Was ist, wenn im Winter bei Minusgraden sprichwörtlich der Ofen aus ist, also die Gasheizung wegen einer Mangellage kalt bleibt? Diese Frage beschäftigt einen Leser des Oeffentlichen Anzeigers, Thomas Suchomel aus Bad Kreuznach. Er wollte in einer E-Mail an Oberbürgermeister Emanuel Letz wissen, welche Folgen ein Gasengpass haben kann, bei dem es zu regionalen Ausfällen kommt. Was wäre, wenn die Stadt beispielsweise zwei Tage kein Gas mehr hat? Wie lange würde es in dem Fall dauern, in den betroffenen Gebieten danach wieder alle Haushalte und Betriebe mit Energie zu versorgen? Wir haben bei den Stadtwerken nachgefragt.
Wie wird eine Mangelsituation festgestellt?
„Wenn die Entnahme von Gas im Netz deutlich zu hoch ist, fällt der Druck im Netz zu stark oder zu lange“, erklärt Stadtwerke-Geschäftsführer Christoph Nath. In der Regel kündige sich eine Mangellage also Tage oder sogar Wochen vorher an; sie entsteht nicht plötzlich. Der vorgelagerte Netzbetreiber Creos würde die Notsituation feststellen.
Wie wahrscheinlich ist ein Versorgungsausfall im Bereich der Stadtwerke?
„Wenn das Gas knapp wird, ist das ein Problem auf Landes- und Bundesebene, da das Gasnetz ein Verbundnetz ist. In dem Fall würde nicht nur in Bad Kreuznach das Gas rationiert und damit zugeteilt werden müssen, sondern rheinland-pfalz- und deutschlandweit“, sagt Nath. Zuerst sind nicht geschützte Kunden an der Reihe: Bei Unternehmen und Betrieben würde das Gas abgeschaltet werden. Betroffen wären demnach einzelne Großkunden der Industrie. Das hätte die schon vielfach beschriebenen fatalen Folgen: Durch den Gasausfall würde die Produktion der betroffenen Unternehmen entweder stark ausgebremst oder komplett stillstehen, was Betriebe in Existenznot bringen und Arbeitsplätze gefährden würde.
Energieversorger gibt Einspartips
- Rollläden und Vorhänge nachts schließen, damit durch Fenster kein Wärmeverlust entsteht. Gedämmte Heizkörpernischen sparen bis zu 4 Prozent Heizkosten.
- Vorhänge und Möbel nicht vor Heizkörpern platzieren oder diese mit trocknenden Handtüchern verdecken. Das kann bis zu 20 Prozent Wärme schlucken.
- Je ein Grad weniger beim Heizen spart rund 6 Prozent Heizkosten.
- Die Heizung regelmäßig warten lassen spart rund 4 Prozent Heizkosten.
- Richtiges Lüften: In der Heizperiode sollte viermal pro Tag für fünf Minuten stoßgelüftet werden, also die Fenster ganz öffnen. cob
„Bereits im Sommer haben sich die Stadtwerke in Krisenübungen auf den Ernstfall vorbereitet. Wie die Meldekette funktioniert und welche Unternehmen im Ernstfall in welcher Reihenfolge abgeschaltet werden müssten, ist festgelegt“, sagt Christoph Nath. Doch er gibt erst einmal Entwarnung: „Die Gasspeicher sind zu 95 Prozent gefüllt, und Großkunden aus der Industrie reduzieren auch in unserer Region bereits Energie und ersetzen Gas durch Öl.“
Wie müsste man sich einen Versorgungsausfall vorstellen? Könnte es passieren, dass die Stadt zum Beispiel zwei Tage kein Gas mehr hat? Oder würde es sich um Stunden handeln?
„Das ist Glaskugelguckerei“, findet Nath. Da es noch nie zum Ernstfall gekommen ist, kann keiner sagen, wie lange man mit einer Mangellage rechnen müsste, wenn sie denn eintritt. Dass Privathaushalte betroffen sein könnten, wäre der schlimmste Fall und sei nach aktuellem Stand unwahrscheinlich, so der Stadtwerkechef.
Wie lange dauert es, bis nach Wiederkehr der Versorgung in den Betrieben wieder Gas verfügbar ist, und wie geschieht das? Muss die Wiederinbetriebnahme von Fachpersonal vorgenommen werden?
„Das wäre nur dann der Fall, wenn der Verbrenner auf Störung läuft“, sagt Nath. Wenn die Unternehmen dem zuvorkommen und im Notfall abschalten, wenn sie dazu aufgefordert werden, könnten sie danach auch wieder problemlos hochfahren. Das gleiche gelte auch für Privathaushalte. Wenn dort die Gasbrenner jedoch auf Störung laufen, müsste danach die Gasheizung entlüftet und wieder in Betrieb genommen werden. Das kann nur ein Gas- und Wasserinstallateur.
Wie kann jeder von uns etwas dazu beitragen, Energie zu sparen?
„Ich rede nicht vom Energiesparen“, betont Stadtwerkechef Christoph Nath. Denn es handele sich ja nicht um ein Energiekonto, auf das man etwas einzahlt, was man später zurückbekommt. Energiereduzierung sei das treffendere Wort, sagt er. Natürlich sei es nicht für jeden möglich, so ohne Weiteres den Gasverbrauch zu reduzieren. „Wer in einer dreieinhalb Zimmerwohnung lebt mit einer Etagenheizung, der wird nicht viel Spielraum haben.“ Doch wenn jeder danach schaue, Energie zu reduzieren, sollte der Winter ohne größere Ausfälle zu bewältigen sein, auch wenn der Gasverbrauch wegen der Kälte etwas gestiegen sei.