Die Teilnehmer in der Aula des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum dürften sich bei der Premiere des „Kreuznacher Wintertags“ zurückversetzt gefühlt haben in die Zeit der bekannten großen Fortbildungsveranstaltung, die vor einigen Jahren aus Platzgründen auf die Mainzer Messe verlegt wurde. „Viele haben die Wintertagung vermisst und wir haben den Bedarf gesehen für ein Weiterbildungsangebot vor Ort“, erklärte Benjamin Purpus, Vorsitzender des Bauern- und Winzerverband an Nahe und Glan, der gemeinsam mit Rainer Klöckner, Präsident des Weinbauverbandes Nahe, die Veranstaltung eröffnete.
Probleme: Der Wolf, die Seuchen und Trump
Aktuell beschäftigt die Landwirte unter anderem die Problematik, die Betriebe mit Weidetierhaltung mit dem Wolf haben. „Das betrifft vor allem Weidetierhalter, könnte aber auch für Aussiedlerhöfe problematisch werden. Wir stehen da im Austausch mit der Kreisverwaltung“, so Purpus. Bisher glimpflich verlief der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche für die deutschen Landwirte, auch wenn die Märkte sofort reagierten. Die Zeichen stehen auf Hoffnung, dass Entwarnung gegeben werden kann, wenn bis März kein neuer Fall auftritt. Die Afrikanische Schweinepest ist weiterhin auf dem Vormarsch, Purpus geht davon aus, dass man nicht verschont bleibt.
Der Vorsitzende erinnerte an die großen Bauerndemos zur Jahreswende 2023/2024. Ursprünglich wollten die Bauern auch in diesem Winter wieder auf die Straße gehen, das wurde an der Basis rege diskutiert. Wegen der bevorstehenden Bundestagswahl hat sich der Bundesverband dagegen entschieden. Mit Sorge sehen die Landwirte nach Westen: Donald Trumps Drohungen mit Strafzöllen könnte sie empfindlich treffen. Angetan zeigte sich Purpus von dem neuen EU-Kommissar für Landwirtschaft und Ernährung, dem Luxemburger Christophe Hansen, den er auf der Grünen Woche kennengelernt hat.
Initiative für moderaten Weinkonsum
„Hansen kennt die Betriebspraxis aus eigener Anschauung, seine Ankündigungen zum Abbau von Bürokratie sind realistische Vorschläge, hoffen wir, dass er sie dann auch umsetzen kann“, so Purpus. Das von Geschäftsführer Harald Sperling vorgestellte Programm des Kreuznacher Wintertags 2025 hatte bei den Landwirten und Winzern gute Resonanz gefunden. Insgesamt 90 bis 100 Teilnehmer verfolgten die Vorträge in der Aula. Sperling wies zudem auf die Initiative Vitae Vino hin, eine Unterschriftenaktion auf europäischer Ebene, die für einen moderaten Weinkonsum wirbt.

Die Winzer in Europa und der Welt plagen derzeit Absatzsorgen, dazu will man mit der Aktion auch die Erhaltung der vom Weinbau geprägten Kulturlandschaften thematisieren. Friedhelm Fritsch von Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, gab einen Überblick über aktuelle Änderungen bei der Düngeverordnung und den Öko-Regelungen. Eine der Aufgaben, die auf die neue Bundesregierung zukommen wird, so Fritsch, sei die Neufassung des Düngegesetzes. Weitere Themen des „Wintertages“ waren Risiken der Digitalisierung, Arbeitssicherheit, der Maschinenring und die E-Rechnung.