Conrad und Emma-Mira – vertrautes Gebrother Storchenpaar. Im Nest hoch über der Fruchtkelterei Merg sind sie schon lange zu Hause, verabschieden sich ausgangs eines Jahres immer in die Sommerfrische und kehren im noch jungen Frühjahr gestärkt zurück in den Soonwald. So auch 2022. Emma-Mira kam als Erste an und sah im acht Meter hoch gelegenen Nest sofort nach dem Rechten. Kurz später trudelte der vermeintliche Gatte ein, zunächst von der WhatsApp-Storchengruppe als Conrad identifiziert und folglich beglückt vermeldet. Pustekuchen! Es ist ein Fremder.
Conrad, der mit seiner Emma-Mira schon einigen jungen Störchen das Leben schenkte, gilt bis zum gestrigen Abend als vermisst. Nun ist das bei den Herren der Schöpfung ja nichts Ungewöhnliches, immer wieder lassen sie auf sich warten. Aber dass Conrad so lange ausbleibt? Das hat es bisher noch nicht gegeben. Da deutet sich hoffentlich kein Drama an ...
Unterdessen hat der so freche wie unberingte Nebenbuhler – kein Mensch weiß, um welchen Storch es sich hier handelt – breitbeinig vom Nest Besitz ergriffen, wurde jedoch von der Conrad-treuen Emma-Mira wieder vertrieben. Anfangs zumindest. Vergangenen Donnerstagmorgen hat man die beiden, Fremdling und (Witwe?) Emma-Mira, in trauter Zweisamkeit nach Winterbach fliegen sehen. Daher nun ein flammender Appell: Conrad, komm heim! Dein (vereinsamtes) Weib verliert sich grad an einen Andern.