Vor 66 Jahren, am 26. November 1958, trafen sich Kanzler Konrad Adenauer und der französische Ministerpräsident Charles de Gaulle im Bad Kreuznach erstmals zu offiziellen Gesprächen. Grund genug für die Deutsch-Französische Gesellschaft Bad Kreuznach unter ihren Präsidenten Michel Kopp und Christian Schneider, dieses Anlasses alljährlich zu gedenken. Gut 50 Teilnehmer waren diesmal gekommen, um an den Beginn der deutsch-französischen Freundschaft zu erinnern.
Eigentlich war es wie jedes Jahr – die Gesellschaft legte ein Gebinde vor dem Gedenkstein am Kurhaus nieder, es wurden Reden gehalten und Erfahrungen ausgetauscht. Und doch war etwas anders. Der Überfall Russlands auf die Ukraine geht nicht spurlos an der Deutsch-Französischen Gesellschaft vorbei. So war deutlich zu spüren, dass für die Freiheit Europas gerade die Freundschaft zwischen Deutschland und Frankreich unabdingbar ist. Das betonte nicht zuletzt Dezernent Markus Schlosser, der eine Lanze für Städtepartnerschaften oder Schüleraustausche zwischen beiden Ländern brach. Sie füllten die Freundschaft erst mit Leben.

Schlossers Appell stieß auf offene Ohren, waren doch zum Gedenken überraschend Schüler des Französisch-Kurses der IGS Sophie-Sondhelm gekommen. Für den verhinderten Oberbürgermeister Emanuel Letz hatte es Büroleiterin Nathalie Herberger übernommen, dessen Rede vorzutragen. Der OB erinnerte daran, dass das Treffen vor 66 Jahren ein mutiger Schritt in Richtung Versöhnung war und half, über die Gräben der Vergangenheit zu gehen und eine Brücke für die Zukunft zu bauen. „Die deutsch-französische Freundschaft ist kein abgeschlossenes Kapitel, sondern ein lebendiges Erbe, das wir aktiv gestalten müssen“, forderte Letz. Kopp und Schneider erinnerten an den Europäer Aristide Briand, der vor 92 Jahren verstarb. „Als Verfechter des Friedens nutzte er jede Rede, um für Abrüstung zu plädieren“.