Ein umfassender Nahverkehr halte die ländlichen Gegenden auch in Zukunft als Wohnort attraktiv, erläuterte Diplom-Ingenieurin Makbule Engelhardt von der TU beim Fachforum in der Kreisverwaltung am Montagabend. Aber: Bei der Onlinebefragung der Universität sei gerade das ÖPNV- und Zugangebot von vielen Bürgern als unzureichend bewertet worden, berichtete Engelhardt. Was tun?
Heilmann verspricht sich Verbesserungen
Die Busverbindungen würden mit dem ÖPNV-Konzept Rheinhessen-Nahe deutlich verbessert, meinte Michael Heilmann, Verbandsdirektor Zweckverband SPNV Rheinland-Pfalz Süd. Mit neuen Hauptlinien würden die Zentren Bad Kreuznach, Waldböckelheim, Obermoschel und Alsenz miteinander verbunden. Zudem würden Zugverbindungen ausgebaut und bessere Anbindungen nach Mainz, Koblenz, Kaiserslautern und Saarbrücken geschaffen. Bis spätestens 2028 würden neue Haltepunkte in Niederhausen mit Busanbindung nach Odernheim sowie in Bad Kreuznach in Planig, der Rheingrafenstraße sowie der Pfingstwiese eingerichtet, wo anliegende Schulen angebunden würden, so Heilmann.
Auch die Hunsrückbahn sollte reaktiviert werden, forderten Teilnehmer des Fachforums. „Es ist ein Skandal, dass die Hunsrückbahn nicht in Betrieb genommen wird“, meinte Pia Hilgert. „70.000 Menschen leben entlang der Bahnstrecke“, verwies Albrecht Weil aus Stromberg auf das Potenzial der Bahn. „Wir erleben an der A 61 den Verkehrsinfarkt“, meinte Weil und sah die Hunsrückbahn auch als Anbindung ans Rhein-Main-Gebiet für sinnvoll an. Reaktivierte Bahnlinien, wie etwa die Taunusbahn, erwiesen sich als sehr erfolgreich, berichtete Weil.
Viel Zuspruch für Bahnstrecke
Zunächst einmal müsse aber die Landesregierung ein grundsätzliches Bekenntnis zur Hunsrückbahn ablegen, verdeutlichte Michael Heilmann; auch Landrätin Bettina Dickes meinte: „Die Bahn ist elementar, und daher muss die Landesregierung hier endlich mal eine Entscheidung treffen.“ Zwar gebe es vor Ort auch Widerstände, doch insgesamt sei der Zuspruch für die Bahnverbindung sehr hoch.
Eine Ergänzung zu Zugverbindungen und dem bestehenden ÖPNV könnte ein Projekt wie der „Hofer Landbus“ darstellen, dessen Konzeption Korbinian Göths vom Landratsamt Hof erläuterte. Der Landbus ergänze bestehende Busverbindungen und sei so etwas „zwischen Bus und Taxi“.
Zunächst in und um Hof eingesetzt, erweitere sich der Radius des Landbusses mittlerweile in den gesamten Kreis mit Hunderten von Haltestellen. Von 6 bis 23 Uhr könne der Bus telefonisch oder per App gebucht und dann zielgerichtet und zeitnah eingesetzt werden. Der Fahrpreis betrage stets 3 Euro – egal für welche Strecke. Besonders wichtig sei der Kleinbus für die ländliche Bevölkerung. Kliniken, Gasthäuser und Wanderparkplätze ließen sich mit dem Landbus erreichen.
Ein Landbus aus Bayern als Beispiel
„Wir befördern 40 Fahrgäste pro Tag und können insgesamt sechs Kleinbusse einsetzen“, informierte Göths. Der vom Land Bayern zu 40 Prozent geförderte Landbus ließe sich später in den Verkehrsverbund eingliedern, sagte Göths. Gerade für älteren und gehbehinderte Menschen sei der Landbus eine sinnvolle Alternative, meinten einige der Anwesenden.
Mehr Bedeutung sollte zudem das Fahrrad als umfassendes Verkehrsmittel der Zukunft erhalten, plädierte Andreas Geers, Landesvorsitzender des ADFC. Er forderte ein Umdenken der Politik und die Einrichtung von mehr und vor allem sicheren Radwegen, auch außerhalb der Stadt. Radwege, Landbus sowie neue Bus- und Zugverbindungen sollten sinnvoll miteinander vernetzt werden. Damit ließe sich letztlich eine optimale Verkehrsanbindung für sämtliche Bewohner des Kreises erreichen, bilanzierte Dickes.