„Die Entspannung wird nennenswert sein, aber es wird dort keine paradiesischen Zustände geben“, fasste der LBM-Chef das Ergebnis der Untersuchung zusammen. Weil das Thema in der Vergangenheit sehr emotional diskutiert worden ist, wolle man nun schauen, welche belastbaren Verkehrszahlen man dem Bauchgefühl entgegenstellen könne. Ziel sei es gewesen, einen Vorschlag für eine neue innerstädtische Verkehrsführung zu machen und zugleich in den Blick zu nehmen, welche Verkehrsverlagerungen die Entlastungseffekte bringen. Überraschend war dabei, dass frühere Überlegungen wie ein Turbokeisel keine Rolle mehr spielten.
Vom Turbokreisel zur Ampel
Die Ost-West-Verbindung soll von der Salinenstraße in Höhe Moltkestraße auf die südliche Seite der Bahntrasse in Richtung Osten geführt werden und am Fleischhauer Kreisel enden. In der Vergangenheit gab es dazu bereits verschiedene Verkehrsuntersuchungen. Die nun vorgestellte fußt auf Bedingungen: Am wichtigsten sind die Sperrungen des Bahnübergangs in der Rheingrafenstraße für den Autoverkehr und in der Ringstraße zwischen Waldemarstraße und Bösgrunder Weg, wobei die Diakonie aus beiden Richtungen angebunden sein soll.
Doch wie sieht der Auto- und Lkw-Strom entlang der Ost-West-Trasse aus? Für den Knotenpunkt an der Moltkestraße/Salinenstraße, wo sie beginnt, sowie die Knotenpunkte an der Rheingrafenstraße und Mannheimer Straße wäre der Verkehrsfluss keineswegs stockend, sondern morgens und abends laut Gutachten sehr gut bis befriedigend.
Problematisch bleibt hingegen der Fleischhauer-Kreisel. Er ist „das schwächste Glied“ in der Kette, so Wagner. Für diesen Knotenpunkt schlägt das Gutachten eine Lösung mit Ampelanlage anstatt eines Großkreisels vor, der verkehrstechnisch nicht umsetzbar sei. Trotzdem vergibt Schenk im Gutachten nur ein „ausreichend“ bzw. „mangelhaft“ für den per Ampel geregelten Verkehrsfluss zu den stärksten Zeiten am Morgen und Abend. Denn dort wird weiterhin das Problem eines Rückstaus in die Alzeyer und Dr.-Konrad-Adenauer-Straße bestehen. Da an dieser Stelle mehr Autos durchgeleitet würden als heute, müsse unter anderem die Rechtsabbiegespur lang genug sein (mindestens 200 Meter), um den aus Norden kommenden Verkehr aufnehmen zu können.
Ampelanlage spart Geld und Platz
Auch an der Ochsenbrücke sei eine Ampel das Mittel der Wahl und nicht der lange Zeit diskutierte Kreisel, führte Schenk weiter aus. Zur Stoßzeit morgens und abends wurde der Verkehrsfluss dort mit „ausreichend“ bewertet. Dennoch sei diese Variante allen anderen vorzuziehen, so Schenk. „Dieses System würde Geld und Platz sparen und wäre nicht schlechter“, fügte Wagner hinzu. Die Ost-West-Verbindung sei nötig, um das Kreuznacher Verkehrsnetz zu entlasten. Zu lösen wäre dann noch die Erreichbarkeit der Grundstückszufahrten an der Bosenheimer Straße.
Eine Diskussion über das Gutachten ließ Oberbürgermeister Emanuel Letz (FDP) im Stadtrat nicht zu. „Dafür ist der Sachstand zu komplex“, fand er und kündigte an, noch im November eine Sondersitzung einberufen zu wollen. „In einer regulären Sitzung bekommen wir es nicht unter“, fügte er hinzu. Was den baulichen Zustand der 120 Jahre alten Ochsenbrücke anbelangt, sei ohnehin „Druck im Kessel“. Thomas Wagner hatte zuvor klargemacht, dass man da ranmüsse und zudem angekündigt, dass der LBM im Falle eines Baus der Ost-West-Verbindung die Wilhelmstraße von vier auf zwei Spuren reduzieren sowie Fahrrad- und Busspuren bauen würde.