Diskussion um Obertor 13
Hat die VG Nahe-Glan zu viele Verwaltungsbauten?
Das Verwaltungsgebäude am Meisenheimer Obertor ist barrierefrei und mit moderner Heiztechnik ausgestattet. Allerdings stehen dort viele Schreibtische leer. Wie der Altbau künftig genutzt werden soll, darüber gehen die Meinungen auseinander.
Roswitha Kexel

Wie sollen die Verwaltungsgebäude der VG Nahe-Glan künftig genutzt werden? Ein Konzept soll zeigen, was mit derzeit ungenutzten Büroflächen geschehen kann. Strittig ist die Zukunft des Meisenheimer Verwaltungsgebäudes am Obertor 13. 

Die Verbandsgemeinde (VG) Nahe-Glan hat seit ihrer Fusion 2020 ein Platzproblem. Genauer gesagt, es gibt zu viel Platz für Mitarbeiter und Aufgaben und daher ist rechnerisch ein Verwaltungsgebäude zu viel. Auch weil die Belegschaft Homeoffice machen kann, oder in Teilzeit arbeitet, sind immer mehr Schreibtische tageweise verwaist.

Eine Bestandsaufnahme, die Bürgermeister Uwe Engelmann (SPD) dem VG-Rat vorstellte, soll nun als Entscheidungsgrundlage für das künftige Gebäudekonzept dienen. Denn klar ist, dass sich die Verbandsgemeinde die ungenutzten Büroflächen auf Dauer nicht leisten kann.

Im Rathaus Bad Sobernheim ist der Hauptsitz der Verbandsgemeinde Nahe-Glan. Auch die Stadt Bad Sobernheim hat hier ihren Sitz.
Silke Jungbluth-Sepp. Jungbluth-Sepp Silke

Im Hauptsitz der Verbandsgemeinde, dem Rathaus in Bad Sobernheim am Marktplatz, gibt es derzeit im Dachgeschoss freie Büros. Insgesamt stehen im Rathaus 49 Arbeitsplätze zur Verfügung, plus zwei Büros für die Stadt Bad Sobernheim. Im Gebäude der Touristinformation, gegenüber dem Sobernheimer Bahnhof, ist seit diesem Jahr das bisher vermietete Obergeschoss frei geworden. Damit stehen dort insgesamt 14 Arbeitsplätze zur Verfügung. Fast voll besetzt ist dagegen das Verwaltungsgebäude in der Bahnhofstraße 6 mit insgesamt 24 Schreibtischen. Dort ist der Fachbereich Bürgerdienste untergebracht.

Der historische Klinkerbau der VG-Werke in der Bad Sobernheimer Poststraße muss saniert werden.
Bernd-Harald Hey. Bernd Hey

Zu den Verwaltungsgebäuden in Bad Sobernheim zählt auch der Sitz der VG-Werke in der Poststraße. Dort gibt es 18 Arbeitsplätze, die auch alle besetzt sind. Durch die bis Ende 2029 beabsichtigte Verschmelzung der ehemaligen Werke der VG Bad Sobernheim und der VG Meisenheim, muss das Personal aufgestockt werden. Dabei geht es um 4,6 zusätzliche Mitarbeiter in der Verwaltung der Werke und sieben zusätzliche Techniker. Bisher ist die kaufmännische und technische Betriebsführung der Meisenheimer extern vergeben und soll nach einem Grundsatzbeschluss des VG-Rats künftig unter das gemeinsame Werke-Dach geholt werden.

VG-Werke: Gebäude sanierungsbedürftig und zu klein

Weil der historische Klinkerbau aus der Zeit um 1900 an vielen Stellen feucht und sanierungsbedürftig ist, wird schon seit Jahren über eine Sanierung und Erweiterung dieses Standorts diskutiert. Bad Sobernheim hat sich aus Sicht der VG-Verantwortlichen als Sitz der VG-Werke bewährt. Denn während die alte VG Meisenheim keine eigenen Trinkwasserbrunnen unterhält, sind von den Technikern im Sobernheimer Raum 26 Brunnen und Quellen sowie zahlreiche Speicheranlagen wie Hochbehälter und Pumpwerke zu betreuen.

In Meisenheim war die VG-Verwaltung vor der Fusion im historischen Gebäude Obertor 13 untergebracht. Insgesamt 40 Arbeitsplätze gibt es dort. Neben dem Bürgerbüro mit drei Mitarbeitern ist dort derzeit die Finanzabteilung der VG und auch die VG-Kasse untergebracht. Außerdem haben der Kontaktbeamte der Polizei und das Familienzentrum Arbeitsplätze.

Rund ein Dutzend Schreibtische stehen in dem sanierten, barrierefreien und energetisch mit moderner Heiztechnik ausgestatteten Gebäude leer. Außerdem gibt es freie Räume im Dachgeschoss, einen großen Sitzungssaal und Archivräume im Keller. „Das Gebäude ist viel zu schade, um es halb leer stehen zu lassen“, betonte Engelmann, „es hat eine bessere und andere Nutzung verdient.“

In der Untergasse 16 in Meisenheim hat die VG zudem als Standort für die Touristinfo das Erdgeschoss mit zwei Arbeitsplätzen angemietet.

Engelmann schlägt vor, die Finanzabteilung komplett nach Bad Sobernheim umzusiedeln, da sie ohnehin keinen direkten Bürgerkontakt hat, und eine andere Lösung für die Nutzung des Gebäudes Obertor 13 zu suchen. Bürgerbüro, Polizei und Touristinfo sollen in Meisenheim bleiben, gegebenenfalls an einen alternativen Standort umziehen.

„Der Bedarf für ein MVZ ist in Meisenheim da.“
Bürgermeister Uwe Engelmann (SPD)

Stattdessen, so seine Idee, könnte im Obertor 13 ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) angesiedelt werden – entweder unter kommunaler oder privater Führung. „Das ist eine charmante Idee, und der Bedarf für ein MVZ ist in Meisenheim da.“ Ein solches MVZ gibt es laut Engelmann beispielsweise in Wonsheim bei Alzey, in Trägerschaft der Verbandsgemeinde Monsheim. Dort seien junge Ärzte für die hausärztliche Versorgung gewonnen worden, weil sie dort als Angestellte ohne wirtschaftliches Risiko und ohne eigene Investitionen stemmen zu müssen, arbeiten könnten. Der Versuch, eine klassische Hausarztpraxis in Wonsheim anzusiedeln, war zuvor mangels Interessenten gescheitert.

Denkbar sei für das Obertor 13 allerdings auch eine Vermietung oder Teilvermietung. Ein Verkauf, so betonte Engelmann, sei nicht in seinem Fokus.

Die Idee, alle Abteilungen der Verwaltung in Bad Sobernheim zu vereinen, hat nach seinen Angaben nicht nur logistische, sondern auch finanzielle Gründe: So gehen allein 1300 Euro für die täglichen Postfahrten zwischen der Finanzabteilung in Meisenheim und dem Rathaus in Sobernheim drauf.

Bei Meisenheimer Vertretern im Rat stieß die Idee, das Gebäude Obertor als Verwaltungssitzung ganz oder teilweise aufzugeben, indes auf Widerstand. Der Stadtrat Meisenheim hatte sich bereits in einer Resolution dafür ausgesprochen, dort die VG-Werke anzusiedeln.

„Das Ziel der Fusion ist es nicht, die Verwaltung an einem Standort anzusiedeln, sondern es ist eine bürgernahe Verwaltung.“
Jörg Vetter (UBL)

„Das Ziel der Fusion ist es nicht, die Verwaltung an einem Standort anzusiedeln, sondern es ist eine bürgernahe Verwaltung“, sagte Jörg Vetter (UBL). Bei der Fusion habe es den deutlichen Willen gegeben, beide Standorte beizubehalten. Er plädierte dafür, das Gebäudekonzept komplett ergebnisoffen zu durchdenken, und nicht durch Vorwegdispositionen bezüglich des Standorts Meisenheim einzuschränken. Sein Parteikollege Karl-Otto Dornbusch kritisierte, bei dem Thema werde „nicht ehrlich und redlich miteinander umgegangen.“

Hildegard Krauß (UBL) wies darauf hin, dass die Bewirtschaftungskosten pro Arbeitsplatz in Meisenheim niedriger liegen als im Stammsitz der VG-Werke in Bad Sobernheim.

Standort Bahnhofstraße 4 verkaufen?

Peter Herrmann (Freie Wähler) sagte, er sei ein „Fan von Dezentralisierung“ und brachte die Option ins Spiel, den Standort Bahnhofstraße 4 mit der Touristinformation zu verkaufen, und diese Mitarbeiter auf die anderen Standorte in der Felkestadt zu verteilen.

Rolf Staab (CDU) betonte dagegen, „die Zukunftsfähigkeit von Meisenheim hängt nicht davon ab, ob 20 Verwaltungsmitarbeiter dort sitzen oder nicht.“ Wichtiger sei Meisenheim als Schulstandort und als Gesundheitsstandort. „Das sage ich als Meisenheimer.“

„Wir sind nicht gezwungen, morgen eine Entscheidung zu treffen.“
Uwe Engelmann

Denis Alt (SPD) erinnerte daran, dass der Haupt- und Finanzausschuss der VG bereits in nicht-öffentlicher Sitzung einstimmig den Beschlussvorschlag formuliert hatte, die Verwaltungsleistungen in Bad Sobernheim zu konzentrieren – mit Ausnahme von Bürgerbüro und Touristinfo. Im Beschlusstext steht zudem: „Ziel ist es, dass das bisherige Verwaltungsgebäude einer der Öffentlichkeit dienenden Nachnutzung zugeführt wird.“

Bürgermeister Engelmann kündigte an, dass die Verwaltung ein Konzept erstellen werde, und dann erneut im Rat darüber diskutiert werden solle. „Wir sind nicht gezwungen, morgen eine Entscheidung zu treffen“, sagte er. Das Ziel sei, in Einigkeit eine Lösung zu suchen.

Top-News aus der Region