Seit zwei Jahren warten alle: Die Grundeigentümer auf ihr Geld, die Häuslebauer auf ein Stück Bauland und die Gemeinde in Person von Ortsbürgermeister Jürgen Frank auf ein Fortkommen. Gewartet wird auf die Landesarchäologie, die Grabungen im Gebiet „Auf der Hohbach – In den Kappesäckern“ vornehmen will, aber dafür seit 2023 weder Mittel noch Personal zur Verfügung hat.
Rund 300.000 Euro Kosten für Grabung
Zum Jahresanfang erhielt der Ortsbürgermeister die Mitteilung, dass die Denkmalbehörde nun einen Termin Anfang August für die Grabungen festgesetzt hat. „Seither habe ich aber nichts mehr gehört, ich müsste mich im Prinzip jetzt um eine Baufirma, um Container, Strom- und Wasseranschluss, die Absperrungen und die WC-Anlage kümmern“, erklärt Frank. Vorlaufzeit benötigen auch Neubaugebiete: Den Aufstellungsbeschluss für das 2,5 Hektar große Baugebiet hat der Gemeinderat bereits 2019 gefasst. Der zeitliche Aufwand für die Grundstücksankäufe variiert, je nachdem wie viele Eigentümer es betrifft. Die Abarbeitung von Vorgaben wie Regenrückhaltung oder Artenschutz wächst stetig. Abgesehen davon hat die Gemeinde bereits viel Geld für das Gebiet investiert. „Eine Umplanung ist utopisch“, sagt Frank. Für ein neues Gebiet müsste wieder neues Gelände angekauft und eine komplett neue Planung erstellt werden.
„In einer durchschnittlichen Amtszeit ist die Umsetzung praktisch nicht mehr zu schaffen“, so Frank. Neben der zeitlichen Verzögerung ist für die Gemeinde am Gräfenbach die Kostenfrage Ärgernis Nummer zwei. Dabei fallen die Kosten der Magnetprospektion, mit der Flächen im Hinblick mögliche archäologische Funde abgesucht werden, kaum ins Gewicht. Für die Bearbeitung der 120 Verdachtspunkte, die dabei ausgemacht wurden, ist mit Kosten in Höhe von rund 300.000 Euro zu rechnen. Davon entfallen 147.000 Euro auf die Kosten der Landesarchäologie und ungefähr 150.000 Euro auf die Erdarbeiten, Absperrung und Container. Insbesondere die nach Grabungsende erforderliche Verdichtung ist teuer. Eine erhebliche Summe, die die Gemeinde nur aufbringen kann, wenn sie die Kosten auf den Quadratmeterpreis für das Bauland umlegt. Das ergibt ein für Gutenberg hohes Preisniveau.

Bürgermeister Lüttger will Kompromisslösung
„Denkmalschutz geht vor, damit kann ich leben. Aber wir wollen doch das Bauen für Familien ermöglichen, das ist kontraproduktiv“, unterstreicht Ortsbürgermeister Frank. Wenn Baugebiete ausgewiesen werden, besteht für die Archäologen immer die Möglichkeit, an „Bodenschätze“ zu kommen. Zuletzt wurde in Odernheim mit dem Fund einer römischen Kelteranlage ein sensationeller Fund gemacht. In Gutenberg hoffen die Wissenschaftler auf Belege für eine steinzeitliche Siedlung. Allerdings wirft die vorgesehene Bearbeitung von 120 bei der geomagnetischen Voruntersuchung festgestellten Verdachtspunkten nicht nur bei Ortsbürgermeister Frank die Frage der Verhältnismäßigkeit auf. Die Archäologen rechnen dafür mit fünf Monaten Grabungs- und zwei Monaten Nachbereitungszeit.
Bürgermeister Markus Lüttger (CDU) hat sich mit einem Schreiben an die Generaldirektion Kulturelles Erbe in Mainz gewandt. „Sicherlich genießen die Archäologie und das kulturelle Erbe einen gewissen Schutz, jedoch fragen wir uns, ob dies in einem solch großen Aufwand erforderlich ist“, appelliert Lüttger an die Behörde, den Umfang noch einmal zu überdenken. Sein Ziel ist es, einen Kompromiss zu erreichen, der für Gutenberg noch in einem erträglichen finanziellen Rahmen liegt.
Zum Vergleich: In Rüdesheim fielen bei der Erschließung des Gewerbegebietes „Auf dem Keltenberg“ rund 94.000 Euro an. Die Gemeinde Hüffelsheim musste bei der Erschließung des Neubaugebietes „Auf Lehm“ rund 80.000 Euro an Grabungskosten stemmen. „Es ist extrem ärgerlich und langwierig“, so Franks Zwischenbilanz zum Baugebiet, in dem etwa 34 Plätze entstehen sollen. Die Gemeinde hat den Vertrag für die Grabung noch nicht unterschrieben und hofft, dass man eine Lösung findet, die für beide Seiten akzeptabel ist.