Ihm zur Seite stehen zwei Fachkräfte, die er gefunden, aufgebaut und gefördert hat: Küchenchef Marwin Fischer (36) und Restaurantleiter Ali Mohamad (29). Als Brandstetter im Mai vor zwei Jahren das Ruder übernahm, litt das frühere Flaggschiff der Kreuznacher Hotel-, Gastronomie- und Veranstaltungswelt unter Schlagseite und Renommeeverlust.
Jahrelanger Sanierungsstau war nicht zu übersehen, Gäste und Veranstalter kehrten dem Haus den Rücken. Mit 32 Jahren Erfahrung im internationalen Hotelwesen packte Brandstetter an, fand die ideelle und vor allem finanzielle Unterstützung der Betreibergruppe mit Sitz in Spanien und operativer Tochter in Estland – und Erfolge sind nicht zu übersehen.
Ideengeber und Motor der Entwicklung
Unermüdlich ist der heute 63-jährige Brandstetter, der aus Feuchtwangen stammt und im Parkhotel wohnt, der Ideengeber und Motor der Entwicklung. Maßgeblich stützt er sich dabei auf seine zwei „Offiziere“ Fischer und Mohamad. Und er sorgt dafür, dass Entwicklung statt Stillstand herrschen: Beide Führungskräfte vermittelte er zur Weiterbildung nach Frankreich – zu keinem Geringeren als Koch- und Gastronomie-Ikone Michel Rostang, dessen Familie und Restaurantimperium. Voller Eindrücke aus Michelin-Tempeln wie dem „Dessirier“ oder dem „Le Train Bleu“ kehrten sie zurück nach Bad Kreuznach.
Küchenchef Marwin Fischer hat den französischen Maitre denn auch auf der neuen Speisekarte des Kurhauses (daneben gibt es noch eine eigene Terrassenkarte) verewigt, etwa beim Hummer oder Pulpo. Qualität ist Trumpf beim Einkauf, berichten Fischer und Brandstetter: Fisch aus Island, Fleisch aus Finnland neben heimischen Produkten. Dabei sind die Preise moderat.
Küchenchef führt eine zehnköpfige Brigade
Im ganzen Haus wurde und wird noch Hand angelegt: Plüschiges raus, Zeitgemäßes rein, ohne auf übertrieben modern zu machen. Das gilt für das Restaurant vom Interieur über das Geschirr bis zum Besteck oder die Gläser. In die Küchenausstattung wurde tüchtig investiert. Ebenso in die 116 Zimmer (inklusive sechs Junior-Suiten und eine große Suite). Das gilt auch für die Aufstellung der Mannschaft hinter den Kulissen. Der Küchenchef führt eine zehnköpfige Brigade; insgesamt beziffert Klaus Brandstetter den Personalstamm auf 45 (wobei das Housekeeping einem externen Dienstleister obliegt). Man würde gern an verschiedenen Stellen aufstocken, wenn da der leidige Fachkräftemangel nicht wäre.
„Nah am Gast“ soll die Devise sein, und auch Küchenchef Fischer beteiligt sich bisweilen am Service und lässt sich am Tisch sehen. „Wir wollen die Kreuznacher wieder hierher bringen“, lautet Brandstetters Credo. Er denkt aber auch über die Grenzen hinweg: Da sein französischer Freund Rostang zufällig aus Bresse stammt, der französischen Partnerstadt von Bad Kreuznach, schwebt ihm ein binationales Treffen von Winzern, Gastronomen, Gästen und Stadtvertretern in Bad Kreuznach vor. Was da unter anderem auf den Tisch kommen soll, ist klar: das berühmte „Poulet de Bresse“, also das Nationalgeflügel Bresse-Huhn.
Das Traditionshaus kann nach Auszeichnung nun mit einer ersten Klassifizierung werben. Diesen Schwung will Klaus Brandstetter mitnehmen, um verloren gegangenes Renommee zurückzuholen.Nach intensiver Sanierung: Das Bad Kreuznacher Parkhotel greift wieder nach den Sternen
Zurück zum Haus: Ein wesentliches Manko soll beseitigt werden – der Zustand des sichtlich betagten großen Kursaals, der unter Denkmalschutz stehe.
Der Betreiber des Hauses (Besitzer ist die Stadt Bad Kreuznach, der Betrieb läuft in Erbpacht) habe zugestimmt, eine auf 1,75 Millionen teure Sanierung der Räume durchzuführen. Dann soll es ab 2025 endlich auch im Saal eine Klimaanlage geben, Tagungsräume und Toiletten werden angegangen, und Brandstetter hätte gern noch eine Fitnessanlage im Haus. Zudem möchte er die Bar um Räumlichkeiten erweitern und zur attraktiven Anlaufstelle des Bad Kreuznacher Nachtlebens machen. Auch über die Fassade des Riesenhauses, das bei Vollbetrieb in allen Räumen bis zu 1600 Gäste fasst, wird nachgedacht.
Klassifizierung: Es soll noch mehr möglich sein
Der Hoteldirektor schwärmt: „Das À-la-carte-Geschäft ist stark nach oben gegangen, auch die Bankett- und Tagungsanfrage nimmt unheimlich zu.“ Bei den Zimmerbuchungen liege das Parkhotel bei 80 Prozent Auslastung; die Verweildauer pro Gast erreicht im Schnitt 2,8 Nächte.
„Wir sind auch Entertainer“, sind sich Brandstetter, Fischer und Mohamad einig. Und „wir müssen noch mehr trommeln und alle an einem Strang ziehen“. Am Ende überzeugt Qualität. Und die Klassifizierung? Vier Sterne seien gut, meint Brandstetter. Aber mit den Neuerungen bis hin zur Klimatisierung sei noch mehr möglich.