Bewohner dürfen Unterkunft im Allianzhaus bis 9. Juni nicht verlassen
Fast alle Flüchtlinge infiziert: Bewohner dürfen Mainzer Allianzhaus bis 9. Juni nicht verlassen
Coronavirus
Ein Coronavirus unter dem Mikroskop. Foto: Center for Disease Control/epa/dpa/Archivbild
Center for Disease Control/epa/dpa/Archivbild. dpa

Mainz. Eine Mainzer Flüchtlingsunterkunft mitten in der Innenstadt ist zum Hotspot einer Corona-Infektionswelle geworden: Im „Allianzhaus“ wurden 52 der 132 Bewohner positiv getestet, das Gesundheitsamt Mainz-Bingen geht davon aus, dass am Ende so gut wie alle Bewohner mit dem neuartigen Coronavirus infiziert sein werden. Die gute Nachricht: Schwer erkrankt ist niemand, das Haus steht seit dem 20. Mai unter Quarantäne.

Vor zwei Wochen, am 14. Mai, wurde ein Familienvater aus der Flüchtlingsunterkunft positiv getestet, daraufhin wurden seine Familie und weitere Kontaktpersonen auf das Coronavirus untersucht, das Ergebnis: Die gesamte zehnköpfige Familie war infiziert, dazu ein Kleinkind einer weiteren Familie. Die Infektion zog in den Tagen darauf weitere Kreise: Erst kamen noch ein mal drei Infektionsfälle hinzu, dann mehr als 30 auf einen Schlag – inzwischen sind 52 Bewohner der Unterkunft positiv auf das Virus getestet worden.

132 Menschen lebten ursprünglich in dem Allianzhaus, einem ehemaligen Bürogebäude, das in der Folge des Flüchtlingsjahrs 2015 zu einer Flüchtlingsunterkunft umgebaut wurde. Auf vier Stockwerken sei hier Platz für insgesamt 300 Personen, sagte der Mainzer Sozialdezernent Eckart Lensch (SPD) am Mittwoch auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz.

Der Infektionsausbruch im Allianzhaus fällt nun in eine Zeit, in der die von den Behörden gemeldeten Infektionen drastisch gesunken waren. Durch die Infektionswelle in dem Flüchtlingsheim verzeichnete Mainz am Donnerstag nun 20 Infektionen pro 100.000 Einwohner, ohne das Allianzhaus wären es nur drei Infektionen gewesen. Bei 50 Infektionen pro 100.000 Einwohner müssen die Städte Maßnahmen bis hin zu einem erneuten Lockdown ergreifen, so wurde es zwischen Bund und Ländern vereinbart.

Stadt und Gesundheitsamt gehen davon aus, dass in den kommenden Tagen weitere Infektionen im Allianzhaus entdeckt werden. „Wir gehen davon aus, dass am Ende der Großteil positiv sein wird“, sagte der Leiter des Gesundheitsamtes, Dietmar Hoffmann. Die erste Familie samt weiterer Kontaktpersonen, insgesamt 30 Personen, war gleich zu Beginn in ein separates Haus in Gonsenheim gebracht und dort unter Quarantäne gestellt worden. Danach meldeten sich aber weitere Bewohner des Allianzhauses mit Symptomen, daraufhin wurden alle rund 95 verbliebenen Bewohner der Unterkunft Tests unterzogen und 35 Neuinfektionen gefunden. Erst danach wurde das Allianzhaus unter Quarantäne gestellt, sechs Tage nach der Entdeckung der ersten Fälle. Die derzeit noch mehr als 90 Bewohner dürfen das Haus nicht mehr verlassen.

Die Quarantäne werde bis zum 9. Juni aufrecht erhalten, sagte Lensch nun, das sei ein ausreichender zeitlicher Abstand für die Quarantäne. 31 negativ getestete Personen wurden zudem in eine eigene Unterkunft gebracht und dort unter Quarantäne gestellt, um für sie die Ansteckungsgefahr zu verringern. Nur so könne man die Quarantäne überhaupt irgendwann wieder aufheben, sagte Hoffmann.

„Es stellt sich die Frage, warum man die Flüchtlinge überhaupt so dicht gedrängt untergebracht hat“, kritisierte derweil der Mainzer CDU-Sozialpolitiker Karsten Lange: Die Stadt halte mehrere leer stehende Flüchtlingsunterkünfte für Notfälle vor, diese hätte man doch nutzen können, um die Wohnsituation der Flüchtlinge frühzeitig zu entzerren. Lensch sagte hingegen, Mainz habe derzeit noch acht Flüchtlingsheime mit einer Kapazität für 1500 Personen, aktuell habe man 1150 Flüchtlinge in der Stadt, das sei eine Belegungsrate von 75 Prozent.

Von Gisela Kirschstein

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