Wer glaubt, der Begriff Heimat sei verstaubt, dem sei ein Blick in das Buch empfohlen. Auf 298 Seiten findet der Leser 250 Skizzen und Gemälde von Heidrun Hahn, garniert mit historischem Hintergrundwissen, teils auch mit Sagen zu den dargestellten Objekten.
Das Buch ist keine kunstgeschichtliche Fachlektüre des Hunsrücks, von Mittelrhein, Mosel und Nahe sowie Teilen der Nordpfalz. Es kommt eingängiger daher – will so etwas wie ein Reiseführer sein, ein Wegbegleiter, der hilft, die Region zu entdecken. Dazu braucht es keine seitenlangen wissenschaftlichen Traktate, sondern kurze, prägnante Texte, die den Leser fesseln und die Bilder erläutern.
Monika Kirschner-Ludwig, die das Buch vorstellte, hatte denn auch für die Zuhörer den passenden Tipp auf Lager. „Lesen oder erzählen Sie die Sagen aus diesem Buch am Originalplatz, am Tatort sozusagen – möglichst mit Kindern“, lautete ihr Vorschlag. Genauso hat es Heidrun Hahn mit ihren Kindern, Enkeln und Schülern gemacht.
Ihre Enkel berichteten bei der Buchpräsentation von den Ausflügen mit ihrer Großmutter und erzählten ihre Lieblingssagen, die beide mit der Ebernburg zusammenhängen. Schaudern kommt auf, wenn man von der wahren Geschichte einer 17-jährigen Engländerin liest, die in der Zeit der Rheinromantik, Mitte des 19. Jahrhunderts, den Bergfried der Burg Lahneck bestieg. Als dessen Treppe unter ihren Füßen einstürzte, konnte sich die junge Frau zwar auf die Plattform des Turmes retten, verdurstete aber dort, weil die Rheinschiffer ihr Hilfe suchendes Winken falsch deuteten. Monika Kirschner-Ludwig dürfte sicherlich Recht haben, dass dem Leser beim Blättern durch das Buch manche Motive so vertraut vorkommen, „dass man sich in diesem Buch spontan zu Hause fühlt“.
Heidrun Hahn schickt den Leser auf Spurensuche zu realen Orten und zu deren Sagenwelt. Beide, Bilder und Geschichten, berichten davon, wie schön die hiesige Landschaft ist.
Bemerkenswert ist sicherlich, dass in den Bildern fast ausschließlich Gebäude und Landschaften erzählen. Der Mensch kommt darin eigentlich nicht vor. Lediglich das Bild des Marktplatzes in Bad Sobernheim zeigt einige Menschen.
Dass die Vorarbeit für ein Buch Jahrzehnte dauern kann, davon berichtete Tochter Anke Weishaupt. „Meine Mutter hat einfach alles, was sie in Büchereien, Antiquariaten und alten Schriften zu ihrer Heimatregion finden konnte, gesammelt und das Interessanteste auf einer Schreibmaschine abgetippt“, berichtete die Tochter. Sie hat zudem alte Menschen in den Orten selbst nach diesen Geschichten befragt. So wurde sie Schatzsucherin, ehe diese literarischen Schätze verloren gingen.
Als Heidrun Hahn erkrankte, suchten ihre Kinder nach Wegen, um ihre Mutter aufzubauen. „Es musste etwas wirklich Starkes sein. Deswegen haben wir für sie ein neues Projekt gesucht: Ihre Sagenhefte sollten zu einem Buch werden“, berichtet Weishaupt. Gut, dass auch ihr Bruder Marcus Hahn, der aktuelle Lions-Präsident, Feuer und Flamme für das Projekt war. Er ließ seiner Mutter kaum eine Wahl, als das Projekt anzugehen. Aber ohne seine Finanzkraft wäre die Umsetzung auch nicht möglich gewesen.
Für das Lektorat konnte Kreissprecher Benjamin Hilger gewonnen werden, der gleich nach einem ersten Treffen mit Heidrun Hahn Fan von ihr wurde. Was zunächst mit zwölf Gemälden in dem Buch geplant war, wurde nach dem Tod der Autorin zum dicken Band mit 166 Gemälden und 72 Skizzen. Das Buch kostet 29,99 Euro.