Discgolf in Bad Sobernheim
Im Freizeitpark kann jeder den Trendsport ausprobieren
Alex Williamson (links) hat seine Liebe zur Sportart Discgolf aus North Carolina mit an die Nahe gebracht. Mit im Team ist der Monzinger Manuel Skär.
Silke Jungbluth-Sepp

Bad Sobernheim hat sich zur Discgolf-Hochburg gemausert. Im Freizeitpark am Barfußpfad kann jeder mit Scheiben auf Körbe werden, zum Spaß oder in Wettbewerben. Alex Williamson war der Ideengeber und begeistert immer mehr Menschen für den Trendsport.

Noch verströmt der Bad Sobernheimer Freizeitpark den Charme der 1970er-Jahre und wird wenig genutzt. Doch wenn man genau hinschaut oder wenn man zum richtigen Zeitpunkt vorbeikommt, dann zeigt sich, dass sich zumindest eine Gruppe seit 2022 nach Kräften bemüht, das Gelände zwischen Dümmler-Halle und Barfußpfad zum Anziehungspunkt für eine moderne Art von Freizeitsport zu machen.

Die Rede ist von den Discgolfern, die dort mit Hilfe der Stadt einen Parcours eingerichtet haben, den alle Interessierten gerne und kostenlos nutzen können. Die Frisbee-Scheiben müssen mitgebracht werden oder sie können gratis in der Sportbox in der Parkmitte ausgeliehen werden. Wie es geht, wo die Bahnen verlaufen und wo die Abwurfpunkte für Anfänger und Fortgeschrittene liegen, lässt sich mit QR-Codes an den jeweiligen Bahnen scannen.

Diese Körbe sind das Ziel der Discgolfer. Sie stehen überall im Freizeitpark verteilt am Ende der Bahnen.
Silke Jungbluth-Sepp

Dank Leader-Fördermitteln und der tatkräftigen Unterstützung des städtischen Bauhofs ist der Discgolf-Park an der Nahe inzwischen so attraktiv, dass dort sogar Wettkämpfe stattfinden: Im März 2024 war hier erstmals die Hessen-Tour mit 54 Teilnehmern zu Gast, im Februar kämpften im verschneiten Freizeitpark sogar 71 Teilnehmer um den Sieg.

Dass die Truppe um den Sobernheimer Alex Williamson regelmäßig im Park trainiert, ist an den knallgelben Körben zu erkennen, die überall auf dem Gelände verteilt stehen. Insgesamt neun Bahnen sind eingerichtet. Die längste misst 69 Meter und verlangt auch von gut trainierten Discgolfern wie Williamson und dem Monzinger Manuel Skär eine geschickte Technik, um mit möglichst wenigen Würfen durchzukommen.

Die Discgolf-Scheiben sind schwerer als klassische Frisbees und haben unterschiedliche aerodynamische Formen, wie Manuel Skär zeigt.
Silke Jungbluth-Sepp

Doch was ist eigentlich Discgolf und wie funktioniert dieser Sport? Seine Ursprünge hat er in den 1960er-Jahren in den USA, wie der gebürtige US-Amerikaner Williamson erzählt. Damals hatten Studenten die Idee, mit Frisbeescheiben auf Körbe zu werfen. Die erste permanente Anlage gab es in den 70ern in Kalifornien, später wurden die Körbe weiterentwickelt und patentiert – und die Sportart ging auf Siegeszug um die Welt.

Scheiben sind schwerer als klassische Frisbees

Heute werden Scheiben genutzt, die meist schwerer sind als klassische Frisbees und unterschiedliche aerodynamischere Formen haben. Ziel des Spiels ist es, mit möglichst wenigen Würfen den Korb zu erreichen. Ein bisschen wie Minigolf im Großen oder Golf im Kleinen. Eine Hochburg des Sports in Europa ist Finnland, aber auch in Deutschland gibt es inzwischen 200 Anlagen. Die nächste ist im Mainzer Volkspark.

Anfänger brauchen auf den Sobernheimer Bahnen vier bis fünf Würfe pro Korb, bei den langen Bahnen sechs bis sieben, sagt Williamson. Wer gut im Training ist, wie er selbst, schafft manchmal alle neun Bahnen mit 22 Würfen: „Ab und zu klappt ein Traumwurf vom Abwurfpunkt direkt in den Korb.“

Es ist gar nicht so leicht, die Körbe mit den bunten Scheiben zu treffen. Meist braucht es mehrere Würfe, um die Distanz zu überwinden. An dem Punkt, wo der Frisbee liegen bleibt, wird weiter geworfen. Für jeden Wurf kann eine andere Scheibe verwendet werden.
Silke Jungbluth-Sepp

Williamson hat seine Begeisterung für die Sportart mit nach Deutschland gebracht, als er vor acht Jahren aus North Carolina der Liebe wegen ins Naheland umgesiedelt ist. Seine Frau ist gebürtige Saarländerin und hatte in den USA ein Auslandsjahr verbracht. Seit vier Jahren wohnt die junge Familie nun in der Felkestadt. Williamson, der seit 18 Jahren Disc-Golf spielt, hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Er arbeitet für einige der bekanntesten Unternehmen der Branche als Content Creator, er schreibt Onlineartikel über den Sport und das Equipment und hat auch einen Reiseführer für Discgolfer veröffentlicht.

Jeder kann zum Training dazukommen

Ein Neuling ist dagegen Manuel Skär. Der Vorsitzende des Monzinger Sportvereins und Verwaltungsmitarbeiter hat vor einem Jahr bei einem Betriebsausflug der Kreisverwaltung Feuer für den Sport gefangen. Seitdem gehört er zur festen Discgolf-Truppe und arbeitet emsig an seinem Handicap. Denn wie beim Golfspiel treten erfahrene Liga-Spieler mit Handicap an. Es gibt Strafschläge und allerlei Regeln zu beachten.

Wer aber einfach aus Spaß in der Gruppe oder Familie den Sport ausprobieren möchte, muss sich mit diesem Regelwerk nicht belasten. Trainiert wird meist jede zweite Woche am Sonntag und sobald es abends nicht mehr so früh dunkel wird, auch dienstags. „Genaueres kann man auf der Webseite erfahren oder mich kontaktieren“, sagt Williamson.

Im Bad Sobernheimer Freizeitpark gibt es neun Discgolf-Bahnen. Wie es geht, steht auf Schildern und die Scheiben können dort kostenlos in der Sportbox ausgeliehen werden.
Silke Jungbluth-Sepp

Seit der Installation der Körbe gab es ein Sommerprogramm für Kinder und viele Veranstaltungen im Freizeitpark. „Viele sind auch einfach neugierig, wenn wir hier spielen, und wollen wissen, was wir machen, und sind hängengeblieben.“ Mit Erfolg: Inzwischen ist das Discgolf-Fieber in Bad Sobernheim spürbar gewachsen, die Nutzerzahlen der Anlage seit 2023 deutlich gestiegen. Der TV Bad Sobernheim, der die Sportler stets unterstützt hat, hat inzwischen sogar eine offizielle Discgolf-Abteilung gegründet. Und wer mit eigenen Scheiben einsteigen will, kann bei Sport-Gerhard in Bad Sobernheim ein Starter-Set mit drei Scheiben erwerben.

Im Sommer nur Putting-Anlage mit kürzeren Bahnen

Zwischen Mai und September, wenn die Barfußpfad-Besucher durch den Freizeitpark pilgern, ziehen sich die Discgolfer mit ihren Körben in die Randbereiche des Geländes zurück. Dann wird der Parcours zu einer Putting-Anlage mit Bahnen zwischen zwölf und 25 Metern, um die anderen Nutzer nicht zu stören. „Die Sicherheit aller Parkbesucher ist uns am wichtigsten.“ Trotz dieser Einschränkungen sei der Freizeitpark ein idealer Standort: „Die Fläche ist immer gepflegt, der Rasen gemäht“, schwärmt Williamson. Und im Herbst und Winter haben die Discgolfer das Gelände fast für sich.

Alex Williamson kommt aus den USA und lebt nun mit seiner Familie in Bad Sobernheim. Er spielt seit Jahren Discgolf und ist auch beruflich dem Sport verbunden.
Silke Jungbluth-Sepp

Wenn der Freizeitpark umgestaltet wird, sollen die Discgolfer ihre Anlagen behalten – so die Planung. Wie berichtet, gibt es gute Chancen, dass das Gelände bald aufgehübscht und mit einigen Attraktionen ausgestattet wird. Der Stadtrat will die Mittel aus dem Zukunftsprogramm des Landes investieren und dazu flankierend noch andere Förderprogramme anzapfen, wie er vergangene Woche entschieden hat. Vielleicht kommen dann noch mehr Besucher in den Park, die Lust haben, Discgolf auszuprobieren.

Kontakt: www.naheglandiscgolf.de

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