Der Wein, beschrieben als elegant mineralischer Riesling, stammt aus dem allerersten Weinberg, den Senior Karl-Heinz Schneider in Sobernheim bewirtschaftete und zwar in der Lage „Sobernheimer Marbach“.
In Frack und Zylinder, als Kutscher der Deutschen Weinkönigin, kam der aus einem Weingut in Heddesheim – heute Guldental – stammende Karl-Heinz Schneider 1953 zum Weinfest nach Meddersheim und lernte dort Berta Jetter aus der Sobernheimer Obergasse kennen. 1956 heirateten sie und übernahmen den landwirtschaftlichen Betrieb der Schwiegereltern, für den sie an der Meddersheimer Straße auf dem Gelände einer ehemaligen Knopffabrik einen neuen Hof erbauten.
Reben fehlten zum Glück
Dennoch fehlte Karl-Heinz Schneider etwas zu seinem Glück, denn Weinbau gab es in diesem Betrieb nicht. Als die Weinberge des Weinguts Kessel im Jahr 1956 zum Verkauf standen, schlug das junge Ehepaar zu und erwarb eine auf knapp einem Hektar bestockte, aber vernachlässigte Rebfläche.
Mit der Bewirtschaftung konnte erst begonnen werden, als es schon fast zu spät für den Rebschnitt war. In seiner Not bat Schneider in seinem Heimatort um Hilfe, und ein ganzer Bus voll rebkundiger Hilfswilliger kam nach Sobernheim. So waren die Reben in einem Großeinsatz schnell geschnitten.
Starke Fröste dezimierten allerdings im ersten Jahr die Ernte. Der Wein wurde von Anfang an als Flaschenwein auf den Markt gebracht, ausgebaut zunächst in einem für 30 Mark im Monat angemieteten Keller.
Kein Absatz ohne Werbung: Schneider wurde bekannt durch seine Weinproben, bei denen es nicht nur guten Wein, sondern auch etwas zu lachen gab. Er war mit seinem verschmitzten Humor ein guter Unterhalter. Daneben war er aber auch ein anerkannter Weinexperte, der ständig die Verbindung zu seinem Lehrer an der Weinbauschule hielt und dessen Ratschläge beherzigte. Das sprach sich herum, und so fuhren bald häufig Busse zu Weinproben vor. Manchmal hielten sogar Sonderzüge mit Weinfreunden aus Norddeutschland am Sobernheimer Bahnhof, wo diese von Schneider empfangen und zum nahen Weingut in der Meddersheimer Straße geleitet wurden.
Einst stimmungsvolle Weinfeste
In seiner Winzerhalle fanden regelmäßig stimmungsvolle Weinfeste statt, die ebenfalls zum Weinabsatz beitrugen. Der Weinbaubetrieb wuchs, Brachflächen wurden aufgekauft und bestockt. 1992 konnte dann die Landwirtschaft zugunsten des Weinbaus ganz aufgegeben werden.
Karl-Heinz Schneider ist übrigens die korrekte Schreibweise seines Namens, auch wenn sich irgendwann Karlheinz einbürgerte und diese Version dann auch auf den Schriftstücken des Weinguts stand. Das Weingut hingegen firmiert seit Jahrzehnten als K.H. Schneider – und daran solle sich auch nichts ändern, betonen alle Schneider-Generationen.
1989 übernahm Sohn Bernd mit seiner Frau Marion die Betriebsleitung. Mit der Zeit rückte die Qualität immer mehr in den Vordergrund. Immerhin hatte Enkel Andi Schneider sich schon als Gymnasiast im Rahmen der Aktion „Jugend forscht“ mit den Möglichkeiten zur Verbesserung der Weinqualität beschäftigt.
Alle Generationen im Betrieb
Andi und sein Bruder Christoph, die im Betrieb immer mehr mitredeten, gaben sich mit Goldenen Kammerpreismünzen nicht zufrieden. Trauben im Weinführer Gault-Millau mussten es sein, inzwischen sind es drei. 2011 wurde gar ein 1,5 Hektar großer Weinberg in einer absoluten Spitzenlage, dem Schlossböckelheimer Felsenberg, erworben – unterhalb der Ruine der Burg, in der Kaiser Heinrich IV. als Gefangener seines Sohnes im Jahr 1105 ein trauriges Weihnachtsfest erlebte, bevor er zum Thronverzicht gezwungen wurde. Mit Weinen aus dieser geschichtsträchtigen Lage kann das Weingut Karl-Heinz Schneider mit den Spitzenweingütern an der Nahe konkurrieren.
Im 65. Jahr des Betriebes haben nun die Enkel Andi und Christoph die Betriebsleitung von ihren Eltern Bernd und Marion Schneider übernommen. Diese sind trotzdem beide noch im Betrieb aktiv, mit 65 und 62 Jahren. Auch Andis Ehefrau Meike arbeitet im Weingut.
Zur Übernahme und dem Firmenjubiläum setzen die Enkel mit der Sonderabfüllung zu Ehren ihres Großvaters ein besonderes Zeichen. Die 600 Flaschen mit dem nostalgischen Etikett, auf dem die Firma Melsbach als Druckerei genannt wird, dürften bald ausverkauft sein, hoffen Andi und Christoph Schneider.