Bad Kreuznach – Niedrigwasser der Nahe und ihrer Nebenbäche eröffnen derzeit den Wasserbauern ideale Arbeitsmöglichkeiten.
So nutzt Sven Engels vom gleichnamigen Hartsteinbetrieb in Plaidt die Gelegenheit, im Ellerbach ein altes Wehr abzureißen und mit Wasserbausteinen eine neue abgeflachte Rampe zu gestalten. Die fünf alten Wehrstufen waren zu hoch geworden, waren kaum überwindbar für die Fische. Bachanlieger wissen warum: Unterhalb der Staustufen gab es einst noch ein Wehr, das nach dem 1995er-Hochwasser abgerissen wurde. Die damals als Uferbefestigung eingebauten Steine waren schnell wieder weg. „Zu klein“, sagt ein Anwohner, der 1973 am Bach sein Haus baute.
Mangels Ufersicherung grub der Ellerbach immer tiefere Löcher, der Pegel sank um rund einen Meter, beschreibt er die Auswirkungen. Entsprechend hoch wurde das Hindernis dann an den oberhalb liegenden Wehren für die Fische.
Planerin Tanja Kaufmann vom Ingenieurbüro Lenhart (Bad Kreuznach) will die Fischwanderung durch sogenannte Niedrigwassermulden auf der Solrampe auch bei Niedrigwasser ermöglichen. Gleichzeitig soll die Neugestaltung natürlich auch ein größeres Hochwasser verkraften, ohne dass gleich wieder repariert werden muss.
Auf rund 55 000 Euro beziffert Ulrich Deveaux von der federführenden unteren Wasserbehörde der Kreisverwaltung die Kosten für die Baumaßnahme. Engels bescheinigt er optimale Arbeit – der hatte schon mehrere ähnliche Baustellen in der Region umgesetzt. Mit einem Großen Bagger war der Spezialist von den Kleingärten am Ellerbach aus zur Baustelle hinuntergefahren. Auch die schweren Basaltsteine werden derzeit durchs Bachbett gekarrt, in dem nur wenig Wasser fließt. Deveaux: „Es mussten zum Glück keine größeren Rampen gebaut werden.“
Im vergangenen Jahr war ein ähnliches Bauwerk bachaufwärts an den Kleingärten beseitigt worden. Auch hier waren rund 50 000 Euro fällig. Auf mindestens den doppelten Betrag schätzt Deveaux die Kosten für den Umbau des Wehrs an der Ziegelbrücke. Dort ist die Ausgangslage durch Mauern auf beiden Seiten etwas schwieriger. Das Wehr ist dazu noch sehr hoch, und im Staubereich liegt noch ein Abwasserkanal der Stadt. „Durchaus anspruchsvoll“, nennt Deveaux die Planung. Wenn diese Baustelle abgeschlossen ist, gilt der Ellerbach im Hinblick auf die Wanderfische als abgeschlossen.
Doch es gibt noch viel Arbeit in der Region, denn die europäischen Wasserrahmenrichtlinien erfordern an vielen Bächen Verbesserungen. Außerdem geht es vor allem darum, für die Anlieger in Hochwasserzeiten Sicherheit zu schaffen. Die umfangreichsten Arbeiten stehen am Appelbach bevor. Dort sind oberhalb von Badenheim Rückhalteflächen geplant, und Badenheim und Pfaffen-Schwabenheim sollen mit Deichen gegen Hochwasser geschützt werden. Die Abstimmung läuft. Noch in diesem Jahr sollen die Pläne zur Genehmigung eingereicht werden.