Bad Kreuznach
Grippeimpfstoff bald auf den Müll
Apotheker Thomas Behr hat noch einige hundert Impfdosen gegen die Schweinegrippe im Kühlregal. Als er als Auslieferungsapotheker die lückenlose Kühlkette garantieren musse, schaffte er sich ein Funkthermometer an, das bei Wärme über PC und Handy Alrm schlägt.
Armin Seibert

Bad Kreuznach - Die Schweinegrippe ist zwar längst aus den Schlagzeilen verschwunden, nicht aber aus den Kühlregalen der Apotheken. So lagern bei Thomas Behr noch einige hundert Impfdosen. Was damit geschieht ist derzeit unklar. Das Verfallsdatum rückt schnell näher. Im Oktober sind die einst umkämpften Schutzpräparate nur noch Sondermüll.

Bad Kreuznach – Die Schweinegrippe ist zwar längst aus den Schlagzeilen verschwunden, nicht aber aus den Kühlregalen der Apotheken. So lagern bei Thomas Behr noch einige hundert Impfdosen. Was damit geschieht ist derzeit unklar. Das Verfallsdatum rückt schnell näher. Im Oktober sind die einst umkämpften Schutzpräparate nur noch Sondermüll.

Erst winkten bei der Schweinegrippe die meisten ab, dann wollten alle geimpft werden und der Impfstoff fehlte. Schließlich war das Serum da und lag dann plötzlich bleischwer in den Regalen. Der Wechsel zwischen Nachfrage- und Angebotsüberschuss nach Impfstoff gegen Schweinegrippe erfolgte Ende November 2009. Apotheker Thomas Behr (Apotheke am Mönchberg in Winzenheim) kann es in seinem akribisch geführten Ordner genau nachvollziehen. Am 19. November lieferte er 2200 Impfdosen, am 1. Dezember nur noch 280 an die Arztpraxen aus. Am Ende der Grippewelle kamen dann Impfwillige in den Arztpraxen oft nicht mehr zum Zuge, weil ein Fläschchen Serum immer für zehn Patienten reicht und diese Gruppe nicht mehr zusammenzubringen war.
Auch wenn es bei der Abwicklung der Impfaktion zunächst Kommunikationsprobleme gab, die Stimmung in der Bevölkerung schwankte zwischen Panik und Schulterzucken, zieht Apotheker Behr ein positives Fazit. Er ist aber überzeugt: „Beim nächsten Mal würde einiges anders laufen. Man lernt dazu.“
Dazu gehört die Packungsgröße von 500 Dosen und die angeordnete Mindestabgabe an die Praxen von 40 Dosen. Bei dieser Konstellation bleiben nämlich immer 20 Impfdosen übrig. Problematisch war wohl auch der Anforderungskatalog, der an so genannten Auslieferungsapotheken gestellt wird. Behr: „Es hat sicher viele abgeschreckt, dass eine ständige Verfügbarkeit gefordert wurde. Dazu kamen Lagerung, das Garantieren der lückenlosen Kühlkette, Auseinzeln der Impfdosen, Logistik und Botendienst.“ Er habe die Herausforderung angenommen, auch um zu beweisen, dass die klassische Apotheke eben doch ihre Berechtigung hat. Behr: „Gerade läuft wieder die Debatte, ob ein flächendeckendes Apothekennetz in Deutschland nötig ist, oder ob nicht 4500 reichen.

Top-News aus der Region