Fast hätte dieser Ausbruch sinnloser Gewalt ein Menschenleben gekostet: Auf der Kirmes in Hallgarten wurde am 24. September 2023 ein 37-jähriger Mann von mehreren Angreifern mit Fußtritten attackiert und erlitt schwerste Verletzungen. Vor dem Landgericht Bad Kreuznach müssen sich jetzt wegen dieses Vorfalls drei Angeklagte im Alter von 20 bis 24 Jahren wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten.
Mitangeklagt ist ein 51-jähriger Mann aus Hallgarten, der die drei Jüngeren zu der Tat angestiftet haben soll. Ihm wirft die Staatsanwaltschaft zudem eine vorsätzliche Körperverletzung vor. Zum Auftakt der Verhandlung gab der Vorsitzende Richter Folkmar Broszukat den Hinweis, dass für die drei Angeklagten, die dem am Boden liegenden Mann mehrere Tritte gegen den Kopf und ins Gesicht versetzt haben sollen, auch eine Verurteilung wegen versuchten Totschlags in Betracht kommen könnte.
Zu Wortgefechten gekommen
Bereits am Nachmittag soll es zwischen dem späteren Geschädigten und dem 51-Jährigen im Sportheim zu Wortgefechten gekommen sein. Das soll sich auf dem Kirmesplatz fortgesetzt und weiter aufgeschaukelt haben. Der 51-Jährige soll das Opfer fortwährend rassistisch beleidigt haben. Dem 37-jährigen Lageristen platzte dann irgendwann die Hutschur und er kippte ihm ein Bier über den Kopf. Seine nächste Erinnerung setzt anderthalb Wochen später ein, als er im Krankenhaus wach wird.
An den Vorfall selbst hat er keinerlei Erinnerung. Fünf Tage lang wurde er auf der Intensivstation versorgt, durch den Schlag und die Tritte hatte er unter anderem einen Schädelbasisbruch, einen Jochbeinbruch und einen Kiefernbruch erlitten. Durch die Verletzungen kam es zu mehreren Blutungen im Gehirn, was zu neurologischen Ausfällen führte. Wegen des gebrochenen Kiefers musste er neun Wochen lang Flüssignahrung zu sich nehmen. Trotz einer Operation hat der Familienvater bis heute Probleme durch partielle Lähmungen an der linken Körper- und Gesichtshälfte.
Langfristige seelische Folgen
Ob die Nervenschädigung wieder ganz ausheilt, könnten ihm die Ärzte nicht sagen, berichtete der Zeuge. Er konnte erst vor wenigen Wochen wieder seine Arbeit aufnehmen. Die Behandlung der Zähne, die durch den Angriff zerstört wurden, konnte auch erst kürzlich beginnen, nachdem der Kiefernbruch ausgeheilt war. Der Angriff hatte nicht nur körperliche, sondern auch langfristige seelische Folgen sowohl für den 37-Jährigen als auch für seine Familie.
Wie beim Fußball und auch von oben auf den Kopf gestampft, beschrieb eine Zeugin die Tritte. Dem 51-Jährigen wird vorgeworfen, dass er die drei jüngeren Angeklagten mit den Worten „Macht ihn fertig“ dazu angestiftet haben soll, seinem Kontrahenten eine Abreibung zu verpassen. Zum Prozessauftakt wollten nur der 24-Jährige, der seit Januar wegen der Tat in Untersuchungshaft sitzt, und ein 21-Jähriger eine Aussage zu dem Geschehen machen. Sie bestreiten, dass sie zu der Tat angestiftet wurden. Der 24-Jährige hat eingeräumt, dass er dem Geschädigten einen Schlag ins Gesicht und einen Tritt in den Bauch versetzt hat. Der 21-jährige Mitangeklagte will den 37-Jährigen nur mit einem Schlag attackiert, ihn aber nicht getreten haben. Das Verfahren wird am 27. Juni fortgesetzt.