Der Verkauf des Gesundheitszentrums Glantal (GZG) ist in vollem Gange. Man sei sich sicher, dass der Plan ambitioniert sei, aber bis zur Sommerpause wolle man Klarheit haben, welcher Interessent den Zuschlag bekomme. Das hat Alexander Wilhelm, Geschäftsführer des Trägers, dem Landeskrankenhaus, am Mittwochmorgen bei einem Pressegespräch unterstrichen. Ende des Jahres 2025 soll der Verkauf über die Bühne gegangen, der Trägerwechsel abgeschlossen sein.
Interessenten gibt es mehrere, wie viele genau, will man nicht verraten, man habe Vertraulichkeit zugesagt. „Sie scheinen es aber ernst zu meinen“, sagt Wilhelm. Er registriere reges Abrufen von Daten aus dem gemeinsamen „Datenraum“. Der nächste Schritt sei nun, dass sich die Interessenten das Haus ansähen. Dann könnte es mit der Vertraulichkeit dahin sein.
„Das Haus ist nicht defizitär. Das haben wir nie gesagt, das wurde von außen rein gebracht.“
Alexander Wilhelm, Geschäftsführer des Landeskrankenhauses
Eines wollen Wilhelm und Thorsten Junkermann, stellvertretender Geschäftsführer des Landeskrankenhauses und Regionaldirektor Nord, aber klar stellen. „Das Haus ist nicht defizitär. Das haben wir nie gesagt, das wurde von außen rein gebracht“, legt Wilhelm dar. 2024 habe man mit einem Gewinn von 1,7 Millionen Euro abgeschlossen. „Das ist aber ein Einmaleffekt, weil wir gut nachverhandelt haben“, sagt Junkermann. 2023 werde wohl defizitär – die Budgetverhandlungen seien hier noch nicht abgeschlossen.
Das Duo präsentierte alsdann noch mal die Gründe für den Verkauf des GZ Glantal: die anstehende Krankenhausreform mache es dem Landeskrankenhaus schwierig, das Haus nachhaltig wirtschaftlich zu betreiben und die grundsätzliche Ausrichtung des Trägers als nicht somatisch (also auf körperliche Leiden) ausgerichteter Versorger. Das habe, so Wilhelm, übrigens auch schon der Landesrechnungshof moniert. Er habe festgestellt, dass das Landeskrankenhaus mit dem Gesundheitszentrum Glantal seinen Versorgungsauftrag überschreite.

Wirtschaftsbosse sorgen sich massiv um Region
Das Landeskrankenhaus will das Gesundheitszentrum Glantal in Meisenheim verkaufen und sucht einen neuen Träger. Diese Pläne sorgen bei einigen wichtigen Unternehmer der Region für mächtig Ärger. Die Wirtschaftsgrößen melden sich zu Wort.
Das Gesundheitszentrum nennt Wilhelm „systemrelevant“. „Wenn die Akutversorgung nicht aufrechterhalten wird, gibt es im Dreieck Kaiserslautern-Idar-Oberstein-Bad Kreuznach nichts mehr. Gerade weil das Haus so wichtig ist, finden wir es verantwortungsvoll, einen Träger zu suchen, der das Haus betreiben kann“, sagt Wihelm – wohl wissend, dass dieser Umstand von einigen gänzlich anders bewertet werden dürfte. Massive Kritik am geplanten Verkauf, und auch an der Person von Wilhelm, ließ nicht lang auf sich warten. Einige Unternehmer aus der Region hatten sich unter Wortführerschaft von Michael Groß, Inhaber des in Medard ansässigen Fassadenspezialisten IGM, an die Öffentlichkeit gewandt. Durch den Rückzug des Landeskrankenhauses fürchte man um die Attraktivität der Region. „Bislang kam noch kein Gespräch zustande. Wir sind weiter gesprächsbereit“, berichtet Wilhelm, der das Gespräch über einen Kontaktmann gesucht habe.
Dass diese Standortattraktivität erhalten bleibt, mit einem Krankenhaus samt Akutversorgung, dafür muss nun ein anderer Träger sorgen. „Das GZG ist vom Gemeinsamen Bundesausschuss als systemrelevantes Haus deklariert worden. Damit bekommt der Betreiber den Sicherstellungszuschlag dafür. Voraussetzung ist aber die Teilnahme an der Notfallversorgung“, stellt Junkermann klar.

GZ Glantal: Klinikverkauf beschäftigt nun den Landtag
Das Landeskrankenhaus will das Gesundheitszentrum Glantal in Meisenheim verkaufen und sucht einen neuen Träger. Das Vorgehen irritiert den Landtagsabgeordneten Helmut Martin (CDU) massiv. Er hat eine Anfrage formuliert.
Im März hatte das Landeskrankenhaus – für viele überraschend – den Vorstoß gestartet, das Haus zu verkaufen. Die Öffentlichkeit wurde Mitte des Monats informiert, dass man ein Interessenbekundungsverfahren starten möchte, mit dem Ziel einen Käufer zu finden. Diese Phase der Unsicherheit habe auch zu einigen Kündigungen, auch in leitenden Positionen, geführt. Zuletzt verabschiedete sich der stellvertretende Pflegedienstleiter an die Uniklinik in Mainz.
Krausbeck wird kommissarisch Chefarzt, Renner leitet Neuro-Reha
Das Gesundheitszentrum Glantal, 2015 für knapp 50 Millionen Euro gebaut (27 Millionen Euro stammen direkt vom Land, 20 Millionen Euro vom Landeskrankenhaus), stellt mit seinen 136 Betten, seiner neurologischen Abteilung sowie mit seinen Abteilungen für Chirurgie, Innere Medizin, Anästhesie sowie Intensiv- und Notfallmedizin die tragende Säule der Notfallversorgung in diesem Landstrich dar. Zudem gehören eine angeschlossene Pflegeschule und ein medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) mit chirurgischem Schwerpunkt dazu. Lange Zeit galt das GZG als das Vorzeigeprojekt der medizinischen Versorgung im Land schlechthin.
Personell ändert sich in der Ärzteschaft etwas. Für die Chefärztin der Neurologie, Ulrike von Sacken-Osten, die im Januar gekündigt hatte und nun Ende Juni aus dem Dienst scheidet, gibt es eine interne, aber kommissarische Lösung. Peter Krausbeck wird diesen Posten übernehmen. Imelda Renner, sowieso schon leitende Ärztin für den Bereich neurologische Rehabilitation, rückt ebenfalls eins auf.