Mit einer Kundgebung 80 Jahre nach Kriegsende wollte das Bündnis „Kreuznach für Vielfalt“ am Samstag an die Grauen des Nationalsozialismus erinnern und deutlich machen, was passiert, wenn Fanatismus und pseudoreligiöse Regime wie der Nationalsozialismus einen Weltenbrand entzünden.
Wobei neben dem Erinnern auch der Blick in die Gegenwart stand, damit sich nie wieder Vergleichsbares wiederholt. Vor der eigentlichen Kundgebung auf dem Kornmarkt in Bad Kreuznach trafen sich die Teilnehmer am Mahnmal „Feld des Jammers“ in Bretzenheim, um gemeinsam den Radweg vor dem Mahnmal mit bunten Farben zu gestalten. Hiernach beteiligten sich rund 25 Radler an einer Fahrraddemo vom Mahnmal hin zur Kundgebung auf dem Kornmarkt, zu der knapp 100 Teilnehmer gekommen waren.
Sorge vor Rechtsruck in Deutschland
Alle Redner unterstrichen ihre Sorgen vor einem Rechtsruck in Deutschland und distanzierten sich deutlich von der Merz-Koalition und insbesondere von ihrer geplanten Flüchtlingspolitik. Mayla Vogel von der evangelischen Jugend sprach den Teilnehmern der Kundgebung aus dem Herzen – auch wenn ihre Rede in Teilen zynisch war, wie sie selbst zugab. So erklärte sie: „Wir waren nie frei von Nazis.“ Ihre Kritik: In Deutschland können Neo-Nazis aufmarschieren, die noch geschützt werden. Vogel ist überzeugt: „Wir haben bei der Aufarbeitung des Nationalsozialismus keinen guten Job gemacht.“

Das sah Max Schmitt von der Linksjugend nicht anders, der deutlich machte, dass auch nach der Kapitulation Nazi-Deutschlands „alte Eliten an ihren Positionen festhielten und Täter in Verwaltung, Justiz und Wirtschaft zurückkehrten“. Auch er kritisierte die Asylpolitik der Schwarz-Roten Koalition. „Dass diese Politik geschichsvergessen ist, zeigt sich, wenn wir auf die Geschichte des Asylrechtes blicken: Es entstand, weil Menschen, die dem Nazi-Terror entkommen wollten, an den Grenzen abgewiesen wurden“, sagte Schmitt. Musikalisch umrahmt wurde die Kundgebung von einem Chor, der sich zur Veranstaltung spontan gebildet hatte.