Kommunalverkehr Rhein-Nahe beginnt mit der Dekarbonisierung des ÖPNV
Ist das alltagstauglich? KRN setzt auch in Bad Kreuznach vermehrt auf E-Busse
Vorstellung der Testbusse durch Steffen Wolf (Aufsichtsratvorsitzender, rechts) und Uwe Hilmann (Geschäftsführer KRN) Foto: Edgar Daudistel
EDGAR DAUDISTEL. EDGAR DAUDISTEL, BACKHAUSSTR. 23

Die Kommunalverkehr Rhein-Nahe beginnt mit der Dekarbonisierung des ÖPNV, langfristig sollen Dieselfahrzeuge der Vergangenheit angehören.

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Der Transformationsprozess hält auch beim Kommunalverkehr Rhein-Nahe (KRN) Einzug. Noch bis Dienstag, 19. Dezember, sind zwei vollelektrische Fahrzeuge auf der Linie 630 zwischen Bad Kreuznach und Mainz unterwegs. Mit den Testfahrzeugen sollen Erfahrungen für die Zukunft gesammelt werden.

„Nur in Echtzeit kann beurteilt werden, ob die Busse alltagstauglich sind“, sagt der Mainz-Binger Kreisbeigeordneter Steffen Wolf in seiner Eigenschaft als Aufsichtsratsvorsitzender der KRN. Und die Passagiere können an einem spannenden Test teilhaben. „Wir wollen feststellen, wie sich die Busse in der Praxis verhalten.“ E-Busse im Stadtverkehr prägen schon deutschlandweit das Straßenbild. Nun sollen sie auf der Regiostrecke von mehr als 40 Kilometern mit Steigungen und höheren Geschwindigkeiten als im Stadtverkehr einem Praxistest unterzogen werden.

KRN-Chef Hiltmann rechnet bald mit Verbot

„Ich bin ein bisschen stolz“, so KRN-Geschäftsführer Uwe Hiltmann, „dass wir nun mit der Transformation die Dekarbonisierung des ÖPNV beginnen.“ Beim Start der Gesellschaft war schon klar, dass die Dieselfahrzeuge der Vergangenheit angehören. Hiltmann rechnet mit einem Verbot der Verbrennermotoren in den nächsten sechs bis acht Jahren. Und davon ist dann auch die KRN betroffen.

Als die KRN vor mehr als einem Jahr den Betrieb aufnahm, wurden etliche gebrauchte Dieselbusse angeschafft. Aber in drei bis vier Jahren ist ihr Ende gekommen. Die KRN hat sich auf eine Bezuschussung durch den Bund beworben und einen Förderantrag gestellt. Deutschlandweit gehört die Verkehrsgesellschaft zu den 23 Unternehmen, die auf Bundesmittel hoffen dürfen. Doch ob es nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts so weit kommt, ist mit einem großen Fragezeichen versehen.

Preise doppelt so hoch wie normal

Das angedachte Sondervermögen aus der Corona-Pandemie für den Energiesektor zu verwenden, ist verfassungswidrig. Eine Förderung von 80 Prozent für 35 E-Busse und die zugehörige Ladestruktur stehen im Raum. Die Preise sind doppelt so hoch wie bei einem hergebrachten Bus. Rund eine halbe Million Euro müssen an die Hersteller dafür gezahlt werden. Aber dafür sind die Betriebskosten deutlich niedriger als beim Diesel.

Sich einfach hinter das Steuer zu setzen und loszufahren, geht bei den E-Bussen nicht. „Die Fahrer wurden extra dafür geschult“, sagt Wolfgang Hackauf, der die KRN-Flotte leitet. Er ist etwas enttäuscht über das Wetter. Ihm wäre lieber gewesen, wenn es knackig kalt wäre. „Denn dann kann der E-Bus seine Praxistauglichkeit unter Beweis stellen.“

Ladestation in der Ringstraße

Eigens für den Testbetrieb wurde in der Ringstraße in Bad Kreuznach eine Ladestation aufgebaut. Geladen werden die Busse über Nacht. Und das ist wichtig bei den Strompreisen. Nach einer ersten Kalkulation werden 35 E-Busse pro Jahr zweieinhalb Millionen Kilowattstunden Strom verbrauchen. Der Vorteil liegt für die KRN auf der Hand. Strom wird an allen Tagen im Jahr benötigt. Geladen werden die Fahrzeuge in der Nacht, wenn der sonstige Bedarf niedrig ist. In rund zwei Stunden ist die Batterie aufgeladen und der Bus wieder startklar.

Die Herausforderung für die E-Busse ist nicht die Stadt, sondern der Überlandverkehr. „Sie sind weit weg von ihrem Depot und jeder Ladesäule“, weiß Hackauf. „Es wird mit relativ hohen Geschwindigkeiten gefahren. Bremsvorgänge fehlen, um Energie an die Batterie weiterzugeben.“ Die Reichweite bei dem Testbus liegt laut Herstellerangabe bei 300 Kilometern. Sollte es zu einer Förderung durch den Bund kommen, dann werden bis Ende 2026 E-Busse in der Region unterwegs sein. „Trotz der Haushaltssperre beim Bund werden wir weiter testen“, zeigt sich Wolf optimistisch.

Die weißen Testfahrzeuge, die auf der Linie 630 unterwegs sind, verfügen über keine Bordrechner. Die Nutzung erfolgt zu den allgemeinen Tarifbeförderungsbedingungen. Die Fahrer sind mit Notfahrscheinblöcken für den Ticketverkauf ausgestattet.

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