Kulturell gut aufgestellt ist Bad Kreuznach. Viele renommierte Künstler beehren die Nahestadt. Mit dem Phaeton Piano Trio, bestehend aus Friedemann Eichhorn an der Violine, Peter Hörr am Violoncello und Florian Uhlig am Klavier, gastierte ein wahrer Brillant in der Loge, sind die drei doch schon einzeln einzigartige Instrumentalisten.
Gemeinsam jedoch strahlen sie eine Kraft aus, die den ganzen Raum einnimmt und zu begeistern versteht. Eichhorn, Hörr und Uhlig sind zweifelsohne Spitzenkünstler von internationalem Rang und bilden eines der spannendsten Klaviertrios der internationalen Konzertszene. Als Solisten bewegen sich die drei Männer bereits seit mehr als 20 Jahren erfolgreich auf allen großen Podien in Europa, Übersee und Asien, als Trio feierten sie Triumphe in bedeutenden Musikmetropolen Europas, der USA und in Südamerika.
Niveauvolles Finale
Leidenschaftlich widmet sich das Phaeton Piano Trio der romantischen Musikrezeption und musiziert auf Originalinstrumenten. Einen solchen Schatz nach Bad Kreuznach zu holen ist der Verdienst der Barbara & Rudi Müller Stiftung und ein sehr niveauvoller Abschluss der „Kreuznach Klassik“-Reihe. Gewiss hätte es das Trio mehr als verdient gehabt, vor ausverkauftem Haus zu konzertieren, doch ist seit der Corona-Pandemie eine gewisse Zurückhaltung allenthalben zu spüren.
Wünschenswert – und dies ist der Anspruch dieser Musikreihe – wäre es insbesondere, junge Menschen in die Loge zu locken, um sie mit der großartigen und facettenreichen, virtuosen wie inspirierenden Welt der Musik vertraut werden zu lassen.
Mit Sergej Rachmaninows „Trio élégiaque Nr. 1 g-moll (1892), Alexander von Zemlinskys „Klaviertrio d-moll op. 3“ und Camille Saint-Saens‘ „Klaviertrio Nr. 2 e-moll op. 92“ brachten die drei kongenial miteinander konzertierenden Künstler drei Werke des fin de siècle mit, die sich hören lassen konnten und jeden bis in die letzte Faser seines Seins durchströmten. Die russische Besonderheit, die Form des Klaviertrios immer wieder mit elegischen Inhalten zu füllen, verdankt sie Michail Glinka, dem Begründer der nationalrussischen Musik. Rachmaninow, 18-jährig, ein junges Genie, wie man es nur selten findet, war bekannt dafür, dass er der Melancholie verfallen war. Kaum einmal lächelte er, somit ist sein einsätziges Stück ein Selbstbekenntnis des einzigartigen Komponisten seiner Zeit.
Tänzelndes Spiel
Ein zerklüfteter Aufbau und wild-romantischer Duktus ist diesem Stück eigen, das sich im „Lento lugubre – più vivo“ zu einem monumentalen Sonatensatz mit verschiedenen Episoden auswächst. Alexander von Zemlinsky gilt als einer der geistigen Väter der Wiener Schule. Er, der sein Vorbild in Johannes Brahms fand, zeigt dies in Harmonik, Melodiebildung und Klang.
Den in Weimar lehrenden Friedemann Eichhorn, Professor für Violine an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“, hielt es kaum auf dem Stuhl. Er lebte die Musik, die er spielte, tänzelnd, streichelnd wie auch Peter Hörr, Preisträger des International Cello Competition Scheveningen und Echo Klassik-Preisträger 2010, der sein Instrument hingebungsvoll zu Höchstleistungen führte.
Mit Florian Uhlig, Klavierprofessor an der Musikhochschule Lübeck, wechselten sie kurze, vielsagende Blicke. Die Symbiose war deutlich spürbar, so auch nach der Pause in Camille Saint-Saens‘ „Klaviertrio Nr. 2 e-moll op. 92“, Die fünf Sätze dieses Werks, mit einer Perfektion und Leichtigkeit interpretiert und unterlegt mit exakt spielender Kunst, waren ein Genuss.
Die derart beschenkten Zuhörer dankten dem Phaeton Piano Trio mit lang anhaltendem Applaus. Im nächsten Jahr soll es vier Konzerte geben, ein Hoffnungsschimmer in dieser von Krisen geschüttelten Zeit.