Kappeln – Pfarrerin Christine Fischer-Schulz ist stolz: „Es ist enorm, was die Kappeler hier geleistet haben und noch leisten.“ Seit 1999 wird die mitten im Dorf stehende evangelische Kirche renoviert. Zuerst war das Dach dran. „Der Baufortschritt ist halt abhängig davon, wie die Gemeinde das nötige Geld auftreibt“, berichtet die Pfarrerin, die in Herren-Sulzbach wohnt.
Der evangelischen Kirchengemeinde Herren-Sulzbach gehören 1880 Protestanten aus zwölf Dörfern an. Sie muss fünf Kirchen, zwei Gemeindehäuser und ein Pfarrhaus unterhalten. „Das ist eine große Last“, weiß Fischer-Schulz. Zwar gibt der Kirchenkreis einen 25-prozentigen Zuschuss, aber der Rest ist von den Gemeinde nur schwer zu schultern.
Allein die Innenrenovierung der Kappeler Kirche kostet rund 100 000 Euro. Etwas Luft konnte sich die Gemeinde durch den Verkauf von Grundstücken im Zuge einer Flurbereinigung verschaffen, erzählt die Pfarrerin, die 1992 nach Grumbach kam. Damals gehörte Kappeln zum dortigen Sprengel. 2001 gingen die beiden evangelischen Kirchengemeinden Herren-Sulzbach und Grumbach eine Verbindung ein, die im Jahr 2012 in einer Fusion mündete.
„In der Kappeler Kirche wurde ich in mein Amt als Gemeindepfarrerin eingeführt“, erinnert sich Christine Fischer-Schulz, denn das Grumbacher Gotteshaus befand sich zu der Zeit in der Renovierungsphase. Die Kirche zu Kappeln hat „für mich keine herausragende Stellung. Allerdings ist für jedes Dorf die eigene Kirche von besonderem Wert“, sagt die Pfarrerin.
Die Einwohner von Kappeln bringen jedenfalls viel Energie auf, um ihr Gotteshaus zu erhalten und zu modernisieren. „Beim ersten Arbeitseinsatz fuhr ich um 8 Uhr ins Dorf. Mir kam ein Steppke mit einem Hammer auf der Schulter entgegen. Der Junge sagte nur kurz und knapp: ,Moje.' Er hat beim Arbeitseinsatz fleißig mitgemacht und große Ausdauer bewiesen“, lobt Christine Fischer-Schulz.
Als Koordinator für die Arbeiten an und in der Kirche beweist Stefan Mäurer Geschick. Der ehemalige Presbyter hat zahlreiche Arbeitsstunden in die Renovierung der Kirche gesteckt. „Durch das ehrenamtliche Wirken der Frauen und Männer in Kappeln spart die Kirchengemeinde viel Geld“, schätzt die Pfarrerin den Einsatz ihrer fleißigen Schäfchen.
Der Innenausbau der Kirche soll in drei, vier Monaten abgeschlossen sein, hofft Stefan Mäurer. Dies ist stark davon abhängig, wie schnell der Putz trocknet. Er wird in mehreren Schichten aufgetragen. „Unser Ziel ist es, Heiligabend in der Kirche Gottesdienst feiern zu können. Jedoch weiß man nie, welche Überraschungen bei solch einem Projekt auftreten können“, gibt die Pfarrerin zu bedenken. Mit Sorge schauen sie und Stefan Mäurer an die Decke, in der sich Risse aufgetan haben. Genügt es, sie zu überspachteln, oder muss der alte Putz abgeschlagen werden? Darauf gibt es erst eine Antwort, wenn ein Podest steht und der Zustand der Decke genau in Augenschein genommen wird.
Die 26 Kirchenbänke, auf denen jeweils acht Personen sitzen können, stehen derzeit in einer Scheune, bis sie wieder an ihren angestammten Plätzen aufgestellt werden. Kanzel, Altar und Taufstein sind zum Schutz vor dem Staub eingeschalt. Auf historischen Bildern lässt sich der Wandel im Inneren der Kirche erkennen. Früher stand ein Ofen in der Mitte des Gotteshauses. Auf der Empore finden etwa 20 Personen Platz. Die Orgel stammt von der Firma Oberlinger.
Stefan Mäurer gibt sich optimistisch: Das Innere der Kirche erstrahlt in absehbarer Zeit in neuem Glanz. „Die Hilfsbereitschaft im Dorf ist groß“, hat Mäurer in den zurückliegenden Monaten erfahren. Für ihn ist das rötlich-weiße Gotteshaus das Kappeler Wahrzeichen, dessen Erhalt für jeden Bürger ein Anliegen darstellt.
Von unserem Redakteur Klaus Dietrich