Bunte Saalfastnacht beim RFC
Fastnachtsfreude pur im Rüdesheimer „Speckgürtel“
Eine Garde mit Herz und ein Herzstück der RFC-Fastnacht: Die Junior-Garde eröffnete das Protokoll.
Christine Jäckel

Die Fastnachter des Rüdesheimer Freizeitclubs boten gemeinsam mit Gästen aus Hüffelsheim, Bockenau, Waldböckelheim und anderen Fastnachtshochburgen ein kunterbuntes Programm mit viel Nonsensmunition gegen trübe Tage.

Unbestritten gehört die Kappensitzung des Rüdesheimer Freizeitclubs (RFC) in der Rosengartenhalle zu den Höhepunkten im Jahr. Gut, wenn Protokoller Helmut Höling recht hat, dann wird das Ereignis vom Kirmesmontag überragt. Für die Karnevalisten unter den Ellerbachanwohnern gehören die RFC-Sitzungstage jedenfalls zu den höchsten Feiertagen im Dorfkalender. Genau genommen ist auch das Gaudi-Fischerstechen im Sommer ein Teil davon. Auch da kleiden sich die Aktiven in seltsame Gewänder und veranstalten jede Menge Kokolores. Jetzt galt es aber zunächst unter Führung des wirkmächtigen Sitzungspräsidenten Oliver Trierweiler und seines Elferrates, den langen dunklen Wintertagen eine Nase zu drehen.

Die Junior-Garde mit Herz

Die Speerspitze des närrischen Regiments, die Garde, die mit der Junior-Formation antrat, präsentierte sich schlag- und hebekräftig. Die Mädels stellten zudem klar, dass sie zum Herzstück der Rüdesheimer Fastnacht gehören. Das Publikum im Saal war gut aufgewärmt von DJ Sammy Klotzsche, der im Verein mit Andreas Fetter für den guten Ton sorgte. Die beiden Entertainerprofis brachte auch ein kleineres Störmanöver eines Waldböckelheimer Büttenwanderers nicht aus der Façon. Ganz ohne Tusch-Maschinchen stieg der Applauspegel, schilderte der Turnvater-Jahn-Nachfahre doch Gefühlslagen, die (fast) jeder nachvollziehen kann: „Der Verstand sagt Sport, das Herz schreit „Mettbrötchen.“

"Textsicher wie noch nie", lobte Sitzungspräsident Oliver Trierweiler den Auftritt der Ellerbachquetsche.
Christine Jäckel

Aber natürlich kommen vor den Beckelumern immer die Bockenauer, zumal in der Rüdesheimer Fastnacht. Helmut Höling hat seit Jahrzehnten den, sozusagen, Aufsichtsratsposten in der RFC-Fastnacht mit dem Protokoll. Alljährlich wird unter den Promis in Dorf, Stadt und Kreis gefiebert, wer es wieder dahinein schafft. Zuerst bekam der Protokoller aber ein Geburtstagsständchen von der versammelten Narrenschar. Die größten Versager in Sachen Menschlichkeit auf der weltpolitischen Bühne ließ Höning zwar nicht unerwähnt, aber ansonsten außen vor. Allein das Trump(eltier) bietet schon Stoff in Hülle und Fülle, und die lokalen Matadoren, die für ihre politischen Auftritte und das Regieren mal bessere, mal schlechtere Noten bekamen, wollen auch gewürdigt sein.

Kurstadt sitzt auf dem Trockenen

Bad Kreuznachs Verkehrsplanern riet der Bockenauer, die Stadt doch in „Stau-Dernheim“ umzubenennen, ansonsten sitze die Kurstadt mangels Geld auf dem Trockenen, sodass im Sommer kein Brünnlein fließe. Mit der sprunghaft angestiegenen Supermarktdichte habe Rüdesheim nun zu Recht den Titel „Speckgürtel.“ Die Ellerbachquetsche stellten ihren Nachwuchs mit einer pantomimischen, aber keineswegs wortlosen Nummer vor und bekamen prompt ein Kompliment von Sitzungspräsident Trierweiler: „Textsicher wie noch nie.“ Ein weiterer RFC-Fastnachtsklassiker kündigte sich an: Inge Schuff wienerte das Elferratpult und als Reinigungskraft alter Schule sieht sie ihre Mission darin, der lebensuntüchtigen Jugend unter die Arme zu greifen.

Fastnacht hält jung. RFC-Büttendame Inge Schuff, die vor wenigen Tagen ihren 70. Geburtstag feierte, bekam ein Ständchen vom Publikum im Saal.
Christine Jäckel

„Da war letztens eine Gruppe mit einem Kasten Bier unterwegs, die wären glatt verdurstet“, zeigte sich Schuff erschüttert, dass die Kulturtechnik des Kronendeckelöffnens mit Feuerzeug offensichtlich nicht an die junge Generation weitergegeben wurde. Für die nach 18 Jahre Pause wieder aktiven Tänzerinnen von Lapislazuli muss der RFC-Vorstand über eine Bühnenerweiterung nachdenken. Die temperamentvollen Skihasen benötigten jeden Quadratzentimeter Bühne.

Nachtwächter und Ellerbachtitanen

Nach 18 Jahren Pause kein bisschen eingerostet waren die Skihasen der Gruppe Lapislazuli vom TSV Rüdesheim.
Christine Jäckel

Die Nachtwächter Michael Nies und Thomas Stoy brachten Licht ins Dunkel der Verwandschaftsbeziehungen im Dorf und klärten im Mitmach-Sprechgesang über Promillegrenzen und die Entstehung der Fladenbrote auf. Mit „Viagra-Light“ brillierten Peter Becker und Oliver Trierweiler als Klavierduo, und Tanja Frey moderierte im Guildo-Horn-Hosenanzug die RFC-Charthits. RFC-Stammgast Harold Jung aus Hüffelsheim blieb „auch mit Alkohol fröhlich“, und Kathy Goncalves und Gerd Forster tauschten Ehegeheimnisse aus. Die Ellerbachtitanen präsentierten eine maritime Tanzshow als Matrosen, bevor die „Straßenmusikanten“ zum Finale riefen.

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