Verein wendet sich mit Offenem Brief an die Landesregierung - Antworten bis 7. Januar
Initiative fordert ein „Schutzgebiet Soonwald“: Vorstand schreibt Offenen Brief an die Landesregierung
Auf dem Hochsteinchen bei Ellern entstanden im Jahr 2013 die ersten Windräder im Soonwald. Für die Initiative Soonwald habe der Bau damals bereits deutlich gemacht, dass Naturschutz bei der Genehmigung solcher Anlagen keine Rolle spiele. Nun fordert sie „Schutzgebiet Soonwald“. Foto: Werner Dupuis
Werner Dupuis

Zahlreiche Windräder im Naheraum und vor allem in der Verbandsgemeinde Rüdesheim sind derzeit in Planung. Von mehr als 100 Anlagen zwischen Idar-Oberstein und Bad Kreuznach, zwischen dem Soonwaldkamm und der Nordpfalz ist die Rede. Grund genug für die Initiative Soonwald, sich in einem Offenen Brief an die Landesregierung zu wenden. In diesem Schreiben fordert die Initiative ein „Schutzgebiet Soonwald“.

„Ohne Natur haben wir nichts. Ohne Natur sind wir nichts“ – mit diesen Worten von António Guterres ist der Brief überschrieben. Im Anschluss fordert die Initiative die Landesregierung auf, umgehend ihre Planungen für Windkraftanlagen im Soonwald einzustellen. Zudem solle sie für einen wirksamen Schutz des Soonwaldes, eines nationalparkwürdigen Laubwaldgebietes, Sorge tragen.

Gemäß der Satzung gehandelt

Mit ihrer Forderung handele die Initiative Soonwald gemäß ihrer Satzung vom 19. November 1993. Darin heißt es: „Der Soonwald, eines der großen zusammenhängenden Waldgebiete Deutschlands, ist ein solcher Naturraum besonderer Qualität, den es unter allen Umständen zu erhalten und fördern gilt. Diesem Ziel hat sich die Initiative Soonwald verschrieben.“ Ihre Forderungen fundiere auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Zudem sei es ihr Anspruch, „Wege aus der Krise aufzuzeigen, die regional angepasst sind und auf Vernunft basieren“.

Im Offenen Brief heißt es weiter: „Angesichts der aktuellen Forderungen der Wissenschaftler der Weltnaturschutzkonferenz ist die Bilanz der Landesregierung erschreckend unzureichend. RLP weist 524 Naturschutzgebiete aus. Das sind nur knapp 40.000 Hektar und etwa 2 Prozent der Landesfläche. Deutschlandweit ein Schlusslicht und eine unrühmliche Bilanz für ein seit 2011 grün geführtes Umweltministerium.“ In Montreal aber fordere Deutschland die Welt auf, mehr als 30 Prozent der Landesflächen unter Schutz zu stellen, um das dramatische Artensterben zu stoppen. „Die Begründung der Wissenschaftler: Wir müssen der Natur mit Wiederaufforstungen und Vernässungen helfen, damit genügend CO2-speichernde Wälder den Klimawandel bekämpfen.“

Verein verfolgt Arbeit der Landesregierung seit fast 30 Jahren

„Besonders dringlich und effektiv ist es, die artenreichsten Lebensräume der Welt, die Laubwälder, zu schützen. In unserer Heimat ist das in erster Linie der Soonwald, den es zu schützen gilt“, ist die Initiative sicher. „Doch was passiert hier bei uns vor Ort?“, fragt sie weiter.

Der Verein verfolge als unabhängige Nichtregierungsorganisation die Arbeit der Landesregierung seit fast 30 Jahren. „In dieser Zeit erlebte die Bürgergruppe folgenschwere Entscheidungen, die dazu geführt haben, dass der Soonwald heute nahezu ohne jeden Schutz dasteht“, so der Vorstand, der das Schreiben unterzeichnet hat. „Welche wirksamen Naturschutzkriterien greifen noch und schützen vor Ausbeutung und Zerstörung? Wir kennen keine mehr.“

Schlussstein dieser Entwicklung sei die neue „EU-Energieverordnung“, die das deutsche Naturschutzgesetz zur „Resterampe“ ausmustere und dagegen etwa Windräder überall zum „überragenden öffentlichen Interesse“ mache. „Das ermöglicht industrielle Großanlagen in wertvollen Waldgebieten jetzt auch ganz legal“, stellt die Initiative fest.

Spielt Naturschutz bei Genehmigung keine Rolle mehr?

Jahrzehntelang seien die Ziele des Vereins vom Land marginalisiert oder verschoben worden; etwa mit der unzureichenden Ausweisung von Kernzonen zur Sicherung der Biotopvernetzung. Der Windpark Hochsteinchen in einem Naturwaldreservat habe bereits 2013 deutlich gemacht, dass Naturschutz bei der Genehmigung von Windrädern keine Rolle mehr spiele.

„Dann 2015 die Ausweisung des Hochwaldes anstatt des Soonwaldes als neuer Nationalpark. Schon damals war klar, wie problematisch die Entscheidung für ein weniger geeignetes Waldgebiet aus sachfremden Erwägungen zur Regionalentwicklung für den Naturschutz sein wird“, schreibt der Verein: „Wir von der Initiative Soonwald haben es an Loyalität gegenüber unserer Landesregierung nicht fehlen lassen. Aber jetzt ist ein Punkt erreicht, der ein beherztes Eintreten für Klima- und Artenschutz erfordert. Es geht um die Überlebensaufgaben unserer Generation, die nicht getrennt voneinander zu lösen sind.“ Daher fordere der Vorsand Mainz auf:

  • Einem weiteren Ausbau von Windkraftanlagen im Soonwald entschlossen entgegenzuwirken;
  • einen Naturschutzbeauftragten zu benennen, ihn mit dieser Aufgabe zu betrauen und für diese Aufgabe Personal zu stellen;
  • zu prüfen, wann und in welcher Form der Soonwald Zentrum eines neuen Biosphärenreservates werden könnte.

Eine Antwort erwartet die Initiative bis Samstag, 7. Januar 2023. red

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