Für Soonwaldstiftung und Förderverein unterwegs - Täglich neue Adressen
Für Soonwaldstiftung und Förderverein unterwegs: Botschafter Bockelmann organisiert Flutopferhilfe
Stefan Bockelmann hat meist ein Lächeln auf den Lippen, wenn er moderiert. Das machte er oft in Kirn, beispielsweise beim Autofrühling. Die „Rolle“, die er derzeit nebenberuflich spielt, fordert ihn täglich. Not lindern, Hilfe bringen, beraten, trösten, vermitteln im Auftrag von Soonwaldstiftung und Förderverein Lützelsoon. Familien mit Kindern sind nach wie vor der Schwerpunkt der Hilfsaktion.
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Kirn/Hochwassergebiet. Seit mehr als vier Wochen ist der Botschafter der guten Tat, Stefan Bockelmann (45), für Dutzende von flutgeschädigten Familien im Hochwassergebiet in der Eifel und an der Ahr aktiv. Täglich kommen fünf bis zehn Familien dazu, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung.

Wie kommt ein RTL-Serienstar in die Rolle des Nothelfers? Bockelmann sprach mit seinem befreundeten Schauspielerkollegen Dirk Moritz („Verbotene Liebe“) über die schlimme Not, wandte sich nach einem Einsatz in Mechernich an Förderverein Lützelsoon und Soonwaldstiftung, und die Hilfswelle rollte. Und mit fast jeder Direkthilfe an besonders schlimm betroffene Familien wurden weitere Adressen generiert. Zunächst habe man sich ausschließlich auf Familien mit behinderten Kindern konzentriert, das aber dann schnell „aufgemacht“ und auch anderen Familien geholfen. Denn Hilfe hätten so viele Menschen dort bitter nötig.

Das Netzwerk wächst immer weiter

Wichtig ist für Bockelmann vor allem das sich immer weiter ausdehnende Netzwerk der im Flutgebiet tätigen Stiftungen. „Wir helfen der Eifel.de“ oder „Kai im Sande“ oder auch über lokal tätige Organisationen. So konnte der Förderverein allein in Swisstal schon mehr als 20 Familien helfen. „Das multipliziert sich“, sagt Bockelmann. Und viele Menschen seien sozusagen „geplättet“, wenn ihnen geholfen werde. Denn für viele stelle sich die Frage : Wie kommen wir an die Millionen an Hilfsgeldern?

Etliche wohl nie, weiß Bockelmann, denn es würden teils haarsträubende Argumente vorgeschoben, warum nach zwei Monaten immer noch kein Gutachter vor Ort war, oder warum die Versicherung nicht zahlen wird.

Da sind scheinbar wohlhabende Leute plötzlich ganz guten, brauchen einen Zuschuss für die Miete der Übergangsferienwohnung, den Winterbrand oder die Heizungsrenovierung. Bockelmann erzählt von einer Familie, die gerade ihr 400.000-Euro-Haus bezogen hat, im Grundbuch noch nicht eingetragen ist und jetzt mehr als 200.000 Euro Schaden hat. Fast 600.000 Euro Schulden und kein Land in Sicht. Offizielle Hilfe wird abgelehnt, weil das Nettoeinkommen zu hoch ist.

Bei anderen ist von Einkommen erst mal keine Rede. Ein Handwerker ist mit dem Wohnhaus und der Firma schwer getroffen. Eigentlich müsste er sein Haus für die Familie in Ordnung bringen, geht aber mit anderen Firmen arbeiten, um erst mal seinen Betrieb wieder aufbauen zu können. Da muss man tief durchatmen.

Bockelmann weiß, dass das noch viele Monate, ja etliche Jahre dauern kann, bis die Schäden behoben sind. Als gelernter Bauzeichner ist der Schauspieler durchaus auch Fachmann, kann einschätzen, was es kostet, wenn das Wasser bis zum Dach stand. „Manchmal sprechen Leute dann von 30.000 Euro Schaden. Das ist oft leider sehr tief gegriffen und bildet die Wirklichkeit nicht ab,“ bedauert er, wenn er auch mal Klartext sprechen muss. Aber auch diese Hilfe und Beratung werde dankbar angenommen.

Ohne Nachweis kein Geld

Natürlich hilft die Soonwaldstiftung hier nicht mit riesigen Summen. Akribisch wird auf alle Formalitäten geachtet, betont auch Stiftungsvorsitzender Herbert Wirzius Ohne Nachweis geht auch hier nichts. Einkommensverhältnisse sind nachzuweisen. Das geschieht dann beispielsweise über ein Foto der Gehaltsabrechnung, das Bockelmann dann per WhatsApp weiter an die Soonwaldstiftung schickt und von dort schnell Antwort bekommt: Ja, wir helfen mit der Summe X. Mitunter schafft der Botschafter am Tag bis zu zehn Familien. „Es gibt aber auch Tage, da kann ich keinen Hörer in die Hand nehmen,“ gibt er zu.

Bleibt die Schauspielerei da nicht auf der Strecke? Bockelmann lacht, vergleicht seine zugegeben stressige Tätigkeit mit dem der betroffenen Menschen: „Das ist kein Vergleich mit den Leuten, die alles verloren haben. Ich mache was für mein Karmakonto“, sagt er und will noch lange weitermachen. Er zitiert seinen Freund Herbert Wirzius: „Es geht alles, man muss es nur wollen.“ Weit mehr als 100.000 Euro haben Förderverein und Stiftung schon als Soforthilfe ausgeschüttet, und sie rühren weiter die Spendentrommel, denn die Not ist unendlich groß. Es geht darum, Häuser winterfest zu machen. Die Materialpreise sind ums Vierfache gestiegen, es sind keine Handwerker zu bekommen. Höchstens 1 Prozent der Betroffenen ist so abgesichert, dass die Versicherung alles zahlt, fasst Bockelmann zusammen. Er muss auch am Telefon oft durchatmen, wenn die betroffenen Menschen in Tränen ausbrechen. Die meisten Kontakte werden in der Tat übers Telefon abgewickelt. Etwa, wenn Bockelmann bei den Dreharbeiten („Alles was zählt“) mal eine fünfstündige Pause hat. „Das ist meine Aufgabe, das mach ich!“, sagt der Moselaner zu seiner Organisationsaufgabe. Er ist einer von zwölf Botschaftern der „Guten Tat“ beim Förderverein. Da ist Herbert Wirzius stolz auf seinen Vorzeigebotschafter.

Bitte keine Kleider schicken

Beide betonen übrigens, dass jetzt an der Ahr keine Sommerklamotten oder Matratzen gebraucht werden, keine abgespielten Plüschtiere oder benutzte Kinderzimmer. Geld für die Instandsetzung sei jetzt wichtig oder auch Sachspenden, die wirklich gebraucht werden. Eine alleinstehende Mutter, die alles verloren hat, möchte ihren beiden jugendlichen Söhnen als Erstes wieder Fahrräder kaufen, damit diese mobil sind. Sie stellt das über alle anderen Bedürfnisse. Vielleicht könnten hier Fahrradhändler helfen, sagt Bockelmann. Oder bei anderen Familien Möbelhäuser mit Sonderrabatten für neue Küchen oder Musterküchen, nennt er Beispiele. Der Kreativität seien keine Grenzen gesetzt. Die Hilfe müsse weitergehen. „Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass das alles eins zu eins ankommt, schließt er“, telefoniert und sammelt weiter. Aktuell ist er in Ahrweiler tätig mit fünf bis zehn „neuen“ Familien täglich.

Wer helfen will, kann auf das folgende Konto spenden: Spendenkonto Soonwaldstiftung „Hilfe für Kinder in Not“, IBAN DE28 5625 0030 0001 1447 82.

Von unserem Redakteur

Armin Seibert

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