Die Ingelheimer Firma Molitor der Investorenfirma Gemünden plant auf der Ludwigsstraße mit dem „Boulevard LU“ ein Einkaufszentrum aus den Elementen Kultur, Shopping und Genuss, aus dem Dreiklang soll ein neuer Anziehungspunkt im Herzen von Mainz entstehen: ein Zentrum für Einkaufen, aber auch zum Treffen, mit Hotel, Restaurants und einer großen Dachterrasse. Trotz Corona-Krise kürte eine Jury Mitte Mai die Sieger des Architekturwettbewerbs sowie des Ideenwettbewerbs zur Ludwigsstraße.
Klarer Sieger der Jury: der Entwurf der Mainzer Architektengemeinschaft Faerber und Jestaedt, die gemeinsam mit den Landschaftsarchitekten Bierbaum-Aichele auf einen Mix von Moderne und Altstadtflair rund um das Einkaufszentrum setzten. „Die Vielfalt des Projektes wurde auf architektonischem Niveau umgesetzt“, lobte der Vorsitzende der Wettbewerbsjury, der Architekt Markus Neppl: „Pop-up-Halle, Hotel, Pavillons, Fuststraße, noch mehr Bestandteile kann ein Projekt eigentlich nicht haben.“
Der Siegerentwurf schlägt nun für jede dieser Nutzungen eine eigene Architektur vor: Da sind die Würfel auf der Ludwigsstraße, die vor die Fassade gesetzt die bisherige Pavillonstruktur aufgreifen und neu interpretieren. Eine große, modern gestaltete Eingangshalle soll dann die Besucher in das Gebäude hineinziehen, aber nicht als Sackgasse, sondern mit einer großen Freitreppe hinauf auf den Dachgarten – und dort oben soll nicht nur eine Dachterrasse mit Blick auf den Mainzer Dom entstehen, sondern dazu gleich ein ganzer Garten, eine neue grüne Oase über den Dächern von Mainz.
Durch den Dachgarten bekomme der Bau einen ganz anderen Charakter, betonte Neppl, es entstehe „ein grüner Ort in der Innenstadt, den es so in der Nähe bisher nicht gibt“. Die Jury habe zudem angeregt, dass auch in der Frontfassade mehr grüne Elemente realisiert werden sollten. Die bisher überbaute Fuststraße soll komplett nach oben geöffnet und wieder zu einer echten Straße werden, den Übergang der Architektur zur Altstadt hin soll ein Haus mit Satteldach bilden – das Eckhaus am Bischofsplatz, in dem Wohnungen entstehen sollen.
Einen hochmodernen Kontrast mit würfelförmiger Architektur soll dagegen das neu zu bauende Hotel auf dem derzeitigen Parkhaus bilden. „Man wird um das Projekt herumlaufen, und immer neue Sichtweisen entdecken“, sagte Neppl. Sieben Entwürfe seien für den Wettbewerb eingereicht worden, „wir als Jury waren ziemlich kratzig“, räumte Neppl zudem ein: Man habe „alles angesprochen, was nicht Erfolg versprechend war“. Die alte Ludwigsstraße sei in einer Sackgasse gewesen, „es fehlt das städtische Leben“, sagte Neppl, und betonte: „Dieses Projekt hat daraus gelernt.“
Erleichterung herrscht indes auch bei der Mainzer Stadtspitze, mit dem Projekt verbindet sich die Hoffnung auf eine Stadtreparatur ebenso wie auf eine Belebung der in den vergangenen Jahren eher dahindümpelnden Mainzer Innenstadt. Der „Boulevard LU“ sei „eine Schlüsselfrage für Mainz“, sagte Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD). Mit diesem Projekt entscheide sich, „ob wir uns auch in Zukunft mit Handel, Offenheit und Mainzer Lebensgefühl in unserer Stadt bewegen können“.
Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU) betonte, die Corona-Pandemie werde irgendwann vorbei sei, „dann kommt dieses Einkaufszentrum gerade zur rechten Zeit, um die Attraktivität der Einkaufsstadt Mainz zu unterstreichen.“
Auch Baudezernentin Marianne Grosse (SPD) betonte, die Architekturformen würden den Bischofsplatz stark aufwerten, die bisherige Struktur der Pavillons auf der LU werde von den Architekten „sehr gut und einfühlsam interpretiert“ und in die neue Zeit transportiert. Vor allem aber lasse sich die unterschiedliche Nutzung des Gebäudes an den Fassaden ablesen, „dies war der einzige Entwurf, der diese Idee hatte“, sagte Grosse: „Das passt zu Mainz.“