Max Kraushaar ist seit 22. März offiziell im Amt. Seither ist der erste hauptamtliche Wehrleiter der Verbandsgemeinde Nahe-Glan so stark gefordert, dass es nicht ganz leicht war, einen Gesprächstermin mit ihm zu finden. Nun hat es geklappt, und aus dem geplanten Porträt kann nun schon fast ein Text zu den ersten 100 Tagen Amtszeit werden. Das hat den Vorteil, dass der 31-Jährige bereits die ersten, teils herausfordernden Einsätze hinter sich hat und auch bereits über die ersten administrativen Weichenstellungen berichten kann. „Planung und Beschaffung sind tatsächlich mein Hauptgeschäft“, sagt er.
Feuertaufe beim Stallbrand in Rehbach
Seine Feuertaufe erlebte er Mitte Mai beim Stallbrand in Rehbach, bei dem letztlich 74 Jungrinder ihr Leben verloren haben und Kraushaar als Einsatzleiter gefordert war. „Ich war schon mehrfach bei Bränden vergleichbarer Größenordnung und bei ähnlichen Lagen, allerdings zum ersten Mal als Einsatzleiter.“ Auch der misslungene Abriss eines Rohbaus in Staudernheim gehörte zu den nicht alltäglichen Einsätzen in seinen ersten Wochen.
Auch sonst ist er seit Amtsantritt zu möglichst vielen Alarmierungen mit rausgefahren, auch bei kleineren Einsätzen, erzählt er. Rund 40 Mal war er bislang vor Ort. Dies sei wichtig, um die Verbandsgemeinde und die rund 600 Aktiven in den 34 Orten kennenzulernen, die sich in 33 Freiwilligen Feuerwehren zusammengeschlossen haben.
„Die große Fläche der Verbandsgemeinde ist für mich immer noch überraschend.“
Wehrleiter Max Kraushaar
„Die große Fläche der Verbandsgemeinde ist für mich immer noch überraschend“, sagt der gebürtige Saarländer. Bei rund zwei Dritteln der Einheiten hat er sich inzwischen vorstellen und Gespräche führen können. Die übrigen sollen peu à peu folgen. „Bisher war dies alles durchweg positiv“, lobt er.

Dass der Neu-Sobernheimer schnell Fuß fassen konnte, liegt sicherlich mit daran, dass sein ehrenamtlicher Vorgänger Lothar Treßel ihn seit Jahresbeginn gut eingearbeitet hat und ihm bei Bedarf mit Rat und Tat zur Seite steht. „Die Übergabe war sehr positiv“, so Kraushaar. Treßel kümmert sich derzeit noch federführend um die flächendeckenden Installationen der modernen Digital-Sirenen.
Ausbildung und Studium
Für den Job als hauptamtlicher Wehrleiter ist Kraushaar gut gerüstet. Schon mit sechs Jahren zog es ihn im heimatlichen Oberkirchen im Kreis St. Wendel in die Jugendfeuerwehr – obwohl seine Familie bis dato nichts mit der Wehr zu tun hatte. „Ich bin über den Freundeskreis hingekommen.“ Mit 16 wechselte er in den aktiven Dienst, absolvierte Lehrgänge als Gruppenführer und Zugführer. Parallel arbeitete er noch zu Schulzeiten als First Responder, also als Ersthelfer.
Nach dem Fachabitur folgte dann ein Freiwilliges Soziales Jahr als Rettungssanitäter, Kraushaar „wollte den Beruf kennenlernen.“ Das gefiel ihm, und er machte die zweijährige Ausbildung als Rettungsassistent, die heute unter der Bezeichnung Notfallsanitäter läuft.
Masterarbeit fehlt noch
Drei Jahre später wechselte er an die technische Hochschule Köln und studierte Rettungsingenieurwesen. Dieser Ingenieurstudiengang ermöglicht den Einstieg als Beamter im feuerwehrtechnischen Dienst. Inzwischen hat er berufsbegleitend den Master draufgesattelt, arbeitete in der Zeit im Trierer Raum. „Nur die Abschlussarbeit fehlt immer noch“, lacht er.

Feuerwehren in VG Nahe-Glan waren 2024 stark gefordert
Die Freiwilligen Feuerwehren in der Verbandsgemeinde Nahe-Glan waren 2024 stärker gefordert als in früheren Jahren. Von tödlichen Verkehrsunfällen bis zu Fehlalarmen durch Brandmeldeanlagen oder Smartphones reichte die Bandbreite.
Kurz vor dem Studienende entdeckte er dann die Stellenausschreibung aus dem Naheland. „Das passte gut, ich wollte heimatnah bleiben, nicht zu weit weg von meiner Familie.“ Auch aus Sicht von VG-Bürgermeister Uwe Engelmann passte es – und Kraushaar siedelte nach Bad Sobernheim um. „Eine Wohnung zu finden, war nicht ganz einfach, aber mit etwas Unterstützung hat es geklappt“, erzählt Kraushaar.
VG ist ein Vorreiter
„Es ist schon beruhigend, dass jemand hauptamtlich da ist“, urteilt Engelmann nach den ersten Wochen. Schon Vorgänger Treßel habe zum Schluss mehr oder weniger Vollzeit gearbeitet. Daher sei die Entscheidung, die Aufgabe zu professionalisieren, die richtige gewesen. Die VG sei damit einer der Vorreiter in der Region. Kraushaars beruflicher Background sei für die künftigen Herausforderungen, was die Koordination von Personal, Lehrgängen, Technik und den Katastrophenschutz angeht, von großem Vorteil. „Es gibt viele Dinge, die einfach noch intensiver bearbeitet werden müssen.“

VG Nahe-Glan: Wehrleiter Lothar Treßel nimmt Abschied
Die Feuerwehr war für den Monzinger Lothar Treßel viele Jahre lang Herzensaufgabe. Nun zieht sich der ehrenamtliche Wehrleiter der VG Nahe-Glan in den Ruhestand zurück - und hinterlässt eine in Technik und Ausrüstung modernisierte Wehr.
Eine von Kraushaars ersten Aufgaben ist es, die Feuerwehr Bad Sobernheim mit Gerätschaften und Infrastruktur so auszubauen, dass zwei hauptamtliche Gerätewarte eingestellt werden können. Dies hat der VG-Rat bereits abgenickt. Ziel sei es, die örtlichen Wehren mit Infrastruktur und konzeptionell zu unterstützen, etwa durch die zentrale Reinigung von Arbeitsmaterial nach Einsätzen. „Es dauert noch, bis wir die Stellen tatsächlich ausschreiben können, dafür müssen erst alle Voraussetzungen geschaffen werden“, so Engelmann.
Privat muss er noch Fuß fassen
Schon vor zwei Jahren hat die VG zudem in größerem Stil die Beschaffung von Fahrzeugen auf den Weg gebracht. „Es ist gut, was dort bestellt ist, und wir freuen uns drauf“, sagt der neue Wehrleiter, der sich über zu viel Freizeit nicht beklagen kann und daher privat noch dabei ist, langsam in der Stadt Fuß zu fassen. „Man lernt im Feuerwehrumfeld viele Leute kennen, darüber hinaus bleibt aber nicht allzu viel Zeit“, sagt der 31-Jährige, der sich mit Laufen, Radfahren und Fitness für den Job fit hält.