Bad Kreuznach – Zum rheinland-pfälzischen Berufsschultag, der heute Morgen in der Konrad-Frey-Halle beginnt, fährt der Verband der Lehrer an Berufsbildenden Schulen (VLBS) schwere rhetorische Geschütze gegen die Landesregierung auf. Wie VLBS-Vorsitzender Ulrich Brenken gestern in einer Pressekonferenz im Fürstenhof informierte, wird der Verband Kultusministerin Doris Ahnen (SPD) heute „sehr deutlich aufzeigen, wo der Schuh drückt“. Schwerpunkt werde der Unterrichtsausfall sein. Denn die berufsbildenden Schulen hätten bei Weitem den höchsten Unterrichtsausfall aller Schultypen in RLP. Während die Schülerzahl seit 2005 um vier Prozent stieg, nahm der Unterrichtsausfall um 17 Prozent zu. Brenken: „Das liegt nicht am Krankenstand der Lehrer, sondern einfach daran, dass zu wenige Lehrkräfte da sind“.
So gebe es an den Gymnasien bei 45 000 Schülern rund 9500 Lehrkräfte, während an den Berufsbildenden Schulen (BBS) 5700 Lehrkräfte 130 000 Schüler unterrichten, so Brenken. Viel zu wenig neue Lehrer würden pro Jahr eingestellt, so der VLBS. Sind es zurzeit jährlich zwischen 130 und 170 Lehrer fordert Brenkens Verband mindestens 250 Neueinstellungen pro Jahr. „Darum müssen sofort die Plätze an den Studienseminaren von zurzeit 350 auf 550 erhöht werden. Zudem müsse bundesweit für das Lehramt an berufsbildenden Schulen geworben werden. Auch müssten attraktive Möglichkeiten geschaffen werden, um aus dem gehobenen Dienst berufsbegleitend in den höheren Dienst aufsteigen zu können. Aber auch die Einkommenssituation im Referendariat müsse sich deutlich verbessern. „Denn mit 1000 Euro kann man nur schwer qualifizierte Lehrkräfte gewinnen“, sagt Brenken. „Die Fachoberschule ist und bleibt eine Schulform der berufsbildenden Schule“, fordert der Verband. Doch nicht so in Rheinland-Pfalz, sagt Brenken. Hier werde sie zwangsweise und ohne Ausnahme in die Räume der Realschule Plus verlegt, um dort als Flaggschiff zu dienen, mutmaßt Brenken.
Laut Kultusministerkonferenz dürften aber nur Lehrer der Sekundarstufe 2 in der Fachoberschule unterrichten. Setze das Land Lehrer der Sekundarstufe 1 ein, würden dadurch nicht nur knapp zehn Gesetze und Verordnungen ausgehebelt. Es werde auch gegen das Grundgesetz verstoßen. Daneben kritisiert der Verband die unterschiedlichen Bedingungen im Berufsvorbereitungsjahr etwa im Projekt „Keiner ohne Abschluss“. Die Ministerin will prüfen, welche Schule größere Erfolge verzeichnet.
Für Zündstoff heute ist sicherlich gesorgt. Fast 2000 Berufsschullehrer sind im VLBS organisiert. Etwa 1000 werden heute und morgen zum Berufsschultag, der alle drei Jahre stattfindet, in Bad Kreuznach erwartet.
Während man heute, Freitag, auf Antworten der Kultusministerin hofft und nachmittags Fachspezifisches in rund 20 Arbeitskreisen erarbeitet will, steht am Samstag die Wahl des neuen Landesverbandsvorstandes auf der Tagesordnung. (bj)