Das zweigeschossige, spätbarocke Wohnhaus Lämmergasse Nummer 5 ist das älteste Haus in der Straße, sagt Heimatforscher Steffen Kaul und weist auf eine Besonderheit des Gebäudes hin. Im Keller befindet sich ein acht Meter tiefer Brunnen aus dem 13. Jahrhundert. Obwohl in der Lämmergasse durch Abbrüche bei der Sanierung der Neustadt in den 1970er Jahren die typische Enge der mittelalterlichen Bebauung verloren ging, wird sie in der Denkmaltopografie von 1987 als malerischste Straße der Neustadt bezeichnet. „Da sie ihren historischen Charakter weitgehend bewahrt hat“, führten die Autoren Edith Ruser und Herbert Dellwing damals zur Begründung an.
Tatsächlich findet man in der Lämmergasse, die zuvor Hammelgasse und noch früher, im 18. Jahrhundert, Hundsgasse hieß, eine fast durchgehende Bebauung mit zwei- bis dreigeschossigen Wohnhäusern. Leider sind mehrere Häuser in der Lämmergasse wie auch in anderen Straßen des Viertels wegen jahrelangem Investitionsstau, vom Verfall bedroht, auch wenn mancher Eigentümer über Jahrzehnte liebevoll sein Haus pflegte. Sogar die Wahrzeichen der Stadt, die historischen Brückenhäuser, sind zum Teil in bedenklichem Zustand. Andernorts wird für solche architektonische Schätze deutlich mehr getan, wie beispielsweise die Häuser der Krämerbrücke in Erfurt zeigen.
Bezeichnend findet es Steffen Kaul, der selbst Anwohner in der Neustadt ist, dass in Bad Kreuznach seit 1987 kein Objekt mehr unter Denkmalschutz gestellt wurde. Bleibt abzuwarten, ob die Neubebauung des Grundstücks Lämmergasse 5 einen positiven Akzent für die Belebung der Neustadt setzt, oder wie an anderer Stelle, siehe Brückes, siehe Kurhausstraße, das historisch gewachsene Straßenbild in den Hintergrund drängt und zur Staffage degradiert.
Vielleicht wird an dieser Stelle eine mit der Umgebung verträgliche Bebauung realisiert, wie sie den Autoren der Bestandsanalyse „Behutsame Stadterneuerung Bad Kreuznach Neustadt 2030“ von der Technischen Universität Kaiserslautern vorschwebte. Das gute Konzept aus dem Wintersemester 2017/2018 ist viel zu schade, um in der Schublade zu verstauben und die Kreuznacher Neustadt hat durchaus Potential für ein angenehmes Wohnquartier, wenn die Gestaltung nicht vorwiegend mit der Abrissbirne, sondern mit Augenmaß umgesetzt wird. chj