Mit einem interreligiösen Festgottesdienst in der Pauluskirche starteten die Sportkameraden des VfL 1848 am historischen Datum des Gründungstages in das Jubiläumsjahr. Auch im Schaltjahr 1848 war der 26. März ein Sonntag. An diesem Tag versammelte sich eine Gruppe engagierter Kreuznacher in Kiskys Gastwirtschaft zur Vereinsgründung und wählte den Pädagogen und Demokraten Peter Engelmann als ersten Vorsitzenden des Turnvereins Kreuznach 1848. Erst 100 Jahre später, nach dem Zweiten Weltkrieg, erfolgte die Umbenennung in Verein für Leibesübungen (VfL), auf Anordnung der französischen Militärregierung.
VfL-Präsidentin Heike Bruckner erinnerte an die politische Aufbruchstimmung im Gründungsjahr und die enge Verbundenheit der Turner mit den Idealen der Demokratiebewegung von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Wie die Revolution der Demokraten musste auch der neu gegründete Verein Rückschläge hinnehmen: Vorsitzender Engelmann musste wie viele Demokraten ins nordamerikanische Exil fliehen, der VfL wurde 1850 aufgelöst, da die Reaktion der Turnerschaft „revolutionäre Tendenzen“ unterstellte.
82 Jahre lang Vereinsheim
Erst nach dem dritten Gründungsanlauf 1869 konnte der Verein eine kontinuierliche Tätigkeit entfalten. Die erste eigene Turnhalle in der damaligen Stumpengasse (heute Jahngasse) wurde 1899 eingeweiht und blieb 82 Jahre lang das Vereinsheim. Bruckner erinnerte auch daran, dass die Frankfurter Nationalversammlung bereits 1848 einen Passus zur Religionsfreiheit in die „Grundrechte des deutschen Volkes“ aufgenommen hatte. In der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur wurden die jüdischen Mitglieder des Vereins verfolgt. Prominentes Beispiel sind die erfolgreichen Sportler und Brüder Hermann und Julius Baruch aus Bad Kreuznach. Die von den Kreuznachern 1924 bejubelten Europameister im Ringen und Gewichtheben wurden wegen ihrer Herkunft in Konzentrationslagern inhaftiert. Hermann Baruch wurde 1942 im KZ Auschwitz ermordet, sein Bruder Julius starb im April 1945 im KZ Buchenwald.
Den interreligiösen Gottesdienst gestalteten Pfarrer Claus Clausen und Diakon Bodo Stumpf gemeinsam und musikalisch unterstützt durch Chasan Daniel Kempin, Kantor der liberal-jüdischen Gemeinde in Frankfurt und Hendrik Ritter an der Orgel. „Es geht um das Miteinander von Menschen in all ihrer Unterschiedlichkeit. Von Männern und Frauen, von Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierung, von Jungen und Alten, von Menschen verschiedener ethnischer Herkunft, verschiedener Konfessionen und Religionen, von Menschen mit und ohne Behinderung“, unterstrich Pfarrer Claus Clausen die Bedeutung der Sportgemeinschaft für die Gesellschaft.
Rund 2500 Mitglieder, 16 Abteilungen
Zur „Sportfamilie“ des VfL gehören seit langem auch zahlreiche muslimische Mitbürger. Cihan Sen, Vorsitzender der türkisch-islamischen Ditib Gemeinde Bad Kreuznach, verriet in seinem Grußwort, dass er zur VfL-Jahnhalle einen besonderen Bezug hat, weil dort seine Hochzeit gefeiert wurde.
Heute ist der VfL 1848 mit rund 2500 Mitgliedern in 16 Abteilungen und mit etwa 40 Sportarten der größte Sportverein im Landkreis. Unter dem Vorsitz von Karltheo Walter in den Jahren 1974 bis 1992 wurde Mitte der 1980er Jahre die neue Jahnhalle gebaut. „Es gibt viele Gründe, Mitglied einer Kirche zu sein, die den Gründen, Mitglied in einem Sportverein zu sein, ähneln. Ich nenne mal drei Impulse: Hoffnung, Mitgestalten und Gemeinschaft“, so Präsidentin Heike Bruckner abschließend.
Eine Auswahl sportlicher VfL-Höhepunkte der Vergangenheit: der Deutsche Meistertitel, den Karl Hornberger 1920 im Weitsprung holte, und die großen Erfolge der Ringer in den 1920er Jahren. Im VfL entstand die erste Basketballabteilung Deutschlands. Mit Kunstturner Jakob Kiefer hatte der VfL einen Olympiateilnehmer und die Hockeydamen spielten zeitweise in der Bundesliga.
Die Jubiläumsveranstaltungen
49. Internationales Mädchen-Hockeyturnier:
Donnerstag, 18. Mai, bis Sonntag, 21. Mai, im Stadion Salinental
68. Internationales Knaben-Hockeyturnier:
Donnerstag, 8. Juni, bis Sonntag, 11. Juni, im Stadion Salinental
VfL 1848 Tag des Sports:
Samstag, 1. Juli, von 11 Uhr bis 17 Uhr mit Bühnenprogramm auf dem Kornmarkt
VfL 1848 Jubiläumssommerfest mit Musikprogramm:
Samstag, 8. Juli, von 18 Uhr bis 23 Uhr im Stadion Salinental