Weltkriegsbombe gefunden
Evakuierung in Gensingen läuft: 3000 Bürger betroffen
In Gensingen informiert die Feuerwehr am Donnerstagmorgen die Anwohner darüber, dass die Häuser bis 9 Uhr geräumt werden müssen.
Edgar Daudistel

Bei Bauarbeiten am Nahedamm in Gensingen wurde am Mittwoch eine Weltkriegsbombe gefunden. Am Donnerstag werden seit 7 Uhr 3000 Anwohner evakuiert, die Entschärfung ist ab 14 Uhr geplant. Schulen, Kindergärten, Supermärke und MVZ bleiben geschlossen.

Gensingen. Nach dem Fund der Weltkriegsbombe in Gensingen ist am Donnerstag um kurz nach 9 Uhr die Evakuierung der rund 3000 Menschen in Gensingen beendet. Die Entschärfung ist für 14 Uhr geplant. Die Gemeinde gleicht aktuell einer „Geisterstadt“. Keine Fußgänger, Radfahrer und Autoverkehr ist zu sehen. Die Patienten aus dem MVZ wurden durch Rettungsdienste aus dem Gefahrenbereich gebracht. Die Zufahrt zu den Gensinger Straßen ist in einem Umkreis von 1000 Meter gesperrt. Die Polizei fährt nun durch die Straßen und kontrolliert, ob alle Menschen die Gebäude geräumt haben.

Die Rettungsdienste evakuieren Patienten aus dem MVZ in Gensingen.
Edgar Daudistel

Bei Bauarbeiten an der Nahe in Gensingen war am Mittwoch bei Arbeiten zur Ertüchtigung des Nahedamms eine 500 Kilogramm schwere Bombe aus dem ersten Weltkrieg gefunden. Im Umkreis um den Fundort an der Brücke von Gensingen nach Langenlonsheim müssen rund 3000 Menschen evakuiert werden, wie Pressesprecher Bardo Faust von der Kreisverwaltung Mainz-Bingen am Mittwochabend mitgeteilt hatte. Das betreffe einen großen Teil von Gensingen, einen kleinen Teil von Grolsheim, das Gewerbegebiet Gensingen und ein Teil des Gewerbegebietes Langenlonsheim im Nachbarlandkreis Bad Kreuznach. Der Kampfmittelräumdienst sei bereits vor Ort.

Betroffene Straßen: VG-Homepage gibt Auskunft

Aus Sicherheitsgründen muss vor der Entschärfung ein Radius von 1000 Metern rund um den Fundort evakuiert sein, so der Pressesprecher. Welche Straßen betroffen sind, ist laut Faust auf der Homepage der Verbandsgemeinde Sprendlingen-Gensingen aufgelistet (https://www.sprendlingen-gensingen.de). Die Straßen in diesem Gebiet werden nach einer aktuellen Pressemitteilung  am Donnerstag ab 7 Uhr gesperrt. Ab diesem Zeitpunkt startet auch die Evakuierung, die anders als ursprünglich angekündigt, erst bis 9 Uhr abgeschlossen sein muss. Schulen, Kindergärten, Supermärkte und das MVZ bleiben am Donnerstag geschlossen. Die Bevölkerung wurde am Mittwochabend durch die Feuerwehr und Polizei mit Lautsprecherdurchsagen informiert. Die Landstraße L 242 ist von der Kreuzung der L 400 bis zu Nahebrücke bereits seit Mittwoch vollständig gesperrt, ebenso die Radwege.

Bei Bauarbeiten am Nahedamm in Gensingen wurde eine Weltkriegsbombe gefunden.
Edgar Daudistel

Noch am Abend wurde die Nahetalhalle in Grolsheim hergerichtet, um die Menschen dort unterzubringen, sollten sie keine andere Möglichkeit haben. Ab 14 Uhr soll mit der Entschärfung der Bombe begonnen werden. Die Entschärfung könne erst dann erfolgen, wenn mit Sicherheit feststeht, dass sich im Evakuierungsbereich keine Personen mehr aufhalten, betonte Faust. Einsatzkräfte von Ordnungsbehörde, Feuerwehr, Polizei und Katastrophenschutz werden vor der Entschärfung bis um 12 Uhr den Evakuierungsbereich kontrollieren. „Es ist nicht absehbar, wie lange die Arbeiten dauern und die Bewohner wieder in ihre Häuser zurückkehren können“, sagt er.

Die Menschen müssen sich in der Nahetalhalle registrieren lassen. Am frühe Donnerstagmorgen waren nur 65 Personen in die Notunterkunft gekommen. Die übrigen der insgesamt 3000 betroffenen Bürger haben offenbar andernorts Unterschlupf gefunden.
Edgar Daudistel

Langsam füllt sich am frühen Donnerstagmorgen die Nahetalhalle in Grolsheim. Gerade mal 65 Personen haben sich für die Notunterkunft registriert. „Normalerweise geht man davon aus, dass sich zehn Prozent der betroffenen Menschen in der Betreuungsstelle einfinden“, sagt ein Mitarbeiter der Malteser. Die Bürger, die dort Unterschlupf gesucht haben,  werden betreut. Verpflegung steht bereit. Still sitzen hauptsächlich ältere Menschen an den Tischen, Kinder haben Spielzeug dabei. Der kleine Leon feiert mit der Familie seinen achten Geburtstag. Kuchen hat er dabei.

Menschen versammeln sich in der Nehetalhalle in Grolsheim und warten auf die Entschärfung der Bombe. Karl-Heinz Bretz aus Gensingen berichtet, dass auf dem Gensinger Sportplatz in der NS-Zeit der Arbeitsdienst ansässig war. Dort sei mehrfach bombardiert worden.
Edgar Daudistel

An einem anderen Tisch sitzt Karl-Heinz Bretz aus Gensingen mit seiner Lebensgefährtin Irene Otto aus Bad Kreuznach. Er beschäftigt sich mit Kreuzworträtsel. Sie liest ihre Zeitung, den Oeffentlichen Anzeiger. „Es ist das erste Mal, dass in Gensingen eine Weltkriegsbombe gefunden wurde“, sagt Bretz. Er habe immer gedacht, dass es nur in anderen Orte passiert. Die Vermutung liegt nahe, dass dort vielleicht noch mehrere zu finden sind. Denn auf dem Sportplatz wäre der Arbeitsdienst gewesen, berichtet der Rentner. „Und das wurde bombardiert.“

Bei Bauarbeiten am Nahedamm in Gensingen wurde eine Weltkriegsbombe gefunden.
Edgar Daudistel

Blutproben können nicht abgeholt werden

Kurz nach 7 Uhr am Donnerstagmorgen lief der Verkehr in der Gemeinde Gensingen noch normal. Busse fahren noch, die Menschen gingen zur Arbeit und zur Schule. In der Hausarztpaxis Dr. Weber in der Bahnhofsstraße wurden die Patienten, die zur Blutabnahme kamen, wieder weggeschickt. „Die Blutproben können nicht abgeholt werden“, sagt eine Arzthelferin. Die Feuerwehr fuhr durch die Straßen und informierte die Bürger, dass die Wohnungen bis 9 Uhr geräumt werden müssen. Eine Einwohnerin informierte einen Feuerwehrmann darüber, dass hier eine behinderte Frau lebe, die nicht weiß, wie sie wegkommen soll, und sie sei sehr aufgeregt. Im Seniorenheim Azurit werden ältere Menschen untergebracht, heißt es aus zuverlässiger Quelle.

Im Gensinger Seniorenzentrum Azurit werden alte Menschen untergebracht, die nicht in der Nahetalhalle in Grolsheim auf das Ende der Evakuierungsaktion warten können.
Edgar Daudistel

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