Kritik am neuen Landesgesetz
Jägerschaft protestiert lautstark in Bad Sobernheim
Nach der Frühschoppendemonstration im Bad Sobernheimer Quellenpavillon ging es auf den Barfußpfad, die Jägerschaft des Kreises Bad Kreuznach machte in orangefarbenen Warnwesten und Plakaten bei der dezentralen Demo mächtig Rabatz und Remmidemmi gegen das neue, "wildtierfeindliche" Landesjagdgesetz.
Bernd-Harald Hey. Bernd Hey.

„Völlig verfehltes Konzept“: Die Kreuznacher Kreisgruppe hat sich klar gegen den neuen Gesetzesentwurf der Landesregierung positioniert. Das Wild trage an den Problemen des Waldes keine Schuld. Auch ein Appell an ein Landtagsmitglied erging.

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Der Protest der Jägerschaft gegen das neue Jagdgesetz der Landesregierung schlägt hohe Wellen. An Pfingsten fand im Bad Sobernheimer Quellenpavillon am Eingang zum Barfußpfad kreisweit die einzige dezentrale Demonstrationsveranstaltung der Kreisgruppe Bad Kreuznach im Landesjagdverband Rheinland-Pfalz statt. Anwesend waren neben Sympathisanten und regionalen Politikern weit mehr als 100 Jäger, Jagdpächter und Jagdgenossen sowie die Kreisgruppe Birkenfeld, die lautstark und mit aussagekräftigen Plakaten gegen den dritten Entwurf des neuen Landesjagdgesetzes protestierten.

Mit dem Slogan „Wer macht’s, wenn nicht wir?“ positionierte sich der Vorsitzende der Kreisgruppe Bad Kreuznach, Erhard Bäder, klar gegen ein „völlig verfehltes Konzept und ein wildtierfeindliches Jagdgesetz: Wir kriegen künftig durch neue Bestimmungen derartige Daumenschrauben angelegt, dass von der gegängelten Jägerschaft über den sehr hohen Regelabschuss noch höhere Abschüsse wie die 6000 Rehe jährlich im Kreis Bad Kreuznach erzwungen werden“, rief er aus.

„Politische Ideologie ist nicht tragbar und zielführend, und das lehne ich ab.“
Vorsitzende der Kreisgruppe Bad Kreuznach Erhard Bäder

Das Gesetz sehe vor, dass in erster Linie künftig die Forstbehörden das Sagen haben, aber: „Das Wild trägt an den Problemen im Wald keine Schuld. Trockenheit, Borkenkäfer-Kalamitäten, Klimawandel und falsche Waldbaupolitik sind menschengemacht, und unsere Wildtiere sollen jetzt dafür büßen“, meinte Bäder. Mit einem schärferen Gesetz wolle die Landesregierung alibimäßig unter dem Deckmäntelchen Naturschutz zeigen, „Wir tun was“, ist er überzeugt. Beispielsweise soll die Waldverjüngung ohne Schutzmaßnahmen sowie die Entkernung der Rotwildhegegemeinschaften erfolgen, zudem solle die Waidmannschaft den Problemlöser beim Wolf spielen und werde zum Sündenbock abgestempelt.

In einem ausführlichen Grußwort bescheinigte Landrätin Bettina Dickes der Jägerschaft im Kreis Bad Kreuznach, sie als sehr fleißig und stets verantwortungsbewusst erlebt zu haben. Erhard Bäder verlas dabei: „Politische Ideologie ist nicht tragbar und zielführend, und das lehne ich ab.“ Er sprach den anwesenden SPD-Landtagsabgeordneten Michael Simon direkt an und echauffierte sich gegen den Fraktionszwang: „Ich hätte mehr von Ihnen erwartet. Vielleicht bremst ja Ihre Partei doch noch die ideologischen Ambitionen der grünen Umweltministerin.“

Auch mit Plakaten machte die Kreisjägerschaft in Bad Sobernheim auf ihre Meinung zum neuen Landesgesetz aufmerksam.
Bernd-Harald Hey. Bernd Hey.

Erklärtes Ziel der Grünen sei die Abschaffung der Jagd, meinte sinngemäß Rolf Schmidt, Meddersheimer Hegeringleiter für 14 Reviere rund um Bad Sobernheim und Nachfolger von Klaus Nieding. Auch der stellvertretende Vorsitzende der Kreisgruppe, Philipp Geib aus Staudernheim, prangerte an, der rote Faden zur Jägerschaft als Feindbild seitens der Landesregierung sei längst durchtrennt worden; er verlas Passagen aus dem Koalitionsvertrag der Ampelregierung, wo genau das Gegenteil drinstehe. Geib warb für die Demonstration am 25. Juni in Mainz unter dem Motto „Mitlaufen ist Jägerpflicht“.

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