abgründen zu beschäftigen, zum anderen sie öffentlich zu thematisieren. Es ist nun nicht so, dass Jennifer Collet sich selbstbemitleidend in Depri-Musik suhlt, es ist einfach grüblerisch, nachdenklich, tiefsinnig – also schön.

Hinzu kommt, dass die Musik – wir definieren das hier einfach mal als Acoustic Folk Pop – nicht debütierend dahergeschrammelt ist, sondern Collet spielt auch sehr dynamisch und sensibel ausgearbeitet auf ihrer Gitarre.
Besonders glänzt am Collet-Juwel die Facette des Gesangs. Es sollte klar sein: Das ist keine hochsubventionierte, technisch getrickste Megastar-Produktion mit massig Kompression und Autotune, sondern in einem kleinen Studio handgemachte Musik – und man hört keinen Knicks, keinen Bruch in der gesungenen Melodie, keine schiefen Ausrutscher in den mehrstimmigen Passagen.
Der berühmte „Klebeeffekt“ des Saarlands
Jennifer Collet wuchs in Bärenbach auf, ihr Vater war Polizist, ihre Mutter Krankenschwester, später Erzieherin. Nach ihrem Abi 2004 wollte sie den stark überlaufenen Studiengang Populärmusik und Medien in Paderborn antreten, und um die Wartesemester zu füllen, absolvierte sie ein Praktikum in Saarbrücken. Dort lernte sie ihren künftigen Mann kennen, und sie blieb: „Der berühmte Saarland-Klebe-Effekt“, sagt sie schmunzelnd.
Als Schülerin hatte sie schon Musik gemacht, auch mit Freunden in einer Punkband gerockt. Und die Musik ließ sie nicht los, nach dem Studium ging sie zur Popwelle des Saarländischen Rundfunks, dann kam ein Volontariat in der Medienstelle des Wirtschaftsministeriums. Dort blieb sie und ist heute stellvertretende Regierungssprecherin.

Wir wollten von ihr wissen, ob ihr Bärenbach noch etwas bedeutet. Ein klares „Ja“ ist die Antwort. Sie sei gerade vergangene Woche mal wieder „zuhause“ gewesen, und „ja, ich sag das immer noch so, auch wenn Saarbrücken natürlich auch längst mein Zuhause und das Saarland meine Wahlheimat ist“. Sie besuche ihre Familie in Bärenbach regelmäßig, wenn auch „nicht so oft, wie ich gerne möchte“. Bärenbach bleibe für sie „ein sehr lebendiges und buntes Kapitel, das für mich nie abgeschlossen sein wird. Ich genieße es oft, von der Stadt zurückzukommen aufs Dorf, wo auch noch meine Geschwister nicht weit sind, wo meine Familie einen großen Garten hat, wo mein Papa nicht selten sonntags einen Spießbraten dreht, wo ich mit meinem Neffen auf dem Trampolin rumspringen kann und es auch mal ein kaltes Kirner Stubbi gibt.“
Auslandssemester in Cardiff schliff ihr Englisch
Und woher kommt die bewundernswerte Beherrschung der englischen Sprache? Ihr Schulenglisch habe sie an der Uni ausgebaut, dann mit einem Auslandssemester im walisischen Cardiff geschliffen. „Leider schon 15 Jahre her, und ich träume längst wieder auf Deutsch“, sagt sie.
In der CD „Anything that Burns“ stecken 25 Jahren Kreativität, auch wenn die Klampfe zwischendrin jahrelang an der Wand hing. Über Corona kam wieder musikalischer Schub, und sie veröffentlichte eine erste EP mit sechs Stücken. Nun sind es zehn weitere, und die singt sie auch live. Zum Beispiel am 5. Juli auf dem Fallig Open Air in Enkirch an der Mosel.
Das Album ist als CD oder rot gepresste Vinyl-Schallplatte über Portale wie jpc.de zu erwerben, natürlich ist es auch im Streaming etwa bei Spotify zu hören.