Anwohner Rudolf Hildebrandt sieht Stadt in der Pflicht - Verwaltung wollte sich zunächst mit 50 Prozent beteiligen
Geröll gefährdet Haus in Bad Münster: Steine bewegen sich schneller als die Verwaltung

Rudolf Hildebrandt weist skeptisch auf den Hang, die Geröllmassen haben dort schon teilweise das Küchenfenster der Nachbarin erreicht. Foto: Josef Nürnberg

Wer ist für das Geröll verantwortlich, das von einem höher gelegenen städtischen Grundstück auf das Grundstück Bismarckstraße 29 in Bad Münster am Stein rutscht?

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Die Stadt sieht sich zumindest teilweise in der Pflicht und würde sich mit 20 Prozent an der Räumung und Sicherung des Grundstücks in Höhe von 115.000 Euro beteiligen. Den neun Eigentümern des Gebäudes, darunter Rudolf Hildebrandt, ist das zu wenig. Er erinnert daran, dass die Stadt sich zunächst mit 50 Prozent, später immerhin noch mit 40 Prozent an den Kosten beteiligen wollte. Zudem befürchtet er, „dass die Kosten weiter explodieren werden“.

Trügerische Idylle an Böschung

Wer die Wohnung von Hildebrandt im dritten Stock des Gebäudes betritt, der wähnt sich in einer Idylle. Der Blick vom Panoramafenster aus schweift Richtung Gans und Rheingrafenstein. Doch wenn man ihm durch die rückwärtige Gebäudetür in Richtung des Rotenfelshanges folgt, dann vergisst man schnell jeden Gedanken an eine Idylle.

Der Hang ist nämlich in Bewegung. Überall liegt größeres und kleineres Felsgestein, das vom städtischen Grundstück aus auf das Gebäude zugeschossen ist. Und ,geschossen' ist nicht übertrieben. Hildebrand zeigt auf einen Glasbaustein, der von einem großen Stein zertrümmert wurde: „Das ist sicher nur der Anfang.“ Er blickt auf einen losen Felsbrocken, der im Dickicht hängen geblieben ist. Hoffentlich löst er sich nicht.

Küchenfenster der Nachbarin schon fast dicht

Besonders betroffen ist seine unter ihm wohnende Nachbarin. Geröll, zumeist Schotter, schiebt sich langsam den Hang hinunter und hat bereits das Küchenfenster zu großen Teilen verschüttet. Hier musste die Frau zur Selbsthilfe greifen und hat das Fenster mit Brettern gegen die Geröllmassen gesichert. „Sonst wäre das Glas schon eingedrückt und die Küche voll Schutt gelaufen“, mutmaßt Rudolf Hildebrandt. Dass dringender Handlungsbedarf besteht, bezweifeln weder die Wohnungseigentümer noch die Stadt. Schließlich will niemand das 1980 gebaute Mehrparteienhaus aufgeben. Hildebrandt, der seit 15 Jahren dort Eigentümer einer Wohnung ist, hat sich mit der Geröllsituation und der Sicherung des Gebäudes intensiv befasst.

Schon beim Bau des Zauns wurden Fehler gemacht

„Schon beim Bau eines Zauns oberhalb des Gebäudes auf städtischem Grund wurden Fehler gemacht“, hat er festgestellt. 2010 hatte die damals noch selbstständige Stadt BME parallel zum Grundstück Bismarckstraße 29 einen Sicherungszaun bauen lassen. Mit 54 Metern Länge ist er genau so lange wie das Grundstück. Niemand weiß allerdings, warum der Sicherungszaun einige Meter in östlicher Richtung versetzt aufgestellt wurde. Dadurch deckt er nicht das gesamte Areal ab. „So gelangt immer wieder Geröll an unser Haus“, erklärt Hildebrandt. Was ihn besonders enttäuscht, ist die mangelnde Kommunikation mit den zuständigen Stellen der Stadtverwaltung.

Warum hat die Stadt einen Rückzieher gemacht?

Gerne würde er wissen, warum die Stadt sich mit 50 Prozent an der Maßnahme beteiligen wollte und nun einen Rückzieher gemacht hat: „Niemand war bisher bereit, mir das zu erklären.“ Auch Oberbürgermeister Emanuel Letz nicht. Der hatte sich zwar die Situation vor Ort angeschaut, sich anschließend jedoch nicht mehr gemeldet. Aus Hildebrandts Sicht ziehen sich alle zurück. Auch die Elementarschadensversicherung, die „Alte Leipziger Versicherung“, habe einen Rückzieher gemacht, wundert sich Hildebrandt: „Sie hat kürzlich einfach den Vertrag gekündigt.“

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