Bad Kreuznacher Schwätzchen
In der Krise fühlt sich mancher erst richtig heimisch 
Wenn die Brückenhäuser erzählen könnten: Sanft spiegelt sich das Wahrzeichen der Kreis- und Kurstadt an der Nahe im Mühlenteich.
Markus Kilian

Spitzen und Notizen aus Stadt und Kreis von Harald Gebhardt

W enn man sich so seine Gedanken über die Kreuznacher Stadtpolitik macht, weiß man eigentlich gar nicht so recht, wo man da anfangen und wo aufhören soll. Immerhin liefert sie hartnäckig-beständig und vermutlich zum Teil unfreiwillig so viele Themen, dass einem nie das Material ausgeht – ob nun als Journalist oder als Karnevalist. Und das ist doch schön!

Stadtvorstandsfreunde

Wenigstens beim Nockherbersch ein "Dreamteam": Beigeordneter Markus Schlosser (links) und Oberbürgermeister Emanuel Letz
Josef Nürnberg

Damit erst noch einmal zurück zum 18. Nockherbersch: Mal wieder friedlich vereint saßen sie da am Tisch nebeneinander: Oberbürgermeister Emanuel Letz (FDP) und Stadtbeigeordneter Markus Schlosser (parteilos) – zwei neue Freunde. So scheint es. Aber bei dem Satirefeuerwerk, dass die Karnevalisten der Fidelen Wespe mit ihrem genialen Singspiel und Lehrer Nell alias Jochen Merz in seiner Gardinenpredigt so furios-gekonnt abgefeuert hatten, konnten die beiden nur noch die berühmten guten Mienen zum fiesen bis großartig-genialen Spiel der Bühnenprotagonisten machen. Oft ist es ja so, dass diejenigen, denen man einen Spiegel vorhalten und die Leviten lesen will, in der ersten Reihe sitzen, genüsslich-wissend lächeln und den meisten Beifall spenden. Trotzdem dürfte der Spott sie wohl auch treffen. Na dann Prost! Aber: „Satire sollte man nie auf die Spitze treiben. Sonst könnte man ja gleich Ernst machen“, riet der deutsche Journalist und Autor Wolfgang Mocker (1954-2009). Und der Ernst der Lage holte die Stadtpolitiker auch schnell wieder ein, als es nur wenige Tage später in der Sondersitzung des Stadtrats angesichts leerer Kassen um die Zukunft der städtischen Bäderlandschaft ging. Statt „Kreuznach, Du Stadt an der Noh“ müsste es in der Hymne ja wohl korrekterweise eher heißen: „Du Stadt in der Not.“ Aber über diese jahrelange Schier-Endlos-Story könnte man allein ein wunderbares, abendfüllendes Singspiel-Drama schreiben. Und selbst wenn es da nichts zum Lachen gibt: Abtauchen und untergehen ist auch keine Lösung!

Besuch aus der Auvergne

Zusammenarbeit über die Stadtteilgrenzen hinweg: Bei der Sigthseeingtour der Gäste aus Bourg-en-Bresse bedienten die beiden Ortsvorsteher Birgit Ensminger-Busse (BME) und Mirko Helmut Kohl (Winzenheim) gemeinsam.
Charlotte Eberwien

Angesichts der großen finanziellen Probleme der Stadt, dem Schuldenberg, dem Investitionsstau und der Dauerkrise fühlte sich der Bad Münsterer CDU-Stadtrat Norbert Welschbach jüngst im Finanzausschuss an alte, längst vergessene und vergangene Zeiten erinnert, als die Stadt Bad Münster am Stein-Ebernburg angesichts ihres immensen, einzigartigen, über Jahre hartnäckig angehäuften Schuldenbergs ein Synonym für das Wort Krise war. Die Folge ist bekannt: die Eingemeindung in die Stadt Bad Kreuznach. Elf Jahre danach hat sich Welschbach damit nun so richtig angefreundet. „Wenn ich das Wort Krise höre, fühle ich mich als Bad Münsterer schon beinahe heimisch, muss ich ehrlich sagen“, bekannte er nach den Ausführungen von Stadtkämmerer Thomas Blechschmidt zur städtischen Haushaltsmisere. Fatal wäre es aber, Bad Münster darin nachzueifern. Das wären wirklich eher sehr trübe Aussichten. Eitel Sonnenschein unterm Rotenfels und Rheingrafenstein herrschte dagegen beim Besuch aus Auvergne-Rhône-Alpes. Zum Rahmenprogramm des Arbeitsbesuchs der Delegation aus der Partnerstadt Bourg-en-Bresse gehörte auch eine Fahrt übers Land mit dem Blauen Klaus nach Bad Münster und Ebernburg. Mit dabei waren Vertreter des Partnerschaftsausschusses. Spontan begrüßte Birgit Ensminger-Busse, die Ortsvorsteherin des Stadtteils Bad Münster am Stein-Ebernburg, die französischen Gäste am Steinskulpturenmuseum Fondation Kubach-Wilmsen und überreichte eine leckere süße Stärkung. Ortsvorsteherkollege Mirko Helmut Kohl aus Winzenheim assistierte und die Gäste nahmen diese herzliche Geste der Gastfreundschaft gerne entgegen.

Unerwartetes Wiedersehen

Ein Wiedersehen nach vielen Jahren: Joachim Türk (rechts) und Hansjörg Rehbein
Charlotte Eberwien

Erfreulich im doppelten Sinne war auch dieses Ereignis: Ein herzliches Wiedersehen nach Jahrzehnten gab es für Hansjörg Rehbein vom Amt für Kommunales und Öffentlichkeitsarbeit der Stadtverwaltung beim Benefizkonzert mit Django Reinhardt & Orchester für den Kinderschutzbund Bad Kreuznach im Großen Kursaal. Dort begrüßte er Joachim Türk, seit 2019 Vizepräsident des Deutschen Kinderschutzbundes. Rehbein organisierte im Auftrag von Oberbürgermeister Emanuel Letz die Veranstaltung, zu der Türk als Ehrengast eingeladen war. Die beiden kennen sich aus ihren gemeinsamen Zeiten bei der Rhein-Zeitung in Mainz, wo Türk Mitglied der Redaktionsleitung war. Rehbein arbeitete von 1988 bis 1995 als RZ-Redakteur in der Landeshauptstadt. „Das war beruflich meine schönste Zeit. Ein spannender Job. Zur menschlichen guten Arbeitsatmosphäre leistete auch Joachim einen großen Beitrag,“ erinnert er sich. Joachim Türk war vor seinem Ausscheiden aus der Rhein-Zeitung sieben Jahre lang Chefredakteur und widmet seit 2019 das Thema Digitalisierung mit allen Chancen und Risiken für Kinder und Jugendliche als ehrenamtlichen Tätigkeitsschwerpunkt beim Deutschen Kinderschutzbund.

Baumfrevler unterwegs

Andreas Rapp zeigt die abgeschnittenen Triebe an dem Obstbäumchen.
Rapp

Unerfreulich, einfach schlimm – und das gleich in zwei Fällen – sind dagegen solche Vorkommnisse: Vergangene Wochen haben Unbekannte im von der BUND-Ortsgruppe um Hans Faus geschaffenen Guldentaler Streuobstland mehrere junge Mandelbäume beschädigt. Ihnen wurden gezielt die Leitäste abgeschnitten. Als Andreas Rapp, Geschäftsführer der Bad Münsterer Feinkostfirma Vinella, den Bericht darüber in unserer Zeitung las, war auch er entsetzt und „reichlich irritiert“. Da ahnte er allerdings noch nicht, dass ihn nur wenig später das gleiche Schicksal ereilen würde. Aufgeschreckt durch die Beschädigungen an neu gepflanzten Bäumen in der Gemarkung Guldental musste er nun feststellen, dass auch an seinen, in diesem Winter gepflanzten Obstbäumen Zweige willkürlich abgeschnitten wurden. Die neuen Bäume stehen unter anderem an der Aussichtsplattform neben dem Museum des Steinskulpturenparks in Ebernburg. Laut Rapp wurden an den Bäumen jeweils 8 bis 12 Triebe im unteren Bereich direkt am Stamm abgeschnitten. Schon jetzt sei deshalb klar, dass die Früchte, die in drei bis vier Jahren erstmals kommen werden, nicht optimal wachsen. „Wer macht so etwas nur?“, fragt er sich mit einer Mischung aus Wut und Traurigkeit und hofft auf Hinweise aus der Bevölkerung. Schon in der Bibel ist der blühende Mandelzweig übrigens ein Zeichen der Hoffnung, das bevorstehende Ostern wird auch als ein Fest der Hoffnung verstanden. Und Martin Luther soll gesagt haben. „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Vielleicht sollten die unbekannten Baumfrevler mal darüber nachdenken und ihr bescheuertes Tun lassen.

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