„Lagerfeuer im Kinnsfelstunnel zerstört bekanntes Fledermausquartier“ – so titelte der Naturschutzbund (Nabu) Rheinland-Pfalz am 5. Mai 2025 in einer Pressemitteilung. Und verlieh seiner Befürchtung Ausdruck, dass ein Feuer im 284 Meter langen Tunnel die dort siedelnden Fledermäuse „wahrscheinlich für viele Jahre vertrieben“ habe, außerdem liege „die Vermutung nahe“, dass die Rauchgase viele der Fledermäuse vergiftet hätten.

Wir haben nachgeschaut, aber im Kinnsfelstunnel keine großartigen Brandspuren gesehen. Es finden sich dort Reste von Lagerfeuerstellen, die schon seit Jahrzehnten dort bestehen. Wir haben auch den „geheimen“ Kontrollgang inspiziert, der über dem Tunnelgewölbe verläuft. Auch dort oben: kein Brandrückstand. Nichts.

Es gibt nur eine Stelle, wo es frisch gebrannt hat – am Aufgang in den Kontrollgang über dem Tunnel, der rund 80 Meter vom Ausgang Richtung Odernheim entfernt ist. Hier sind zwei hölzerne Sprossen angezündet worden. Doch sie sind nicht komplett abgebrannt. Dass es hier eine gewaltige Rauchentwicklung gegeben haben soll, ist zweifelhaft.

Wir haben den Nabu gefragt, was die übertrieben anmutende Darstellung sollte. Es drängt sich der Verdacht auf, dass hier ein Vorfall dramatisiert wird, um einen Zugang zum Tunnel zu beschränken. Der wird aber seit Jahrzehnten von der Jugend besucht, die Nächte im Tunnel gehören zur lokalen Jugendkultur. Das sieht der Nabu ganz anders. Das Waldgesetz verbiete das Anzünden von Feuer, wenn der Wald weniger als hundert Meter entfernt sei.

Wir haben den Nabu damit konfrontiert, dass in seiner Pressemitteilung von „wahrscheinlich für viele Jahre vertrieben“ gesprochen und erklärt wird, es liege „die Vermutung nahe, dass viele der (…) Fledermäuse (…) vergiftet wurden“. Dann aber heißt es: „Durch die starke Frequentierung und ein damit verbundenes Lagerfeuer wurde dieses Fledermausquartier nun für lange Zeit unbewohnbar gemacht.“ Es werden also Vermutungen und Wahrscheinlichkeiten zugrunde gelegt, um eine faktische Schädigung zu konstatieren – aus wissenschaftlicher Sicht unzulässig.
Es ist auch so, dass im Kinnsfelstunnel schon seit Jahrzehnten Lagerfeuer lodern. Dass es nun durch ein einziges Feuer zu einer Schädigung der Fledermaus-Population gekommen sein soll, ist fraglich.
Es stellt sich mithin die Frage, ob es Belege für eine Vertreibung gibt. Auch die Behauptung, es könnte zur Rauchvergiftung eines großen Teils der Population gekommen sein, muss infrage gestellt werden: Gibt es tiermedizinisch untersuchte Kadaver, die den Verdacht der Vergiftung bestätigen?

David Roth, Projektleiter der Nabu-Koordinationsstelle Fledermausschutz, kommentiert: „Laut einhelligen Expertenmeinungen handelt es sich bei einer solchen Ausräucherung um eine faktische Schädigung, nicht bloß um eine Vermutung. (...) Viele Wildtiere reagieren deutlich empfindlicher als wir auf Feuer und Rauch – so auch Fledermäuse. Da Fledermäuse aufgrund durch den Torpor bedingten verlangsamten Stoffwechsel auf ihre Umwelt nur bedingt reagieren können, sind sie während des Winterschlafs ungeschützt. Daher suchen sie sich besonders sichere Quartiere. Da Rauch(-geruch) auf potenzielle Gefahren- und Störungsquellen hindeutet, vermeiden Fledermäuse solche belasteten Bereiche und Stollen. Durch den langsamen Abbau von Rauchpartikeln werden somit solche Winterquartiere längere Zeit für Fledermäuse unbewohnbar.“

Die Kritik des Nabu an Lost Place-Touristen, die von Tunneln wie am Kinnsfels „magisch angezogen“ würden, ist wohl nicht von der Hand zu weisen. Die Neigung bei Naturschützern ist hier regelmäßig, den Zugang zu beschränken. Das dürfte am Kinnsfelstunnel aber kaum möglich sein. Zumal sich der Laie fragt, inwieweit eine Vergitterung nicht auch die Fledermäuse beeinträchtigt, die ja nachts durch die Maschen flattern müssen. David Roth erklärt, es gebe aktuell „keine Pläne zu einer möglichen Vergitterung der Kontrollgänge“. Diese Gitter seien aber „bewährte Praxis“ und „keine Gefahr für Fledermäuse“.