Wer in die Christuskirche eintrat, dem fiel es wie Schuppen von den Augen. Das ganze Gotteshaus war mit Herzen geschmückt, die Hilde Speier aus Stoff selbst hergestellt hatte. Sie hingen um den Altar, unterhalb der Kirchenfenster und waren Zeichen der Botschaft, die Pfarrerin Neeb am Vorabend des Valentinstags verkündete.
Auch die Musik war diesmal ganz anders. So trugen Udo Haßel mit der Gitarre und seine Partnerin Astrid Reuter Liebeslieder im Duett vor. Gerade diese gefühlvoll vorgetragenen Melodien verbreiteten im Gotteshaus einen besonderen Zauber, dem sich niemand entziehen konnte.
Der intensivste Moment für die Gottesdienstteilnehmer war sicherlich die Segnung durch die Pfarrerin. Diesen Akt begleitete Haßel mit leisen und getragenen Tönen auf seiner Gitarre. Pfarrerin Neeb hatte sogar manches Tränchen bei dem einen oder anderen erkannt, so ergriffen war mancher Gottesdienstteilnehmer. Zum Segen kamen eigentlich alle. Frisch Verliebte wie auch so manches Paar, das seit Jahrzehnten zusammen ist. Aber auch Witwen und Witwer kamen nach vorn und holten sich in Erinnerung an gemeinsame Zeiten mit dem verstorbenen Partner den Segen.
Als Schriftlesung, die Kirchenvorstand Steffen Bruckner vortrug, hatte die Pfarrerin das Hohelied der Liebe des Apostels Paulus gewählt. Weil Paulus dabei sicher nicht den Eros meint, ist dieser Lesungstext für die gesamte Breite der Liebe so interessant. Über die vielfältigen Formen der Liebe sprach Neeb dann auch in ihrer Predigt. Weil sie mit ihren 30 Jahren glaubt, noch nicht umfassend über die Liebe reden zu können, zitierte sie in ihrer Predigt häufiger Benediktinerpater Anselm Grün (Münsterschwarzach). „Wobei auch Anselm Grün sagt, die Liebe ist nicht zu fassen“, sagte die Pfarrerin.
Im Verlauf ihrer Predigt führte sie all die Gaben der Liebe auf. Am Schluss kam nochmals Anselm Grün zu Wort: „Trau der Liebe“. Die Liebe sei die entscheidende Wirklichkeit. „Gott liebt nicht nur, er ist die Liebe selbst“, glaubte die Pfarrerin. Am Ende des Gottesdienstes zeigte sie sich überzeugt, dass dieses Format bei den Gläubigen gut ankam. Noch an der Kirchentür bekam sie viel Lob für diesen Gottesdienst. Dem „Oeffentlichen“ gestand sie dann, dass das Thema Liebe sie derzeit stark beschäftigt. „Ich bin nämlich selbst frisch verliebt.“ Der heilige Valentin hat es sicher gern gehört.